Das Sintflutprinzip

Das Sintflutprinzip – Ein Mathematik-Roman

Dies ist historisch mein erstes Buch gewesen. Ich habe von 1993 bis 1996 sehr lange daran gearbeitet. Es wurde nie gedruckt, weil es „zu verrückt“ war. Durch meine späteren Bücher, die „viel verrückter“ sind, war die „Verrücktheit“ als solche im Jahr 2004 kein Hinderungsgrund mehr, es zu publizieren. Zuletzt erschien mein erstes Buch dann doch.

Das Sintflutprinzip – Ein Mathematik-Roman

Es geht um das Optimieren, um den Versuch, die beste Lösung von allen zu finden. Die mathematische Optimierungstheorie entwickelt Computerverfahren dafür. Und Menschen versuchen sich täglich und sehr laienhaft in der Kunst, das Beste zu finden. („Papa weiß genau, was das Beste für alle ist, auch wenn es nicht so scheint.“)

Optimierung finden wir in der Praxis überall, besonders in der heutigen Zeit, in der ja die Menschen mit fast finsterer Energie darauf aus sind, Geld zu sparen. Mathematiker optimieren Flugpläne, Zugpläne, Arbeitsabläufe oder den Verschnitt: Wie viele Unterhemden kann ich aus einem rechteckigen Stück Stoff schneiden? Wie viele Handtaschen aus einer Krokodilhaut, aber bitte so, dass keine unschöne Stelle oder gar ein Einschussloch ausgeschnitten werden? Wie mischt man Tabak oder Orangensaft zusammen, damit er immer gleich schmeckt? Wie lange muss man Dosensuppe oder Hundefutter kochen, so dass es gerade gar ist? Wie konstruiere ich Parabole für Autoscheinwerfer?

Solche Probleme haben wir bei der IBM in praktischen Einsatz studiert und zum Teil wahnsinnig gute Lösungen gefunden (Computer sind eben hier besser als Menschen!). Darüber möchte ich im Buch berichten.

Mich hat dabei mehr das Nachdenken über das Problem gereizt und ich war fasziniert von den vielen kleinen menschlichen Problemen, die im Alltag neben der mathematischen Logik auftreten. Im Buch kommt deshalb die reine Mathematik nur wenig vor. Ich begleite Sie dagegen auf einen Streifzug durch die Prinzipien des Besten und durch die Fragestellungen in Betrieben.

Die mathematischen Lösungen, die ja die besten sind, stoßen im echten Leben auf erheblichen Widerstand von Menschen. Geben Sie zur Probe einem Übergewichtigen einen Diätplan! Erklären Sie Ihrer Mutter, dass sie ihre Küche ganz falsch organisiert hat! Verraten Sie einem LKW-Fahrer, dass er 30% zu lange herumfuhr! Weisen Sie einem Manager nach, er hätte alles schon lange viel billiger haben können!

Huiih, das gibt Gegenwind, sage ich Ihnen. Optimierung hat einen starken Besserwisser-Touch und wirkt im Endeffekt beleidigend für den, der es vorher nur mit dem Gehirn, ganz ohne Computer versucht hat. Es gibt also das Problem der menschlichen Persönlichkeit, höhere Intelligenz zu akzeptieren. „Soll ich jetzt Schuld sein, dass ich es nicht konnte? Oder wollt ihr mir beweisen, das ich blöd bin?“

Über solche Fragen geht es ebenfalls im Buch. Ich habe eine Art Roman oder Märchen hinein gewoben, um das Menschliche neben dem Mathematischen zu erhellen. Es treten andauernd Leute auf, die auf Bergen herumkraxeln, um den höchsten Berg zum Bewohnen zu finden. Warum sie kraxeln und suchen? Ich habe Petrus gespielt und es auf Erden unendlich lang regnen lassen, so dass der Wasserspiegel der Meere steigt. Jetzt können die Menschen nicht mehr warten. Sie müssen handeln und einen Berg finden. Auf dieser erzwungenen Suche erlernen sie das Optimieren. Und Sie als Leser lernen es beim Lesen: Wie die Sintflut die menschliche Kreativität steigert.

Der Künstler Stefan Budian hat mir an die 30 Bilder mit wasserfliehenden Wesen für das Buch beigesteuert.

Insgesamt ist es nun schwer zu sagen, was das für ein Buch geworden ist. „Ein Mathematik-Roman“, wie es auf dem Cover steht?

Nach sechs Wochen war die halbe Auflage des Buches verkauft. Das ist nicht zu vergleichen mit der damaligen Zeit, als ich noch kein anerkannter Autor war. Aber ich habe mich doch sehr gefreut! Mein liebes, verrücktes Buch!