DD196 Aus kontrolliert humaner Produktion

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Aus kontrolliert humaner Produktion (Daily Dueck 196, August 2013)

Alles soll doch heute Bio sein, und wir behandeln unsere Haustiere oft besser als Kinder! Es sind unsere lieben Pflanzen, die unter natürlichen Bedingungen wachsen sollen! Es sind unsere Tiere, die ganz gewiss eine Seele wie wir selbst haben und daher human geschlachtet werden müssen! Schaut doch in ihre Augen! Ja, und da frage ich: Wo bleibt der Mensch? Der ist für sich selbst verantwortlich. Der hat das verfassungsgemäße Recht, nach seinem eigenen Glück zu streben. Es wird unterstellt, dass er das natürlich auch tut – und unsere Gesellschaft ist so fabelhaft, dass es auch jeder zu seinem Glück bringen kann, wenn er es nur wirklich versucht.

 

Mir fallen dazu zwei Begebenheiten in meinem Leben ein. Mein Vater wurde vor Jahren von einem Tag auf den anderen zu einem absoluten Schwerstpflegefall und starb einige Tage später. Ich suchte sofort aufgewühlt und hektisch nach einem Platz in einem Pflegeheim, sprach in einigen Häusern vor. Eine Leiterin, mit akademischem Grad in Management, versicherte mir, dass die Kosten in ihrem Hause wegen der hohen Zahl ausländischer Pflegekräfte sehr niedrig seien. Ich zuckte: „Die arbeiten also fast umsonst?“ – „Das auch, aber das ist nicht der eigentliche Punkt. Sie verstehen kein Deutsch und können nicht so viel Zeit damit verbringen, sich mit den Alten zu unterhalten.“

 

Die andere: Bei meinen ersten Taxifahrten in der Schweiz staunte ich mit großen Augen über die Höhe der Kosten. Sind Schweizer Taxis Einrichtungen von Raubrittern? Ich bat den Fahrer ungläubig um eine Erklärung für den hohen Betrag. Er aber sprach: „In jeder Gesellschaft gibt es Arbeiten, die erledigt werden müssen, auch das Müllentsorgen und Schweineschlachten, in Deutschland das Spargelstechen oder das Frisieren. Diese Arbeiten wollen wir von Menschen erledigt sehen. Wir in der Schweiz haben uns entschlossen, allen Menschen, die eine für die Gesellschaft notwendige Arbeit erledigen müssen, menschenwürdig zu bezahlen, so dass sie in Ehren davon leben können. Taxifahrten gehören zu solchen Notwendigkeiten.“

 

Ich weiß ja nicht, ob das so genau stimmt, aber ich war selten so beeindruckt – es klang nach Weisheit, wie man sie nicht oft antrifft.

Ja, wir müssen uns entschließen, notwendige Arbeit menschenwürdig zu bezahlen und dazu noch die Arbeitsbedingungen menschenwürdig zu gestalten.

 

Wenn jemand in Deutschland unter einem Job mit 5 Euro pro Stunde stöhnt, dann sagen wir ihm, er solle sich weiterbilden und einen neuen Beruf erlernen, der für ihn auskömmlich sein könnte. „Der Tüchtige schmiedet sein Glück.“ Wir sehen immer auf den Einzelnen hinab, der sich wohl nicht genug selbst um sein Glück kümmert und deshalb zu Recht unten in der Gesellschaft bleiben muss. Wir sehen aber nicht, dass Spargelstechen, Müllfahren oder Bücherversenden notwendige Arbeiten sind, die wir in der Gesellschaft brauchen. Wir sagen daher zwar jedem Einzelnen, dass er chancengleich bestimmt sogar Doktor werden könnte, wir akzeptieren gleichzeitig aber, dass vielleicht zwanzig Prozent der Jobs in Deutschland eben nicht auskömmlich sind und/oder schlechteste Arbeitsbedingungen bieten. Wir übersehen folglich, dass zwar jeder Einzelne zum Glück streben kann, dass aber zwanzig Prozent ständig unglücklich sein MÜSSEN. Tendenz steigend! Es werden bald wohl auch dreißig Prozent, wenn wir ungerührt so „voranschreiten“ wie in den zurückliegenden Jahren.

 

Wir zählen immer nur Arbeitslose. Wir sollten zählen, wie viele würdige Lebensplätze wir in unserer Gesellschaft haben. Was soll das Gerede über Chancengleichheit, wenn es nicht genug würdige Plätze gibt? Wenn eben ein Drittel im Elend leben muss? Was soll das Gerede von der steigenden Armut, über die wir weinen? Es ist der gesellschaftliche Unwille, jeden notwendigen Arbeitsplatz würdig zu gestalten. Denn wir glauben zu wissen:

 

Würde ist nicht wettbewerbsfähig.

 

Wenn wir aber schon Bio und erneuerbare Energien akzeptieren, warum nicht Würde? Warum führen wir nicht eine Plakette wie „Bio“ ein? „Aus kontrolliert humaner Produktion.“ „Kontrolliert humaner Service.“ Okay? Und schauen Sie auf Ihr Smartphone. Ist da eine solche Plakette drauf?

 

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26 Antworten

  1. ich bin berührt und habe das Offensichtliche im Artikel im Alltag gar nicht richtig realisiert. Denn Billiglohn gibt es tatsächlich, erschreckend und zuhauf in der industriealisierten Jobmaschine unserer Gesellschaft – und der Besserverdiener schaut weg – bei den Anderen. Dann sind für eine Gesellschaft 30% aber schon viel, zuviel. Wieviel Wenigverdiener wollen und können wir ertragen. Wollen wir das überhaupt ? Dabei sehe ich eine Schattenwelt/Wirtschaft, die schon lange den Nebenbeiverdiener, der für Hilfsarbeiten unter 12€/Stunde gar nicht mehr arbeitet; Der versierte Hilfsarbeiter schon nebenbei gar nicht unter 15€/Stunde verlangt; der Elektriker/Installateur/Fachkraft der sich nebenbei was dazu verdient und das nicht unter 20€-30€/Stunde erledigt. Und das alles wird nebenbei bezahlt und produziert Dunkelgeld und ist für den Einzelnen real erwirtschaftet und netto. Und suche ich dann Unternehmen (Handwerker, einfache FachArbeiten oder eine Hilfskraft) werde ich nicht fündig. Handwerker unterbreiten erst gar kein Angebot für Ihre Arbeiten und wenn dann zu Tarifen ab 45€/Stunde aufwärts, auch für Hilfsarbeiten.
    Und was bleibt davon dann übrig für die humane Produktion ? Würde und Mindestlohn ist eine andere Qualität der Diskussion. Gefällt mir gut. Wurde das schonmal publiziert ? Ist ja nicht ganz so Mainstream oder. Und wo fangen wir dann an ? Sparen war ja durchaus mal etwas ehrenwertes und bezeichnete für mein Verständnis die Reduzierung des Konsums und bewußte Auswahl von Produkten….. Sparen wir heute am falschen Ende, bei den Menschen und an uns selber.

  2. Empfehlenswerter Link:
    http://www.welt.de/wirtschaft/article118660505/So-gelingt-die-Karriere-auch-ohne-Uni.html
    U.U. löst sich das Problem auch „marktwirtschaftlich“: neben Pflege gehören auch der Gawasch und der Mechatroniker zu den Fachkräften, bei denen deutliche Lücken klaffen. Steht zu hoffen, dass, wenn nicht schon die schiere Menschenfreundlichkeit, der Mangel an solch notwendigen Hand-Werkern die Preise in deutlich höhere Regionen befördert. Mit dem Nebeneffekt natürlich, dass die generationenlang zu mittelprächtigen Hochschulabschlüssen geehrgeizten „Kinder“ umschulen müssten.

  3. Hallo,
    in den letzten Tagen habe ich einen Vortrag von Christian Felber über Gemeinwohl-Ökonomie gehört. Der passt glaube ich ziemlich gut zu diesem Thema!
    Un weil es mich beschäftigt möchte ich es hier einfach auch einmal weitergeben!

  4. Was Christian über den Begriff „sparen“ schreibt, finde ich sehr bereichernd. In der Tat ging Sparen einstmals mit Verzicht einher. Ich habe gespart, weil ich mir etwas vekniffen habe. Heute „sparen“ wir nicht, wir „geizen“. Will sagen, wir wollen auf nichts, rein gar nichts, verzichten. Und deshalb muss alle beliebig billig sein. So ist die Logik dieser übersättigten, hedonistischen Gesellschaft. Ich finde das erbärmlich! Und wenn wir wieder den Bogen zum Dueck’schen Text spannen, dann ist diese Attitüde nicht mal mehr bloß ärgerlich, dann ist menschenverachtend.

    Ich habe mal gelesen, das Reinigungspersonal in großen Hotelketten bekommt für die Reinigung eines Zimmers etwa 2€. Wenn das wirklich so ist tut mir der Aufenthalt dort körperlich weh. Wir verlangen blitzblanke Zimmer, toben über Wasserflecken in der Dusche und lugen noch unters Bett, ob da auch wirklich frisch gereinigt wurde. Wir zahlen 150€ oder mehr für eine Übernachtung. Und den Menschen, die dort das meiste für unser Wohlbefinden tun, denen gestehen wir nicht mehr als 2€ zu? Was passiert eigentlich gerade mit unserer Wertschätzung?

  5. Es ist mir auch nicht verständlich, warum es in Deutschland nicht möglich sein sollte, einen allgemeinen Mindestlohn einzuführen. In unserem Nachbarland Luxemburg gibt es ihn schon lange. Derzeit beträgt dort der Mindestlohn selbst für volljährige unqualifizierte Arbeitnehmer schon 10,83 EUR pro Stunde. Für volljährige qualifizierte Arbeitnehmer liegt er bei einem Stundenlohn von 13,00 EUR. Die Werte werden regelmäßig an die Inflationsrate angepasst. Auch wenn das Preisniveau natürlich höher ist als bei uns: damit kann man schon in Würde leben.

  6. Das ganze hat damit zu tun, weil „Billigjobber“ – um sich über Wasser zu halten – so viel arbeiten müssen, dass sie keine Zeit haben, sich ökonomisch zu bilden und sich entsprechend zu verhalten.
    Das billige Notenbankgeld fließt – unter Zuhilfenahme von Bankprodukten – in die Hände der ökonomisch Gebildeten und wird unter diesen verteilt. Deshalb werden Reiche immer reicher und Arme immer ärmer. Reichtum entsteht heute durch systematisch, akademische Ausbeutung von Natur und Mensch – an den Universitäten lernt man, wie es geht. Die Armen haben keinen Zugang zur Materie.

  7. Lieber Herr Dueck,
    wenn man wie Sie einen Begriff „Würde“ so bearbeitet, dass das hier mit dem Themen Mindestlohn, Armut, Gerechtigkeit zusammengebracht wird, dann hat haben Sie das Prinzip der manipulativen Werbung via Twitter, Facebook und Co. wirklich verinnerlicht.

    Wenn Sie auch nur einmal aus dem virtuellen Glashaus heraustreten würden,könnte Ihnen auffallen, dass Würde ganz woanders verloren geht: die Würde der Familien, die Ihre Kinder selbst erzogen haben oder erziehen möchten und als „Auslaufmodell“ verschrieen werden oder die Würde 1,3 Millionen in den letzten 10 Jahren abgetriebenen Kindern, die der Selbstverwirklichung in der Gestalt von spontanem Sex geopfert wurden. Die Liste ließe sich noch länger schreiben.

    Nichts für ungut.
    Jörg Debus
    QoD: „Arbeit ist eine Naturgewalt. Sie bricht aus dem Menschen hervor, wenn er vom Joch der Lohnsklaverei befreit ist.“ (Karl Marx 1875)

  8. Hat Ihre Tageszeitung die Plakette? Zeitungsboten kommen nur auf einen Stundenlohn von 5 €, wenn sie sehr schnell sind. Heribert Prantl von der „Süddeutschen“ war das – darauf bei einem Vortrag über „Zivilcourage“ angesprochen – sichtlich peinlich.

  9. Würde?
    Hört sich ja fast an wie Richard W. Fuller …

    „Würde ist nicht wettbewerbsfähig.“
    Folgt daraus, schon aus Symmetriegründen:
    „Wettbewerb ist würdelos“?

  10. Schlecker hatte über Jahrzehnte seine Mitarbeiter mehr als mies behandelt und womöglich unlängst die Rechnung dafür präsentiert bekommen.

  11. Herr Dück,
    ein nachdenkenswerter Artikel.

    Aber geht es nur um Würde? Ist es nicht eher die Individualisierung unserer Gesellschaft. Wir haben keine gemeinsamen Normen, wie wir leben wollen. Ist es wichtiger die Alten billig zu versorgen oder wollen wir Ihnen ein menschenwürdiges Leben bieten?
    Da alles scheinbar nicht mehr zu den Aufgaben unserer Gesellschaft zählt, kommt alles auf die Möglichkeiten des Einzelnen an.

  12. Ich finde es schon erschreckend, dass wir unseren Lebensstandard offensichtlich größtenteils durch Ausbeutung anderer Menschen hoch halten. Ob es nun die Niedriglöhne bei uns (z. B.: Friseur), Ostblock (z. B. Pflegekräfte), China (z. B. FOXCONN)oder Bangladesch (z. B. Textil) ist, spielt eigentlich keine Rolle.

    Bemerkenswert finde ich auch die Erkenntnis, dass Professionelle Intelligenz alleine kein Lösung zu sein scheint.
    Jeder kann Doktor werden aber nicht Alle. Natürlich wäre das wünschenswert aber die Infrastruktur steht bei uns dafür nicht zur Verfügung und den Willen dazu sehe ich in der Politik / Gesellschaft nicht.
    Da hilft – wieder mal – nur das Einsehen des Einzelnen. Jeder muss sich überlegen was er wirklich braucht und das dann auch fair bezahlen. Das ist sehr schwer. Ich versuche es hin und wieder aber viel zu selten…

  13. Eine mögliche Lösung wäre das ‚Bedingungslose Grundeinkommen‘, über das bereits seit Jahren in gewissen Kreisen diskutiert wird und das nahezu jeder zunächst für Schwachsinn und Förderung der Faulheit hält. Aus meiner Sicht wäre das der Hebel, um dem entwürdigenden Niedrig- bzw. Hungerlöhnen entgegen zu wirken. Der Zeitungsbote muss nun mal vor Ort seine Zeitungen austragen und nicht in Indien oder China. Es gibt dann ggf noch das Problem, dass die Zeitung nicht vielleicht in Indien gedruckt wird. Dafür findet sich sicher auch eine Lösung. Aber es gibt auch weitere positive Nebeneffekte. Menschen könnten plötzlich, frei von finanziellem Druck im Kampf ums tägliche überleben, ihre Neigungen und Interessen verwirklichen, Kunst schaffen, neue Dinge erfinden. Das wäre dann mal ein richtiger Schritt zurück in Richtung Steinzeit bzw zu Ackerbau und Viehzucht und hin zu neuen Pyramiden, Philosophen und Entdeckungen….

  14. Das sind ja neue Töne von Ihnen, Herr Dueck!
    Klingt ja schon fast kommunistisch. Nein, keine negative Kritik eher im Gegenteil, interessanterweise habe ich in den letzten Tagen auch ähnliches zu diesem Thema von Richard David Precht gehört und nur soviel dazu: Geld ist ja nicht alles und die vielbeschworenen Werte können nicht durch Wirtschaftwachstum gefördert werden, vielmehr muss die Gesellschaft etwas umorientieren mit einem Wachstum in Werten.

    1. Antwort an alle bisherigen Kommentare: Ich habe geschrieben, dass es notwendige Berufe gibt, die von Menschen ausgeübt werden SOLLEN und die wir nicht so gut bezahlen, dass sie davon leben können. Das ist absolut nicht in Ordnung.
      Diese Aussage hat nichts mit Idealen zu tun, nichts mit erlösendem Kommunismus, nichts mit dem bedingungslosen Grundeinkommen oder ganz und gar philosophischen Idealen.
      Natürlich müssen wir über eine vernünftige neue Gesellschaft nachdenken, aber doch erst einmal den groben Mist wegschaffen, oder?

      Wir tolerieren doch auch keine rauchenden Kamine, rostende Autos, Häuser oder Berliner Flughäfen ohne sündhaft teuren Feuerschutz etc. etc. Aber UNVERSCHULDETE Armut schon?
      Watzlawick würde sagen, wir haben da ein Problem erster Ordnung (nahe am Problem, unten direkt da). Und Sie kommentieren hier gleich auf der Meta-Ebene… das wollte ich gar nicht so sehr…

      1. SEHR GUT! Ich habe immer den Eindruck, die Menschen verstehen immer noch nicht worum es geht. Jeder möchte gut leben können. Aber unsere Gesellschaft lebt davon, dass NICHT alle gut leben.
        Das ist nicht schön und nun suchen die Menschen eine Lösung. Die suchen sie aber immer bei den ANDEREN, nie bei sich selber.
        Roy O’Finnigan sagt: „Jeder kann Doktor werden, aber nicht alle“. Ich gehe noch weiter und sage: Alle können Doktor werden, aber der Müll muss trotzdem weggeräumt werden. Im Zweifel auch von einem Herrn Doktor. Wenn der dafür anständig bezahlt wird, ist das auch in Ordnung.
        Deshalb: Wir brauchen eine andere Gesellschaft. Das Einkommen unserer Volkswirtschaft muss gerechter verteilt werden. Wir brauchen keine „Elite“ die immer reicher wird, weil sie den größten Teil des von uns allen erwirtschafteten Einkommens für sich beansprucht. Wir brauchen gerechte Einkommen und wir brauchen eine gerechte Verteilung der Arbeit für ALLE.

  15. Sehr geehrter Herr Dueck,

    ja, ich stimme Ihnen zu. Wir sollten für alle eine menschenwürdige und ausreichend bezahlte Arbeit haben, die es den Menschen ermöglicht ein ausgeglichenes und würdevolles Leben zu führen. Nur gibt es dafür keine Rahmenbdingungen im Moment, die das ermöglichen würden.

    Dazu müssste die Gesellschaft – speziell in Deutschland – sich m. E. an einigen markanten Punkten ändern:
    1.) Geiz darf nicht mehr zu Ideal hochgepusht werden – man muss bereit sein für Dienstleistungen und Service einen angemessenen Preis zu zahlen (siehe Ihr Beispiel aus der Schweiz)
    2.) Man muss das Wertesystem der Gesellschaft verändern und mehr den Wertbeitrag der Perosn für die Gesellschaft achten und nicht seine Statussymbole wie Autos, Handys, etc.
    3.) Die Ethik der Unternehmer in der Gesamtheit muss sich von maximalen Gewinnstreben auf mehr soziale Verantwortung und angepasste Profite ausgerichtet sein. Sonst werde ich Punkt 1 nicht hinkriegen. Wenn Firmen mit 30% und mehr Grossprofit protzen und der Arbeitnehmer nix davon abkriegt (weil selbst eine inflationsdeckende Erhöhung das Unternehmen ja an den Rand des Ruins treiben würde, trotz 30% Grossprofit) dann stimmt da was nicht. Und nein, daß gilt nicht für alle Unternehmen. Aber die Anzahl Unternehmen mit dem Ziel „Profit til the max“ ist einfach noch zu gross.

  16. Na ja, ich denke da praktisch: Wir könnten ja erst einmal den Menschen, die für uns notwendige Berufe ausüben und an uns ausüben (Frisöre, Kinderfrauen, Putzhilfen, Kellner, Taxifahrer etc. ) ordentlich bezahlen für ihre Dienstleistung an uns und für uns. Für mich heißt das guten Stundenlohn oder ordentliche Trinkgelder zu zahlen, die auch mal deutlich über 10 % hinaus gehen. Das ist teuer, insbesondere dann, wenn man eine Kinderfrau oder Haushaltshilfe auch noch ordentlich anstellt (mit Lohnsteuerkarte und Berufsgenossenschaft). Aber wenn ich es mir nicht leisten kann, mache ich die Arbeit mal selber, dann bekomme ich eine ganz andere Wertschätzung dafür.

  17. hm, man muss sich nur das Ende vorstellen, damit klar wird, dass die akuelle Entwicklung weder im Sinne der Gemeinshaft noch wirtschaftlich vernünftig ist: nachdem alle bis auf den letzten Großkapitalisten „versklavt“ worden ist, wundert sich dieser, das keine mehr genug Geld, hat, sich die tollen Smartphones, Autos etc. leisten zu können, zu blöd aber auch.
    Anstz muss m.E. sein, zwar ausreichend Anreize für Invest zu schaffen, aber auch genügende Ausgleich, damrit alle ohne professionelle Intelligenz auch eine Chance haben, an der Gemeinschaft und am Wohlstand zu partizipieren. Es gibt auch genügend gemeinschaftliche wertvolle Aufgaben, die H4-Empfänger ausführen könnten – und dafür vernünftige Entgelte erhalten sollten, aber bitte nicht gezwungen werden, etwas schwarz hinzuverdienen zu müssen.
    Es bedarf allerdings einer Aufklärungsarbeit für ausreichend viele asureichend gebildete (Welt-)-Bürger, damit diese Veränderungen global auf demokratischer Basis voranschreiten können.

  18. Gegen diese Kolumne setzte ich zur politischen Großkritik an, denn sie machen einen großen Fehler:
    Sie machen die Würde von der Arbeit abhängig!
    Das ist nicht nur falsch sondern wäre auch fatal wenn es gesellschaftliche Realität wäre.
    Nach dem Artikel 1 des Grundgesetzes ist die Würde einen Menschen in Deutschland unantastbar und um das zu Erfüllen wurden eine Reihe von Versicherungen geschaffen.
    Ein Teil davon ist die Sozialversicherung welche verhindern soll, dass einem Mensch das Geld zum würdigen Leben fehlt.
    Prangern sie Unwürdigkeit oder synonyme Begriffe an, so muss dies zwingend zu einer Kritik des Sozialsystems und in gewisser Weise des Bundesverfassungsgerichtes führen, sofern sie mit unser staatlichen Grundstruktur übereinstimmen.

    Ich will damit nicht die große gesellschaftliche Problematik von niedrigen Löhnen fürnotwendige Berufe leugnen, doch ist mir das richtige Zuschreiben von Verantwortlichkeit in unserem politischen System wichtig.

    Für man diese Argumentation weiter so kommt man zu einer Debatte über die Struktur des Arbeitsmarktes, dessen sozialistische Kritik die Fragestellungen kreist:
    – Soll Arbeit freiwillig sein?

    Wäre sie freiwillig so könnte es keine ungerechte Arbeit geben schließlich darf jeder entscheiden ob er zu diesem Lohn schuftet. Angebot und Nachfrage würden wie gehabt die Bezahlung bilden.
    Ist man dieser Meinung, so muss man die Arbeitszwangsmaßnahmen von Hartz 4 die das Angebot an Arbeitskräfte künstlich hochhalten abschaffen und ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen.

    Stimmt man nicht zu, so kann man sich noch über Lohnuntergrenzen streiten.

  19. (…. Fortsetzung von meinem vorherigen Text…)
    Ich vergaß die zweite Fragestellung zur Struktur des Arbeitsmarktes, denn die ist:
    – Darf jemand der Arbeitet abhängig von staatlichen Zuschüssen sein.?
    Ist man dagegen so spricht man sich für für eine Lohnuntergrenze aus.
    Und ehrlich gesagt scheint mir das ihre Position zu sein.
    nach dem Motto: „Niemand der Arbeit soll davon nicht leben können und auf Almosen angewiesen sein. Zumal viele schlecht bezahlte Jobs, auch wenn man für sie kein Professional sein muss, gesellschaftlich notwendig sind.“

    Hierbei gebe ich jedoch zu bedenken, dass die Abneigung gegen staatliche Zuschüsse rein subjektiv ist und somit nicht unbedingt Maßstab sein sollte. Auch kommt sie mir etwas altbacken vor, bestückt mit Werten wie Ehre und Stolz („Jeder sollte wenn er Arbeitet alleine seine Familie versorgen können“).
    Abhängig ist in der sozialen Marktwirtschaft jeder vom Staat, schließlich zahlt er die Infrastruktur in der wir Leben. Und Objektiv ist es doch egal woher das Geld kommt, solange:
    – Es ausreicht zum würdigen Leben (wäre das nicht so, springen zum Anfang des Textes).
    – Man bekommt als welche die nicht Arbeiten, was in unserem Aufstockersystem der Fall ist.

    Zugegebener Maßen vermisse ich bei einem so politischen Thema eine konkretere politische Positionierung von Ihnen.

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