DD229: Deutschland steigt ab – aber wir sind noch gut! (Dezember 2014)

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DD229: Deutschland steigt ab – aber wir sind noch gut!  (Dezember 2014)

Studien über Studien erscheinen und zeigen, dass Deutschland einen Platz im Mittelfeld einnimmt. Bei Bildung, Internet, Fremdsprachenkenntnissen, Zustand der Straßen – egal. Ganz vorne tummeln sich immer dieselben Länder aus Skandinavien. Südkorea ist gut, aber für uns mental weit weg. China, Singapur und Indien holen auf. Japan trauert.

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Kind, dass früher lange Zeit Klassenprimus war und dann nicht mehr so richtig Lust hatte. Es war dann immer noch richtig gut, daher konnte das hingenommen werden. Wer wird mit einem Kind maulen, das ja „gut“ ist? Wenn die Eltern bedauern, dass ihr Kind früher besser war, werden sie natürlich sofort von der Umwelt als größenwahnsinnige, arrogante Ehrgeizlinge schaudernd abgetan. Sie schweigen. Dann wird das Kind in der Schule noch einen Tick schlechter, dann noch einen und wieder einen: es wird durchschnittlich. Die Eltern beginnen nun, unruhig zu werden. Das Kind findet aber, dass ja nichts angebrannt sei, es sei ja gut durchschnittlich! „Ist da etwas Verwerfliches dran?“

Nein, das ist es im Prinzip nicht. Was aber bedenklich stimmt, ist die Richtung, in die das Kind geht: abwärts. Wenn die Eltern wüssten, dass diese Leistungsabschwächung heute beendet wäre, hätten sie kaum Sorgen. Aber so?

In anderem Kontext: Wenn Sie an einer Aktiengesellschaft beteiligt wären und „Ihr“ Unternehmen vom Superstarstatus langsam auf Durchschnitt sinkt, dann kostet es Sie echtes Geld. Aktienkurse bewerten das Zukunftsvertrauen…

Nehmen wir einen anderen Fall: Das Kind ist von Zuwanderern, kann kein Wort Deutsch. Es lernt, schafft geradeso die ersten Schulversetzungen, wird langsam sicher überall Vier, schreibt keine Fünfen mehr und schafft es nach einigen Schuljahren, durchschnittlich zu sein. Haben die Eltern dieses Kindes Sorgen? Nein, helle Freude. Und an der Börse: Wenn ein Unternehmen aus dem Dreck kommt und durchschnittlich wird, steigen die Aktien.

Nehmen wir an, beide durchschnittlichen Kinder oder durchschnittlichen Unternehmen sind in Rankings genau gleich gut. Dann würden wir doch aber die Aufsteiger besser, eigentlich viel besser sehen als die Absteiger?

„Wir sind doch noch gut!“ Damit entschuldigen die Studienleser Deutschland unentwegt. Sie bewerten den Zustand, ohne die Richtung mitzubewerten. Geht es irgendwie in die Köpfe rein, dass nicht nur der Zustand zählt, sondern auch die Bewegungsrichtung? Wer als Durchschnittlicher aufsteigt, sieht voll motiviert eine immer glänzendere Zukunft vor Augen. Wer als Durchschnittlicher absteigt, verweist auf die Verdienste in der Vergangenheit und will die Zukunft nicht wahrhaben.

Dieses Nichtwahrhabenwollen sehe ich an den Kommentaren zu den Studien: „Die Studien sind nicht repräsentativ.“ – „Die Fragen zum Internet sind unsinnig, das muss man gar nicht können.“ – „Die Fragen an die Schüler messen etwas, worauf wir in Deutschland gar keinen Wert legen, deshalb schneiden wir schlechter ab, kein Wunder.“ – „Bei solch einer Studie würde ich gar nicht vorn sein wollen.“ – „Die Studie ist politisch motiviert und bestellt.“ Es klingt wie: „Der Bio-Lehrer hat etwas gegen mich.“ – „Die Arbeit hat nur die begünstigt, die zufällig einen bestimmten Text kannten.“ – „Es wurde etwas gefragt, was nicht dran war.“ – „Das Aufsatzthema war abartig, darüber sollte man gar nichts schreiben wollen.“

Ich selbst mag die Studien insgesamt nicht so gerne, weil sie einzeln gesehen oft seltsam konzipiert worden sind und weil beim Anblick der Methodik zu viele graue Haare wachsen. Aber trotzdem: Ich habe Sorge. Ich kann mir keinen guten Grund vorstellen, warum alle diese kritikwürdigen Studien immer Deutschland benachteiligen sollten. Kennen Sie einen? Ist es nicht bei Kritik besser, einmal einfühlsamer als nötig hinzuhören? Und als Frage an den guten Menschenverstand: Warum bewerten und diskutieren wir die Richtung nicht, immer nur den Zustand?

Aufsteiger reden NUR über die Richtung und NIE über den Zustand, nicht wahr? Sind wir also Aufsteiger? Nein! Was sind wir dann?

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35 Antworten

  1. Habe heute Änderungen zum Reisekostenrecht gelesen. Belegte Brötchen sind nun(?) eine Mahlzeit und müssen von der Verpflegungspauschale abgezogen werden. Meine Frage ist nur: es steht nicht dabei, mit was die Brötchen belegt sein dürfen.
    Ein Land das Beamter (Luxus) oder Hartz4 (Mittelstand) werden will, kann nur aufsteigen.

  2. Lieber Herr Dueck,

    Ihre Beobachtungen sind meines Erachtens korrekt – Deutschland bewegt sich auf dem absteigenden Ast, aber niemand will es wahrhaben! Es steckt in der sogenannten „Confirmation Bias“ (ich sehe nur, was ich sehen will und das ist das, was mich bestätigt), die Sie so schön beschrieben haben.

    Dennoch ist es für mich eine völlig nachvollziehbare Entwicklung. Der, der einmal ganz oben war, hat „gefühlt“ alles zu verlieren, davor hat er am meisten Angst und klammert sich an alles, was dieses Horrorszenario vermeiden wird. Der, der von ganz unten kommt hat nichts zu verlieren und er ist eine ganz entscheidende Erfahrung demjenigen, der von oben kommt, voraus: das Leben geht weiter! Ganz unten zu sein hat nicht mehr Risiken, als ganz oben zu sein. Man ist dann nicht „tot“ oder was auch immer. Und weil man nichts zu verlieren hat, wird man offener, probiert aus, der Weg ist größtenteils nicht vorgeplant. Der, der von oben kommt, der ist derart geprägt von Angst und fokussiert sich nur auf das eine: das „richtige“ zu tun. Für ihn hat es von vornherein nur zwei Optionen: „richtig“ oder „falsch“. „Falsch“ darf auf keinen Fall passieren, also muss ich alles dafür tun, das „richtige“ zu tun. Die Konsequenzen kennen wir alle: planen und budgetieren bis zum erbrechen. Regeln, Strukturen und Organisation in einer Perversion, die am Ende alles das zum Erliegen bringt, das für den Weg zurück nach oben notwendig wären: Flexibilität, Vertrauen, Veränderung, Offenheit, etc…. Wir reden uns jeden Tag die Situation schön, nur „stimmig“ ist es für ganz viele schon nicht mehr! Resignation, sich Aufgeben, Dienst nach Vorschrift, „Burn Out“ (auch wenn das medial ja schon „ausgeschlachtet“ ist) oder die komplette Verweigerung (was man ja so gerne den HartzIVlern vorwirft) findet man immer häufiger. Von all den immer noch „Überlegenen“, die ja alles dafür tun, dass es uns „gut geht“, wird dann gerne ins Feld geführt, dass das „Jammern auf hohem Niveau“ ist – Deutschland ging es „materiell“ noch nie so gut wie heute“! Ja „materiell“ gesehen ist das richtig, aber die Menschen beklagen generell etwas anderes: dass es eben nicht mehr „stimmt“, sie fühlen, wie es bergab geht und dennoch werden ihnen „blühende Landschaften“ und Scheinsicherheiten vorgegaukelt! Es ist eine innere Zerreißprobe, in denen sich die Menschen befinden: immer mehr „opfern“ müssen mit dem Ergebnis, dass es immer weiter bergab geht. Und geopfert wird: Vertrauen, Gemeinschaftssinn, Offenheit, Herzlichkeit, Neugierde, etc….

    Deutschland muss erst wieder ganz unten ankommen, um festzustellen, das das nicht das Ende ist! Vorher gibt es kein Weg zurück. Nur aussprechen darf man das nicht! Uns geht es ja allen so gut!

    1. Ich weiß ja nicht, ob man unten ankommen kann und wieder nach oben kommt. Die Erfahrung bei Unternehmen ist, dass die dann weg sind, so wie das persische Reich, das römische, Karthago, Phönizien, Venedig, Genua…ich will aber nicht unter ankommen!

      1. Naja, China war viele hundert (gar tausend?) Jahre ganz vorne, während die Germanen noch im dichten Wald trollten und Bärenfälle trugen, und hat es wieder geschafft beachtet zu werden. Das Problem ist, dass man sich nicht als Leistungsträger auszeichnet, wenn man lediglich auf das Erbe wartet.

      2. Die Perser, die Römer, die Karthager, die Phönizier, die Venetier und die Genueser waren keineswegs weg. Nur ihre Staatsform hat sich irgendwann geändert. Die Menschen waren alle noch da und es ist nicht sicher, ob es ihnen schlechter ging.

        1. Es wird auch ungemütlicher insgesamt auf dem blauen Planeten, Renaissancen sind nicht mehr so leicht möglich, und die Perioden dazwischen sind nicht weniger stressig als ein Leistungssystem; man denke nur, was in Deutschland los ist, wenn z.B. die Energiewende misslingt.

  3. Die Gesellschaft die oben bleiben will, muß sich täglich neu erfinden und sich neue herausfordernde Ziele setzen.

    Wir beschäftigen uns mehr mit Bestandschutzt- Themen und übersehen, daß sich die Welt ändert.
    Neue Mitbewerber am Weltmarkt, Verlagerung von Produktion in Niedriglohnländer, verzögerte Umsetzung von Innovationen usw.

    Vielleicht hat dies mit dem Euro zu tun. Länder mit verschiedenen Ansprüchen wurden zu einer Einheit zusammengefasst. In der Politik werden die Ansprüche selten auf dem oberen sondern eher auf die niedrigsten Niveau integriert. Also muß Deutschland sich Richtung Griechenland bewegen …

  4. Es fehlt der richtige Ehrgeiz an der richtigen Stelle. Ehrgeiz zu haben wird nicht gefördert und ist im Gegenteil verpönt. Wer ehrgeizig ist, steht nun im Verdacht ein Streber zu sein oder schlimmer „seine Ellenbogen über Gebühr einzusetzen“. Jedoch war das mal anders generell und individuell. Ungefähr drei Jahrzehnte lang nach 1945 war es in Ordnung, wenn man auf einer Volks-/Hauptschule nach acht Jahren den Abschluss machte und eine Lehre mit 14 Jahren! antrat. Derartige Menschen haben gutlaufende Handwerksbetriebe aufgebaut, sich in großen Unternehmen „hochgearbeitet“, selbst welche gegründet usw. Die Eltern währenddessen hatten den „einfachen“ Ehrgeiz „Mein Kind soll es mal besser haben als ich!“ Doch dann begann der Trend, dass die einen Eltern gar nichts mehr für ihre Kinder wollten und die anderen nur noch den speziellen Ehrgeiz aufwiesen/-weisen, dass ihr Kind Abitur braucht. Nicht damit es ihm besser geht, sondern weil das Nachbarskind auch Abitur machen soll. „Wie steh‘ ICH denn da, wenn ICH sagen muss, dass mein Sohn auf der Hauptschule ist?“ Wurden Ende der 50er Jahre aus einer Volksschulklasse mit 30 Schülern um die vier bis sechs zur weiterführenden Schule empfohlen, sind es heute 15 bis 20. Mussten die vier bis sechs früher Aufnahmeprüfungen machen, werden die 15 bis 20 heute genommen und durch das Schulleben „mitgeschleift“, vor allem auf Kosten des Gesamtniveaus. Wenn man die Langsamsten bestimmen lässt, was am Ende des Schuljahres gelernt wurde …? Wenn man andererseits für eine Lehre Abitur voraussetzt egal auf welchem Niveau oder weil der Hauptschule das Niveau abhanden gekommen ist, wie will man sich dann nach „oben“ in Ranglisten bewegen?

  5. Wahrscheinlich ist die Metapher mit dem „oben“ und „unten“ etwas unglücklich gewählt. In Deutschland betreibt man, wie Harry schon sagt, mehr oder weniger nur noch „Bestandsschutz“, Somit bleibt Deutschland einfach auf der Stelle stehen. Wir sind immer noch genauso gut, wie vor 20 oder 30 Jahren! Um Deutschland herum entwickelt sich aber die Welt ziemlich rasant weiter. So rutscht man dann eben gefühlt immer weiter „nach unten“, wenn man von anderen abgehängt wird. Tatsache ist doch, dass wir uns alle selber in die Tasche lügen und die Mittelmäßigkeit schon längst als Maß aller Dinge akzeptiert haben! Es wird so vieles für grandiose Innovation deklariert (sogar mit Auszeichnungen und Siegel versehen, das einem schwindelig wird), die tatsächlich nur mittelmäßige Weiterentwicklungen darstellen und eigentlich nur selbstverständlich sein sollten – bei uns werden dafür jede Menge „Helden“ geboren. Es gibt kaum ein Unternehmen, das sich nicht irgendwie als das Beste, Schnellste, Tollste positioniert und feiert. Bei Personen, die in der Öffentlichkeit stehen passiert das gleiche. Hand aufs Herz: Wer kann sich an eine Wahl erinnern, bei der es am Ende nicht nur Gewinner gab? Eine Frage beschäftig mich tatsächlich: was kommt in der Deutschen Sprache nach dem Superlativ? Wenn alles und alle das Beste ist/sind, so wird das Beste konsequenterweise zum Mittelmaß… Unser Weltwild von „Wettbewerb“ basiert ausschliesslich auf Vergleichbarkeit mit der logischen Konsequenz, dass alles und alle erst einmal gleich werden muss/müssen, sonst kann man nicht vergleichen. Womit wir wieder beim Mittelmaß wären. „Individualismus“ ist auf erstaunliche Weise heute ein absoluter Trend, dem irgendwie alle folgen (wer ist heute nicht individuell?). Um diesem Individualismus jedoch Ausdruck zu verleihen, greifen wir alle mehr oder weniger auf die „gleichen“ Massenprodukten zurück. Wirklich anders sein, anders handeln, anders machen, anders denken ist ein Schreckensgespenst, das macht unglaublich Angst, das ist nicht steuerbar, das ist gefährlich, das ist das ENDE! Dinge zu hinterfragen oder komplett in Frage zu stellen ist nicht opportun! Entweder wir machen es so, wie wir es bisher immer schon gemacht haben, weil es funktioniert oder wir machen es so, wie wir es einmal so festgelegt haben und es funktioniert. Ein wunderbares Beispiel ist das lächerliche Schmierentheater rund um die „grüne“ Energie. Da wird ein völlig unausgereiftes Produkt (Windkrafträder) zum höchsten Standard erklärt, was konsequenterweise (ökonomische Kalkulation) das Interesse an Weiterentwicklung dramatisch sinken lies. Wir müssen mit diesem halbfertigen Mittelmaßprodukt ja unsere selbsterklärte „Spitzenposition“ behaupten. Warum wäre aber ein weiterhin hohes Interesse an Weiterentwicklung bis zu einem wirklich innovativen Produkt so notwendig? Die Produktion sowie die Entsorgung dieser Windkrafträder benötigt so viel Energie, dass man überhaupt nicht so viel „Öko-Strom“ produzieren kann, damit es nur dafür langt. Aber wir sind Spitze in dieser Technologie, wie sind die Marktführer, wir setzen hier Zeichen! Wir werden weiterhin uns in die Tasche lügen, uns zu den Besten (unter den Besten) zählen, bis andere uns so deutlich überholt haben, dass es „weh“ tut und wir Schlusslicht sind (wir müssen ja nicht „unten“ landen ;-)). Noch gibt es bei uns genügend zu regeln, zu steuern, zu vereinheitlichen und gleichzeitig mit „Superlativen“ zu etikettieren, wir müssen nichts ändern! Denn es geht uns ja gut! Am besten nimmt man das mit Humor: wir sind am Ende ein unglaublich „faires“ Land: wir geben anderen ausreichend Zeit und damit eine echte Chance, auch einmal erfolgreich sein zu dürfen ;-).

  6. Es wird wohl niemand bestreiten, dass Deutschland absteigt.
    ich glaube, das ist echt nicht die Frage, sondern viel mehr, wie es so weit kommen konnte und wie es weiter gehen wird.

  7. Bei konstanter Kaufkraft per Arbeitseinkommen, respektive sinkender Kaufkraft zieht das ökon. Mindestprinzip. Weniger Einsatz ist das Ergebnis. Das ist schon alles.

    Die Studien sind in erster Linie Indikatoren für Investoren und beschreiben die stat. Grundgesamtheit nach den Vorstellungen dieser. Das sagt eher wenig über die Menschen selbst aus. Je besser ein Land in das Raster passt, desto größer ist das Maß der Ausbeutung. Das Mittelfeld ist der Grund warum es Mitteleuropa noch gut geht.

    Ich bin großer Freund von Arbeitseinsatz und Wirtschaft, aber dass die größeren Talente von Konzernen aufgesaugt werden ist kein gute Entwicklung. Wie lange dauert es bei einer IBM bis jemand im Mittelmaß landet. 3 Jahre, 4? 25 Jahre Chancen nicht genützt.

    1. Diese 25 Jahre brauchen wir aber dringend, da die Herausforderungen für unsere Gesellschaft riesig sind, aber nicht mal gesehen werden wollen. Ein schönes Beispiel ist die globale Klimaerwärmung oder generell das Gefangenendilemma. Mit Egozentrik kommen wir einfach nicht mehr weiter, mit Kapitalismus auch nicht mehr und mit Demokratie brauchen wir gar nicht zu kommen – die liegt derzeit sowieso am Boden. All diese Problem können wir aber nur schaffen, wenn wir jeden Erdenbürger so gut wie möglich machen.

      1. Unbestritten. Die Herrschaftslosigkeit ist bestimmt eine wesentliche Säule einer Zukunftsvision. Es gibt 2 Dinge die wurden nie probiert
        a) Kapitalismus
        b) Anarchie
        c) Beides in Kombination

        – All diese Problem können wir aber nur schaffen, wenn
        – wir jeden Erdenbürger so gut wie möglich machen.
        Das hört sich Grün. Umerziehung wird nicht funktionieren.

        Ohne Marktwirtschaft geht es nicht. Man kann über Kapitalkonzentration diskutieren. Ich hätte an sich ein relativ einfaches Modell zu Beginn – einfach jedes Jahr einen Konzern nehmen und zerschlagen – gezogen aus der Urne – die Emulation eines Naturereignisses.

        Damit bekommen sie schon viele Entscheidung die sich wegbewegen vom ewigen Kapitalhunger von Organisationen die ewig wollen existieren. Meiner Ansicht nach ist das der Kern des Übels. Wenn man ewigen wachsen kann, was sowieso nicht geht, dann braucht man gar nicht so zu tun als könnte man das.

      2. Das Problem sind nicht die Konzepte, sondern die Menschen. Mies gepolte Menschen werden immer Lücken finden und ein System pervertieren können. Es geht da viel mehr um Werte und das hat nichts mit grün zu tun, auch nicht mit Umerziehung, sondern darum, Menschen zur Selbstreflexion, zum logischen denken usw. zu bringen. Humanismus ist der vielleicht passende Ansatz. Das spielt derzeit in der Erziehung, Bildung und Ausbildung kaum eine Rolle.

  8. Guten Tag Herr Dück,
    zunächst – nein, wir steigen nicht ab. Es geht ja hier nicht um eine Champions League. Und es gibt Rankings und Themen, wo wir ganz vorn sind.
    Kein Land ist so weit im Recycling und in der Müllverbrennung. Und mit der Energiewende haben wir etwas weltweit Einmaliges angepackt, dass natürlich auch jede Menge Diskussionen und Kontroversen auslöst, aber: Hier sind wir ganz weit vorn.
    An den von Ihnen angegebenen Stellen sieht es in der Tat schwieriger aus. Und das liegt aus meiner Sicht nicht nur daran, dass andere erfreuliche Fortschritte machen. Es gibt noch einen weiteren Grund, den hier noch nicht besprochen wurde.
    In vielen der kritischen Bereiche fehlt uns der gesellschaftliche Konsens und die gemeinsame Vision.
    Nehmen wir nur die Bildung. Was ist gute Bildung? Was wollen wir der nächsten Generation mitgeben, was ihr zumuten? Dazu gibt es in Deutschland 16 verschiedene Definitionen, die jeweils alle 4 – 5 Jahre mehr oder weniger stark geändert werden.
    Oder die Infrastruktur. Haben wir einen Konsens, das gute Straßen zu Deutschland gehören?
    In all den genannten Bereichen leisten wir uns ordentliche Diskussionen und – sollte einmal eine Entscheidung gefallen sein – Klagen, Einsprüche und Kursänderungen.
    Und wenn dann andere schon mal etwas umgesetzt haben, dann bleibt nichts anderes als hinter zu laufen.

    1. Wir machen einiges als Erster, aber machen wir es richtig gut??? Ich war seit 1996 oder so Kunde bei telebuch.de (ABC Bücherdienst) aus Regensburg – und plötzlich hieß die Firma amazon.de… Es geht nicht darum, vorne zu sein, sondern es als Erster richtig gut zu machen. Wenn wir brav alles mit Wind-Sonnenenergie als Erster machen, dann haben wir einen neuen Markt entwickelt, aber dann, wo der nun da ist, kommen „die Chinesen“. Und dann?

    2. Warum fragen sie nicht einfach nicht die nächste Generation? Die muss ihr Leben leben und nicht das unsrige. So einfach ist die Welt.

      Die Straßen könntet ihr wirklich renovieren, aber mich beschleicht der Eindruck die Straßen Deutschlands sind eine Teststrecke mit der die Leistungsfähigkeit langlebiger Hochleistungsstoßdämpfer soll auf Herz und Nieren werden geprüft.

    3. Die Reallöhne sinken, die Arbeitslosenquote steigt, der Inlandskonsum stagniert, Bildung, wo kann man die noch finden? Die Automobilindustrie ist ein Dinosaurier, generell der Maschinenbau gefährdet; die Energiewende ist keine Energiewende, sondern vor allem einmal das Meisterwerk einer sehr starken Lobby, die sich auf dem Rücken des Steuerzahlers ein neues Business aufgebaut hat.

    4. Sehr geehrter Herr Prengemann,

      über: „Es geht ja hier nicht um eine Champions League“, musste ich schmunzeln. Vielleicht glauben manche ihr Rankingplatz stellt eine Spielplatzierung dar? Steht man ganz oben auf der Liste hat man alles richtig gemacht und ist mächtig? Ganz so einfach ist das nicht.

      Bei der Bildungsgerechtigkeit gebe ich Ihnen recht. Gleichstarke Schüler werden dadurch unterschiedlich bewertet. Wer Pech hat wohnt im falschen Bundesland.

      Unsere Infrastruktur erscheint mir auch irritierend. Angenommen, es gäbe den ultimativen Gestaltungsentwurf dafür – wer bringt die Kosten auf diesen umzusetzen?

  9. Es wird gemutmaßt, dass manche Unternehmen, ohne Not, die Krise herbei geredet haben. Das Ziel war oder ist, der Abbau der sozialen Errungenschaften.
    Die Angst vor dem Abwandern von Arbeitgebern, oder den Verlust des Arbeitsplatzes kann Menschen über ihre Grenzen gehen lassen. Nur hält das auf Dauer niemand aus. Irgendwann machte sich dieser Virus des Geistes selbstständig und wucherte in Köpfen von Politikern, Mitarbeitern usw.
    Entweder lässt die Kraft mit der Länge dieses Zustandes nach, oder die Mitarbeiter unterlaufen das System. Mir wurden schon ein paar Möglichkeiten erzählt, wie dieses zu bewerkstelligen ist.
    Kranke Mitarbeiter kosten auch dann, wenn sie sich geschwächt auf die Arbeit schleppen, weil sie nur einen Bruchteil ihrer Energie liefern können.
    Es gibt Menschen die so starke Burnoutauswirkungen spüren, dass sie Selbstmordgedanken entwickeln. Wollen sich Unternehmen dies tatsächlich leisten?
    Auf Seminaren, die sich rund um das Thema „Klangschalen“ drehen, traf ich schon viele hochqualifizierte Leute die aus ihren früheren Arbeitsleben ausgestiegen sind, weil sie es nicht mehr ertragen konnten.
    Diese Hypothese ist nur ein Teilbereich dessen, was in Richtung Krise führt oder führen könnte. Die falsche Prophezeiung gebiert ein Ergebnis, dass sie im Nachhinein bestätigt. Genauso wirksam wie ein sich selbst erfüllender Ausdruck. Natürlich ist ein Irrtum meinerseits und anderer die ähnlich denken nicht auszuschließen.

  10. Meine Erfahrung aus dem multinationalen Businessumfeld: Es sind die Jüngeren, die etwas verändern wollen, aufstreben, den Status Quo in Frage stellen. Die Älteren sind zuständig fürs Strukturieren, Absichern und Bewahren. Die Youngster wollen ein revolutionär neues cooles Produkt herausbringen – die Senioren wissen, dass das ohne ausreichende Qualitätssicherung nicht gut geht.

    Ausnahmen bestätigen die Regel, aber gegen die Statistik kommt man nicht an. Die Alterspyramide in einer großen Firma ist unmittelbar ausschlaggebend für das „Streben“, den Veränderungswillen und die Risikobereitschaft.

    Wie steht es um die Alterspyramide im Staate Deutschland? (Da schlägt Statistik massiv zu!). Wie steht es um die Alterspyramide in Japan gegenüber der skandinavischen? Und wie steht es um die Alterspyramide im 1-Kind-China, in 30 Jahren?!?

    Lieber Herr Dueck, schreiben Sie einmal etwas über mögliche Auswege aus unserer statistischen Kinder-Unlust?

  11. Herr Dueck,

    Sie hätten auch einfach schreiben können die 1. Ableitung ist negativ. Aber da in Deutschland die Kenntnisse in Mathematik alles andere als gut sind, würden das viele nicht verstehen. Insbesondere Politiker. Viele von denen sind sogar stolz darauf, dass sie in der Schule schlecht in Mathematik waren. Deutschland gute Nacht.

  12. Ich baue Software für eine große Versicherung.

    Der Altersdurchschnitt bei uns in der IT liegt bei ca. 50 Jahren und viele dieser meiner Kollegen sind mit ihrem veralterten Wissen heute wenig bzw. nicht mehr produktiv. Warum ist das so? Weil vor 20 Jahren lauter Bio-Lehrer und Theologen auf Programmierer umgeschult haben und mit prozeduralem Spaghetticode die damaligen Business-Anforderungen noch abdecken konnten. Dann kam Objektorientierung, Servicearchitektur, Business
    Process Engines und neuerdings MapReduce. Da steigen dann die meisten der Alten aus. „Erfahrung“ bedeutet hier eher, „dass haben wir schon immer so gemacht“ und bringt unsere Firma nicht weiter.

    Schuld ist also die totale Überalterung der Gesellschaft, weil dadurch Innovationen verhindert werden bzw. der Zuwachs an Produktivität massiv gebremst wird.

    Und dann kam das Projekt mit dem Kollegen Offshore, also in Indien. Und was tut die „faule Sau“. Statt wie meine deutschen Kollegen alles per Hand zu programmieren, baut er sich einen Codegenerator und ist 10x schneller fertig. Zu einem Bruchteil des deutschen Tagessatzes!

    Wir müssen in Deutschland nicht billiger werden, sondern einfach nur produktiver.

  13. „Wenn etwas besser werden soll, muss es anders werden.“
    (Georg Christoph Lichtenberg – deutscher Schriftsteller und der erste deutsche Professor für Experimentalphysik, 1742-1799)

  14. Wer will findet Wege, wer nicht will findet Gründe!

    Schaut man sich die bisherigen 14 Hauptantworten an, wird mindestens 5 Mal über Gründe und, mit wohlwollen, zwei Mal über Wege doziert.

    Es gibt also mehr halb leere Gläser. Das ist die Grundlage für selbst erfüllende Prophezeihungen. Man kann sich leicht mal schlecht reden, oder mal auf schwäbisch: mit voller Hos isch leicht stenga.
    Meckern ist halt leichter als gestalten. Ein „deutsches Phänomen“
    Im übrigen: Unsere europäischen Partnerländer sehen für uns bei weitem nicht so schwarz wie wir.

    1. Hallo Herr Schnurrer,

      immer, wenn man kritisiert – sagen wir zu Recht – auch dann erhebt sich immer jemand, der so etwas sagt wie: „Lasst uns das nicht schlecht reden, wir sind noch gut.“ Das ist immer so ein bisschen Handbremse bei allem, was einen Neubeginn möchte oder fordert. Die Studien stellen fest, dass wir absteigen. Was die anderen Länder von uns denken, ist doch Fernblick und auch einer aus der Vergangenheit (die sehen uns mit Verzögerung, nicht im JETZT). Bitte seien Sie nicht Handbremse und sehen Sie die Studien ganz nüchtern – ohne Relativität. Früher war das Glas VOLL, jetzt leert es sich. Wenn es sich leert und im Augenblick halb voll ist, ist es, weil es sich leert, eigentlich halb leer. Das wollte ich mit der Richtung sagen. Gruß GD

      1. Hallo Prof. Dueck,

        generell teile ich Ihre Ansicht zu Studien. Es gibt aber dort nicht nur Mittelfeldplätze.
        Der Chefvolkswirt des Schweizer Forschungsinstituts Prognos ist sich sicher: „Deutschland hat beste Chancen auf eine hervorragende Dekade.“
        Beim Thema Bildung oder Infrastruktur bin ich auch der Ansicht, dass wir sinkende Tendenz haben.

        Ich frage mich jedoch, und das war der Grund meiner Kommentierung, ob wir mit Leuten die „belegte Brötchen“ als Ursache dieses Trends ansehen, auf dem richtigen Weg zur Trendwende sind. Die anderen Gründefinder, die hier bemerkenswert auftraten jammern herum, dasss es an Einsatz fehlt, dass Großkonzerne an allem Schuld sind, oder keiner mehr Mathematik kann.
        Diese Jammerei und das ewige Nörgeln ist doch wirklich nicht hilfreich, um wieder an die Spitze zu kommen. Wo sind denn die Antworten, die mindestens einen Lösungsansatz enthalten? Mit wohlwollen zwei!

        Zum Thema Bildung möchte ich dazu auf den sehr sehenswerten Film Alphabet, Angst oder Liebe (http://www.alphabet-film.com/) verweisen. Auch in Internetstores zu erhalten.
        Es kommt sehr darauf an, welche Ziele wir verfolgen. Das wird in dem Film überdeutlich!

        1. Hallo Herr Schnurrer,

          natürlich wird hier vor allem darüber geschrieben, was nicht gut ist. Erst wenn man erkannt hat, was falsch läuft, kann man es ändern (Istaufnahme, Schwachstellenanalyse, Sollkonzept). Jeder Hinweis auf Schlechtes ist auch Hinweis auf mögliches Gutes, wenn man das Schlechte ändert.
          Zum Thema „Ranking“ meine ich, dass es eigentlich egal ist, wo man vermeintlich im Vergleich mit anderen steht, wenn man alles gut macht. Vergleiche sind nicht immer objektiv, wenn z. B. der „typische Deutsche“ zu sehr strikter Regelauslegung bei seiner „Abgabe der Kennzahlen“ für den Vergleich tendiert, andere das aber anders tun, wie gut ist dann der Vergleich?
          Leider machen wir nicht alles gut und schon gar nicht bestmöglich. Lassen Sie uns also anstreben alles gut oder in Zukunft noch etwas besser zu machen, weil WIR meinen, dass da noch „was geht“ und nicht um in der PISA-Studie vor Finnland zu liegen. Mir würde das reichen.

  15. Ach ja, weil wir gerade am kritisieren sind.
    Dieser Blog ist bestimmt deshalb so kritisch, weil die Uhrzeit des Posts nicht stimmt;-) Es ist tatsächlich 20:02 Uhr

  16. Wenn ich davon ausgehe, dass „sogenannte“ hochentwickelte Staaten die Umwelt systematisch und nachhaltig zerstören, dann deute ich es als ein gutes Zeichen, dass wir im Vergleich zu diesen Staaten auf einem absteigenden Ast sind.

    Was wird beim Thema „Bildung“ gemessen. Vieles, doch sicherlich wenig was mit „Bildung“ zu tun hat.

    Messen diese Studien nicht die Angepasstheit der Länder an die ökonomische Zwangsjacke?

    Gehen diese Studien nicht davon aus, dass es am besten wäre, wenn das Internet wirklich jeden Bereich des Lebens beherrscht?

    Im Sinne dieser Zielerreichung werden immer durchschnittlicher. Wer will in einer Internet-abhängigen, ökonomisch rationalisierten, von globalen Unternehmen beherrschten Zukunft leben (ich nennen sie Maschinen-steuern-Konsumenten-Welt)?

    Zum Thema Bildung fallen mir Basiskenntnisse wie das Backen von Brot, die Zubereitung von frischen Speisen ein. Der bewusste Umgang mit Geld und mit seinem Körper. Und die Nutzung des eigenen Denkens in einer systemischen, konstruktiven, kritischen Art und Weise, nach dem Motto: Nicht rechnen lernen, sondern denken!

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