DD290: Short-Attacken oder Pech durch Mittod – Milliarden vernichtet! (April 2017)

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Letztens hat es wieder eingeschlagen. Diesmal hat es Aurelius erwischt. Der Börsenkurs, der seit Jahren kontinuierlich bis auf 67 Euro gestiegen war, brach auf fast die Hälfte ein, das Tief lag kurzzeitig bei 35 Euro. Was war passiert?

Eine Firma namens Gotham City Research (schöner Name!) beschuldigte Aurelius in vielen Punkten, unseriöse Zahlen zu publizieren. Zong, saust der Kurs in den Keller. Natürlich hat Gotham vorher nicht bei Aurelius angerufen und um eine Klärung der beobachteten möglichen Unstimmigkeiten gebeten. Gotham hatte vor dieser Attacke etwa ein Prozent der Aurelius-Aktien leerverkauft und dann gleich nach der Publikation der Vorwürfe wieder glattgestellt. Verkauf zu 66 Euro, Rückkauf zu vielleicht 39 Euro – gutes Business!

So etwas Ähnliches trug sich im Frühjahr 2016 bei dem großen Aschheimer/Münchner Unternehmen Wirecard zu. Eine unbekannte Firma Zatarra Research eröffnete am 24. Februar eine neue Webseite, auf der nur eine umfangreiche Studie angeboten wurde, die im Wesentlichen die Wertlosigkeit der Wirecard-Aktien nahelegen wollte. Schauen Sie sich vielleicht kurz den Twitter-Account von Zatarra Research (@ZRI2016) an. Allererster (!) Tweet: „Betrug & Korruption: Kurziel Null!“ Im Original: „Zatarra Research initiates coverage on Wirecard AG – Wide scale corruption & corporate fraud: target price of €0.00/share (100% downside).“ Am gleichen ersten Tag steht dort: Zatarra Research folgt jetzt Gotham City Research auf Twitter. Dann folgen noch 62 Tweets von diesem Wirecard-Hate-Account – der letzte am 2. Juni 2016. Die Wirecard-Aktie brach damals sofort ein und erholte sich erst nach vielen Monaten wieder – sie steht heute auf historischem Hoch. Die Short-Attacke scheint überstanden, aber der Vorgang schadet dem Unternehmen natürlich noch lange, weil die Börsenkommentatoren bei jedem Fitzel wieder fragen: „War da doch was dran?“

Ich will sagen: Man kann Millionen scheffeln, indem man vage Vorwürfe gegen eine börsennotierte Firma im Internet formuliert, am besten so, dass sich die Vorwürfe nicht sofort entkräften lassen. Das betroffene Unternehmen braucht dann ein paar Tage für eine seriöse Antwort – bis dahin rauscht der Kurs aber nach Süden ab. Da haben die Leerverkäufer gut Zeit zum Kassemachen. Was das betroffene Unternehmen nach einiger Bedenkzeit und Rechtsberatung antwortet, ist schon egal. Die schwarzen Ritter sind schon weg, das Unternehmen leckt seine Wunden, die Aktionäre sitzen auf schweren Verlusten.

Und, wie gesagt: Die Presse überschlägt sich nun wochenlang mit „Ist da was dran oder nicht?“ – „Mega-Chance oder Griff ins fallende Messer?“ Die Presse schreibt sich die Finger wund – ohne dass es irgendeine neue Information gibt. Aber die Artikel stoßen lange Zeit auf das Interesse der geschädigten Aktionäre, die nervös jeden Artikel anklicken. Jeden! Das bringt den Börsenpostillen Werbegeld und Neuabos. Der Aktienkurs bleibt bei dem Hin und Her in der „Berichterstattung“ (wie „Spekulieren“ genannt wird) eher unten, weil man ja Aktien kaufen möchte, denen uneingeschränkt vertraut werden kann. Das geschädigte Unternehmen muss lange warten, weil Aktionäre Vertrauen mit „lange Zeit nichts passiert“ gleichsetzen.

Vielleicht kennen Sie dieses bedenkliche Spiel ja schon. Ich möchte zwei wesentliche Perspektiven hinzufügen, die eigentlich nicht in der Berichterstattung vorkommen. Erstens: Bei den plötzlichen Einbrüchen verdienen einige Bankinstitute sehr gut. Zweitens: So ein Kursrückschlag kann nicht nur das attackierte Unternehmen selbst, sondern auch ganz unbeteiligte Firmen in den vollen Abgrund reißen – die Firmen, nicht nur die Aktienkurse, egal, ob die Vorwürfe zutreffen oder nicht.

Zum ersten Punkt: Banken verkaufen ihren vermögenden Kunden allerlei Zertifikate, unter anderem solche, die großen Gewinn für den Fall verheißen, dass die Aktie niemals unter ein bestimmtes Niveau fällt. Rufen Sie zum Beispiel bei der comdirect bank im Internet „Aurelius“ und danach eventuell „Trefferliste Aurelius“ auf, dann sehen Sie serienweise die Kurse von solchen Zertifikaten. Ich zitiere einmal aus dem Erklärungstext von etlichen von ihnen (die Euro-Zahl geändert):

Dieses Knock-Out-Produkt (Call) hat eine unbegrenzte Laufzeit und ist mit einer Knock-Out-Barriere von 35,56 EUR ausgestattet. Liegt der Kurs des Basiswertes Aurelius Equity Opportunities SE & Co. KGaA über dem Basispreis in Höhe von 35,56 EUR partizipiert der Kunde überproportional an der Entwicklung des Basiswertes. Wird die Knock-Out-Barriere während der Laufzeit erreicht, verfällt das Knock-Out Produkt wertlos.

Solche Zertifikate gab es mit verschiedenen Barrieren um die 40 Euro, diese Zertifikate sind bei der kürzlichen Attacke von Gotham wertlos verfallen. Die Banken, die diese Zertifikate verkauft haben („Aurelius steigt doch immer, das wissen Sie doch, da liegen Sie auf der richtigen Seite“), verdienen an der Gotham-Attacke prächtig. Hmmh, wird so etwas auch einmal untersucht? Der Kurs einer Aktie muss nur EINEN Tag unten sein und schon sind für deutsche Zertifikatsemittenten die Millionen abgeerntet. „Danke, Gotham.“ Viele Banken müssen also ein Interesse haben, dass es einen kurzen Kursausreißer gibt.

Zum zweiten Punkt: Viele Unternehmen haben neue Produktionsanlagen mit dem Erlös von Anleihen gebaut, die sie natürlich aus den Gewinnen zurückzahlen müssen. Sagen wir zum Beispiel: Die Anlagen bringen das Geld in zehn Jahren wieder rein. Es wäre nun gut, wenn man eine Anleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren auflegt („fristenkongruent“). Diese langen Laufzeiten werden besonders mittelständischen Firmen nicht zugestanden. Die Investoren wollen sich nicht so lange festlegen, sie scheuen das Risiko. Deshalb verkauft das Unternehmen schweren Herzens die Anleihe mit fünf Jahren Laufzeit. Am Ende dieser Laufzeit MUSS es dann eine neue Anleihe über wieder fünf Jahre auflegen – dann stimmt alles.

Stellen wir uns vor, dass die ersten fünf Jahre fast herum sind und dass in diesem Augenblick das Unternehmen von einer Shortattacke à la Gotham erfasst wird. Jetzt kann es leider die neue fünfjährige Anleihe nicht verkaufen, denn die Investoren und Banken wollen sich nicht die Hände verbrennen. Sie können auch Privaten die Anleihe empfehlen, weil sie ihnen ja Vertrauenswürdiges anbieten müssen. Die Folge: Das Unternehmen ist auf der Stelle zahlungsunfähig, weil es sich nicht refinanzieren kann – oder es muss im Augenblick die doppelten Zinsen anbieten und wird daran zugrunde gehen. Natürlich wäre eine zehnjährige Anleihe sauber gewesen, aber die bekommt es vom Kapitalmarkt nicht.

Noch schlimmer: Es gibt in Deutschland so einige mittelständische Unternehmen, die sich wie eben beschrieben per Anleihen finanzieren und dann revolvierend refinanzieren (müssen). Wenn es nun eines der mittelständischen Unternehmen per Short-Attacke voll tödlich erwischt oder wenn es aus anderen Gründen in Schieflage gerät, dann sacken die Anleihekurse sehr vieler anderer mittelständischen Unternehmen per Sippenhaft allesamt in den Keller, weil die Anleger jetzt in Panik aus überhaupt allen Anleihen fliehen, nicht nur aus den Anleihen des angegriffenen Unternehmens. Stellen Sie sich vor, das Beispielunternehmen muss eine Anschlussfinanzierung gerade dann finanzieren, wenn ein anderes Unternehmen Pleite geht oder von Short-Sellern angegriffen wird. Dann geht es selbst in den Bankrott – quasi ohne eigene Schuld. Es wird Opfer anderer Risiken, die eigentlich nicht seine sind – so wie Hausbesitzer, die es in der Finanzkrise traf, als die Immobilienpreise überall fielen, weil Lehmann Brothers starb.

Es sind also nicht nur Machtpolitiker, die um der Mehrmacht willen das Zündeln lieben. Es gibt auch ein großes Spiel der Risiko-Zündler, die schweren Schaden auslösen, nur um ein paar Millionen zu verdienen. Der Schaden bei den Opfern ist wohl meist viel größer als der Profit der Spekulanten, aber das kennen Sie ja genugsam aus dem Umweltbereich oder von simplen Einbrüchen: Da sprengt einer die teure Tür auf, verwüstet alles, findet 50 Euro und verschwindet.

 

Und wenn Sie das noch interessiert: Die Unternehmen haben keinen Einfluss darauf, ob es auf ihre Aktien Zockerzertifikate gibt, die die Banken herausgeben. Wirecard und auch Aurelius gehören zu denen, bei denen viele Zertifikate aufgelegt wurden und werden. Dann kann so eine Shortattacke viel besser zünden. Ich denke, dass die Existenz der Zertifikate die Zocker anzieht. Und das Unternehmen kann nichts dagegen tun.

 

Ich bin gerade mit dem Schreiben fertig, da berichten alle Medien, dass ein Zocker die Bombenattentate auf die Spieler des Fußballclubs Borussia Dortmund verübt hat. Zum Glück waren die Bomben falsch angebracht, nur ein Spieler wurde verletzt. Wären etliche Spieler getötet worden oder eben nur so schwer verletzt, dass sie nie mehr spielen könnten, dann wären die Aktien des Dortmunder Vereins in Bodenlose gestürzt – die Spieler im Bus sind ja zusammengenommen so manche hundert Millionen Euro wert. Also üben Sie das Ganze nochmals: Suchen Sie auf dem comdirect Informer nach „Borussia Dortmund“, dann erscheint eine Zeile mit der Aktie. Darüber ist ein Pull-Down-Knopf, der Sie auch statt „Aktie“ zu „Optionsscheine“ und „Zertifikate“ führt. Es sind 102 Optionscheine und 281 Zertifikate gelistet. Der Verbrecher hat kurz vor dem Anschlag Put-Optionsscheine gekauft (Recht, Aktien zu einem hohen Preis dem Anderen zu verkaufen; dieses Recht wird wertvoll, wenn die Aktie an Wert verliert). Der Mörder hätte also viel Geld verdient. Das steht in der Zeitung, das sieht jeder. Aber schauen Sie einmal auf die Zertifikate: Da sind wieder Mengen solcher Knockout-Konstrukte auf Borussia Dortmund. Wenn also der Anschlag geglückt wäre, würde diese Zertifikate wertlos und die ausgebenden Institute reich.

Ich hoffe, ich habe Ihnen erklären können, dass das Ausgeben solcher Zertifikate und Optionsscheinen in einem extremen Ausmaß (nicht an sich) zu Verbrechen animiert und große Konsequenzen haben kann: Menschen und Unternehmen werden vernichtet, die unter Umständen (wie am Beispiel von mittelständischen Unternehmen gezeigt) überhaupt nichts mit der Sache zu tun haben. Spekulation kann also hohe Kollateralschäden erzeugen, nicht nur Verbrecher und Zertifikatsausgebende reich machen.

 

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15 Antworten

  1. Dieser Artikel ist alarmierend und ein absoluter Augenöffner. Ich wünsche ihm möglichst große Verbreitung, vor allem in den Reihen der Verantwortlichen in der Politik und im Bankengeschäft.

    Short Attacks sind fraglos ein Verbrechen, aber die Rolle der Banken stößt dabei besonders übel auf. Vor meinem geistigen Auge entstehen Bilder von überfetten, glatzköpfigen Bankbossen mit dicken Zigarren im Mundwinkel, wie sie hämisch grinsend mit ihren gierigen Wurstfingern die Knockout-Jetons vom Spieltisch abräumen und dabei rufen, „Ist ja nicht unsere Schuld!“

  2. Hr Dueck hat es mit der Zeitung und den Anlegern, die nach einem Short Attack sich darüber den Kopf zerbrechen, schon angedeutet:
    Die Realität ist das, was passiert. Nichts macht dies rückgängig!!!*
    Um es zu konkretisieren: Ich denke nicht, dass Gesetze hier helfen können. Es ist so wie der Terror: Alleine die Angst(das fehlende Vertrauen) durch Anzeichen löst in den Menschen einen Handlungstrieb aus.
    In der heutigen Welt ist alles so schnell, dass man mit dem Geld „längst über alle Berge ist“.

    Ich gehe noch einen Schritt weiter: Selbst wenn man den oben im Beitrag beschriebenen Fall als Betrug entlarvt(!), und man dadurch die Aktie rational und theoretisch behalten kann(!), ist der Aktienkurs ja kein Abbild des Realwertes(!), sondern ein Angebot-Nachfrage-Konstrukt. Damit muss nur einer(!) annehmen(!), dass ein anderer(!) dies nicht durchschaut und verkauft(und der Wert sinkt). Dies ist praktisch immer der Fall.
    Ok, letzter Schritt: Selbst wenn sie die Aktie halten und nach dem Short Attack nach ein paar wenigen Monaten wieder den Ausgangskurs erreichen, haben sie einen realen Verlust. Dieser besteht in dem Zeitverlust, den ihr Geld/Aktie braucht, um sich zu erholen. Hätten sie eine andere Anlage, würden sie in dieser Zeit vermutlich Gewinn machen. Hätten sie vor der Attacke verkauft und würden am Tiefpunkt(ein paar Tage später) einsteigen, wäre ebenfalls Gewinn drinnen.

    Interessant ist wirklich der Bonus, den das System(die Banken) aus der Sache schlägt. Dies zusammen mit Eigeninteresse ist keine gute Konstellation.

    All das ist so gefährlich, da es sich auf Logik(Mathe) und Psychologie(Zwischenmenschliches) gründet, die nicht so zu verändern sind. Ja, es sind intuitive Annahmen meinerseits, daher kann es auch falsch sein..

    *Gemeint sind die Auswirkungen. Der Geldverlust ist an der Börse zu verteilt, das Vertrauen muss erst ganz langsam wieder wachsen, es gibt niemanden im „System“, der dem betroffenen Unternehmen hilft oder es entschädigt.
    Selbst eine Klage mit positivem Ausgang kann diesen Schaden nichtmal ansatzweise ausgleichen!

  3. Angst und Gier treibt die Menschheit an. Fake News dienen diesen Ansichten in die eine oder andere Richtung. Vor Jahren gab es im Rohstoffsektor Meldungen über sensationelle Vorkommen, die vom Unternehmen xy ausgebeutet würden. Der Aktienkurs werde sich vervielfachen. Auch hier nutzen entsprechend interessierte Seiten die Fake News, um Profite damit zu machen. Die Anleger waren die Dummen.
    Heutzutage haben aber solche News aufgrund der Verbreitungsmöglichkeiten viel mehr Einfluß als früher auf dem Viehmarkt.
    Manchmal sind auch scheinbar ehrenwerte Geschäftsleute im Fokus, wie in der Affäre Breuer vs. Kirch, die zur Kirchpleite führte.
    Jeder, der sich in diesem Markt betätigt, sollte sich dessen bewußt sein.
    Übrigens hat u.a. der Gesetzgeber die Kreditvergabe von Banken mit den BASEL-Gesetzten gerade für den Mittelstand erheblich erschwert. Selbst als Rentner wird es ein Problem eine Immobilie fremd zu finanzieren, selbst wenn ihr Vermögen höher ist als das Objekt kostet.

  4. Und wieder mal ist es das Werkzeug, welches hingerichtet wird. Konsequent ich bin dafür, Messer, Gabel, Schere und Licht zu verbieten oder zumindest den Gebrauch staatlich zu reglementieren. Schließlich kann man sich oder andere damit übel verletzen oder sogar finanziellen Vorteil aus der puren Androhung einer Gabelattacke ziehen. Wer kennt nicht den gequälten, halb unterdrückten Schrei des potentiellen Opfers Bitte, nein! Nicht die Gabel!!““

    Dieser Weckruf sollte deutschlandweit, ach was – weltweit! – erschallen.

    So geht das nicht weiter!!111einself!!

  5. Ich habe nie verstanden, warum ich solche Produkte kaufen sollte. Da kann ich mein Geld ja gleich im Glücksspiel verjubeln.
    Offensichtlich gibt es aber viele Menschen, die genau so etwas suchen…
    Ich persönlich kaufe Aktien und Anleihen rein aus dem Interesse, an der zukünftigen Entwicklung eines Unternehmens teilzuhaben. So war’s doch ursprünglich wohl auch gedacht.

    1. Buy and Hold ist vorbei. Die Aktien gingen nach einer Aufholjagd in den 80ern um den Jahrtausendwechsel in den Zenith. Dann wurden Stockbroker rausgeboxt aus dem Geschäft und die Investmentbanken übernahmen. Das passierte relativ unbemerkt. In dem Sinne war die der Volksaktie ein Beschiss by Design.

      Wenn sie früher einfach Aktien haben gekauft und gehalten war diese Strategie eine gute, heute hingegen bspw. sich auf diese Art eine Pensionsvorsorge aufbauen zu wollen bedingte währen der Arbeit zu traden.

      Mit der Industrialisierung geht einher die Finanzierung des Verbrauchs. Und seien sie versichert die zahlt der Verbraucher, weswegen die Rolle auch so heißt.

      Die Entwicklung der 80er Jahre bis 2k war einmalig. Es ware ein gewisses Aufholpotential da aufgrund der Änderung der Bewertungslogik weg von Substanz zu Hoffnung in alle Ewigkeit abgezinst.

      Sie kaufen heute locker und lässig 16 bis 20 Jahre und im Peak umso mehr Jahre Gewinnvorschau mit und das ist noch billig. Selbst im einfachen Fall, ex-dividende wäre der Gewinn, wird der Kurs um die Ausschüttung korrigiert und durch sofortiges Hochhandeln kommt wieder ein Jahr Hoffnung (Gewinnerwartung) hinzu. Das war nie anders, allein war der Betrag gemessen am Substanzwert vor den 80ern eher klein.

      Aber gehandelt Titel heute repräsentieren die Fähigkeit eines Unternehmens Zinseszins zu erwirtschaften in der Zukunft und nicht nur die Dividende reinzubekommen. Dies Bewertungsniveaus stehen auf höchst tönernen Beinen, mehr als eine Gewinnentwicklung entlang der Exponentialfunktion wird schwer abbildbar sein. Auch aus dem Grund ist das Handeln der Differenz dieser Erwartungen eigentlich unausweichlich. Ewig nach oben kann es nicht geben, rauf und runter ist immer drinnen solange der Spieler den Ball hält.

      Dividenden sind keine Zinsen ;). Das macht klarerweise die Kurse anfällig. Noch dazu orientieren sich die Kurse bspw. von Aktien nicht an allen verfügbaren sondern der gehandelten Menge.

      Aktienmärkte sind nichts anderes als eine Art ‚Verstaatlichung‘ auf amerikanisch – public control.

      Ansonsten kaufen die Pensionsfonds die Aktien wenn die Preise am Hochpunkt sind und die Investmentbanken kaufen wieder zurück wenn die Kurse im Tal sind. Das Spiel ist nicht neu, sondern läuft schon ewig und 3 Tage.

      1. Buy and Hold ist vorbei????
        Es gibt zig Gegenbeispiele! Nehmen Sie z.B. Procter & Gamble. Procter & Gamble steigert die Ausschüttung seit 61 Jahren ununterbrochen!! Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei etwa 3%. Aktienkäufer aus dem Jahr 2001 erzielen gut 9%. Solche „langweiligen“ Aktien gibt es viele.
        Die Mehrheit schaut aber auf die „Extremisten“!! Nicht nur bei den Aktien. Gesunder Menschen- und Geschäftsverstand werden eben selten „geliked“. Das gibt ja keine „Aufreger“ her.

        1. Ja ich meine auch. Mein Portfolio, stockkonservativ, entwickelt sich auch heute noch sehr gut. Aber gut, ich finde, es ist auch gut, wenn es keine zweistelligen Zuwächse gibt. Selbst die alten Chemieschlachtschiffe entwickeln sich gut.
          Ich habe einen Onkel, der sitzt am Freitag immer gebannt vor dem Rechner um seine short Geschichten zu beobachten. Ich hatte nie verstanden, warum er das macht und wie sich das für einen kleinen lohnen soll. Die Regeln machen in diesem Business doch die Investmenthäuser.

    2. BlackRock, der größte Investmentfont hält z.B. an jedem DAX-Unternehmen 3-7% der Aktion. Dann kann Ihre Strategie so falsch nicht sein.
      Optionen machen Sinn, wenn man sich unsicher ist, und entweder mit begrenztem Einsatz auf eine Kurssteigerung spekulieren statt die Aktie jetzt kaufen will (Call-Optionen), oder wenn man Angst vor Kurseinbrüchen, z.B. nach Wahlen, hat, die Aktien selbst aber nicht aus Panik verkaufen will (Put-Optinen). Im letzten Fall ist der Verlust in Höhe des Options-Preises einkalkuliert, wenn das „gute“ Ereignis eintrit. (Ist etwas komplizierter, aber für hier zu kompliziert.) Das ist dann wie „wetten“, und die Bank verdient im Durchschnitt am Ausgabeaufschlag.
      Zertifikate mit „Knock-Out-Barrieren“ und anderen komplizierten Strukturen gehören aber verboten. Mir wurden solche Dinger auch schon von einer Volksbank(!!!) angeboten, aber keiner konnte mir erklären, wie und warum die Bank und wir, Kunden, von solchen Geschäften gleichzeitig etwas haben können. Also: Finger weg!

      Nebenbei: Falschinformationen, wie eingangs beschrieben sind strafbar. Das ist schlicht kriminell. Seriöse Analysten dürfen mit ihren Insider-Informationen nicht handeln. Das wird von der Aufsicht kontrolliert.
      Und Leerverkäufe sind keine Zertifikate. Ein bekannter schäbischer Unternehmer hat sich und seine Familie mit so einer Spekulation vor ein paar Jahren mal fast ruiniert.

  6. Diese Attacke gegen den Fußballclub war schon erstaunlich. Aber nichts anderes treiben andere im großen Stil, nämlich jene denen Menschen ihr sauer Erspartes anvertrauen.

    Mal abgesehen von Aspekten rund um die Medien. Eine ähnliche Wirkung entfalten Patentrechtsklagen.

    Die Patentrechtsklagerei im Kontext von Industrie 4.0 und Digitalisierung wird noch spannend. Microsoft und Windows waren nicht ultimativen Heuler, aber Unternehmen konnten halbwegs sicher sein von Patentrechtsklagen nicht tangiert zu sein und der Kunde Frieden zu haben.

    Früher war ein dem Eck solange beim Halter der Patente als jener der es einreichte im Sinne des Erfinders Kulanz ein Möglichkeit. Heute kaufen irgendwelche ‚Investoren‘ solche Patentrechte mit der Absicht irgendwem einfach mal zu verklagen und zu schauen was rausfällt.

  7. Leerverkäufe und -käufe sind letztlich ein Handel mit Erwartungen und seit Jahrhunderten üblich. Im Kern sind dies Nullsummenspiele, also Wetten einer geschlossenen Community, der sog. „Investoren“ auf ein zukünftiges Ereignis, den Verkaufspreis einer Ware. Wenn jemand das zukünftige Ereignis manipuliert, dann ist das Wettbetrug und ebenfalls ein uralte Masche und strafbar. Gerad im Sport fast schon normal (Pferderennen mit gedopten Pferden, gekaufte Boxer oder Torwarte, etc.)

    Solange die Teilnehmer an den Wetten wissen und ihnen klar ist, dass es Wetten und keine Geschäfte sind, ist dabei auch nicht viel einzuwenden. Sie sind keine „Investoren“ sondern Zocker. Problematisch wird das ganze, wenn die Zocker mit dem Geld anderer Leute zocken. Und genau das wurde als Erkenntnis aus der Weltwirtschaftskrise 1929 dadurch verhindert, dass solche Geschäfte nur aus Eigenkapital der Zocker finanziert werden konnten. Der Glass-Stegal-Act der USA von 1933 verbot den „Investment“-Banken sich Geld bei Geschäftsbanken zu leihen (Trennbankensystem). Damit waren die Einlagen der Sparer vor dem Zugriff der Zocker geschützt.

    Das hat den Zocker-Banken natürlich nicht gefallen und wurde 1999 unter Bill Clinton komplett aufgehoben. Damit konnten sich die Zocker Geld bei den Geschäftsbanken leihen und damit munter wetten. Die Internetblase der Aktienkurse und deren Platzen waren die direkten Folgen. Die Immobilienkrise war dann die nächste Katastrophe.

    Wundersamerweise wurde die Wiedereinführung des Trennbankensystems von Donald Trump in seinem Wahlkampf mehrfach versprochen. Die EZB lehnt es ab, warum auch immer.

    Jeder Handel mit Erwartungen ist letztlich schon wegen der damit verbundenen Kosten (z.B. Bonus-Zahlungen an „Händler“) eine Vernichtung von Kapital und damit schädlich für die Realwirtschaft. Auch der Handeln mit Aktien ist ein Handel mit Erwartungen. Der Aktienhandel, dessen Volumen den Handel der Realwirtschaft inzwischen übersteigt, enthält auch einen deutliche Komponente „Erwartung“, nämlich auf die Zahlung einer Dividende.

  8. Zu Ihrem ersten kritischen Anmerkung muss ich ein paar kritische Worte loswerden.

    Dass Banken, die Knock-Out-Zertifikate emittieren, von plötzlichen Kursrückgängen profitieren, ist schlichtweg nicht richtig. Sie sichern sich gegen jede mögliche Kursbewegung der Aktie ab (Hedge).
    Sie sind Finanzdienstleister und verdienen lediglich am Ausgabeaufschlag. Das Risiko wollen sie nicht tragen (und dürfen sie meistens auch gar nicht).

    Short-Attacken bleiben trotzdem schlecht. Volkswirtschaftlich selten sinnvoll (nur wenn Überbewertung tatsächlich vorliegt).

    Derivate dienen generell zum Risikotransfer zwischen Parteien, die Risiko absichern wollen denen, die es aufnehmen wollen, um Rendite zu generieren. Macht also eigentlich Sinn.
    Knock-Out-Zertifikate erfüllen diesen Zweck jedoch leider nur bedingt. Die gibt es eigentlich auch nur, weil es genug private Anleger gibt, die doof genug sind die Dinger zu kaufen. Institutionelle Anleger meiden diese Zertifikate.

    Ansonsten wieder sehr guter Beitrag! Vielen Dank 🙂

  9. Hier ein Link zur Strafgesetzbuch „Bankrott“ § 283 StGB. https://dejure.org/gesetze/StGB/283.html
    Insolvent ist also nicht gleich mit Bankrott. Nur mal so als Info.
    Die Zocker interessiert es natürlich nicht. Und einem Unternehmen nützt es auch recht wenig, wenn es durch Zocker in die Pleite getrieben wird.
    Der BVB sollte sich besser aus dem Aktienmarkt verabschieden, ehe noch Schlimmeres passiert.
    Freue mich, dass der BVB gestern das Halbfinale des DFB-Pokals gewonnen hat.

  10. Ist sicher nicht ernst gemeint mit dem Rückzug vom BVB als AG, oder??
    Falls doch, wer soll sich denn noch aus dem aktiven Leben verabschieden, weil es verrückte Individuen gibt??
    Mit solchen Einstellungen kann man ja gleich unterwürfig zum Terroristen, Verbrecher, Erpresser usw. gehen und um Gnade winseln.
    Wer in solcher Weise Verbrechen kommentiert, hat irgendwo einen Denkfehler begangen.

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