DD263: STJ-Menschen dominieren methodisch analytisch nach Plan (April 2016)

Twitter
Facebook
LinkedIn
XING

DD263: STJ-Menschen dominieren methodisch analytisch nach Plan

In meinem Buch „E-Man“ hatte ich dieses Thema schon vor langer Zeit (um 2001) thematisiert: Es gibt psychologische Denkfiguren, die unser Handeln extrem dominieren. Ich hatte für meine Argumentation den weltweit viel genutzten Myers-Briggs-Type-Indicator herangezogen. Der MBTI-Test ordnet Sie gewissen Kategorien zu:

  • Extrovertiert (E) oder Introvertiert (I)?
  • Faktenorientiert (S) oder Intuitiv (N)?
  • Thinking (T) oder Feeling (F)?
  • Judging („entschieden“) oder Perceiving („flexible“)?

Wie erwarten Sie nun eine typische Führungskraft? Ist die entschieden oder flexibel? Natürlich entschieden. „Decisiveness“ ist eine Tugend der Führung. Ist sie typischerweise „denkend“ oder „fühlend“? Denkend! Orientiert sie sich an Fakten/Zahlen oder urteilt sie intuitiv? Ersteres. Ist sie mehr extrovertiert oder introvertiert? Das ist nicht so klar. Im Vertrieb wird man Extrovertierte erwarten, im Controlling mehr Introvertierte.

 

Und genau das zeigen die Teststatistiken, wenn man Manager testet! In vielen Firmen stellt man so etwa 40% Typ ISTJ („Controller, Kosten senken, korrekt vorgehen!“) und 40% ESTJ („Antreiber, Umsatz steigern, Speed!“) fest. Wir werden also von „STJ-Menschen“ dominiert, die eine überwältigende Mehrheit im Management darstellen. Abschweifung an die Psychologen, die den MBTI grässlich unwissenschaftlich finden: Der Test mag im Einzelfall daneben liegen und für eine einzelne Person falsche Aussagen machen, aber eine Gesamtstatistik kann man sich doch einmal zu Gemüte führen?

 

„STJ“ meint, dass alles schnell, kostengünstig, planmäßig, prozessorientiert, methodisch, analytisch, logisch, ISO-9000-compliant abgearbeitet werden soll. ISTJ neigt unter Stress zu harter Review-Bürokratie und Zwanghaftigkeit, ESTJ zu Überstundenstress und Aktionismus. Die eigentliche Macht der Hauptverwaltung haben die Introvertierten der Stäbe (die Abteilungsleiter in den Ministerien).

 

Meine Folgerung und Klage: „Gefühl“ (F), „Spontanes“ (P) und Intuitives (N) wird angesichts der diktatorischen Machtverhältnisse einfach nicht verstanden und als „sonderbar“ ausgemerzt. Klar?

 

Nun gibt es viele Baustellen, an denen heutige Unternehmen Probleme haben:

  • Innovation (braucht Intuition)
  • Wandel, insbesondere Digitalisierung (Intuition und Flexibilität)
  • Problem, das im chaotischen Wandel aus Vergangenheitszahlen nicht auf die Zukunft geschlossen werden kann (Bankrott des Planers)
  • Vertrautheit und Nähe zum Kunden, Gefühl für den Kunden (F)
  • Vertrauenskultur unter den Mitarbeitern (F)
  • Frauenquoten (F)

Diese Probleme lassen sich mit „N, F und P“ lösen. Intuition, Gefühl und Spontaneität aber werden vom STJ-Management abgelehnt. Es versucht also, die Probleme mit Plan, Methode, Zahlenquoten und Prozess zu lösen, weil das Management im Kollektiv gesehen nur so denkt und handelt und Anderes kollektiv einfach nicht fertigbringt. Deshalb gibt es nun methodisches und geplantes Ideen-Management, Innovationprozesse, Change-Prozesse, noch mehr „Market Analysis“, „Big Data Customer Intelligence“ und Brainstorming mit Moderatorenkoffermaterialien. Es gibt Workshops und irre viele Beratermethoden.

 

Ab und zu gibt es Versuche, etwas mehr NFP in die Sache zu bringen, zum Beispiel bei allem rund um „Agilität“ oder „Design Thinking“. Solche naheliegenden Ideen werden von den STJ gerne aufgegriffen, dann aber wieder in die STJ-Art gepresst, also methodisiert und in Prozesse gegossen. Am Ende wird alles noch komplexer als vorher, aber das Gefühl für den Kunden und ein intuitives Hinarbeiten auf ein tolles Ergebnis werden in neuen STJ-Regeln erstickt.

 

Wir sagen oft, große Konzerne „verschlafen“ die Innovationen und damit die Zukunft. Oh nein, sie studieren sehr wach die Zahlen der Vergangenheit und analysieren sie. Sie holen Berater und fordern neue Methoden und Pläne. Sie sitzen wochenlang in Meetings und ringen um Entscheidungen. Es liegt daran, dass die INHALTE der Welt im Bereich des Gefühls, der Intuition und der Spontaneität entstehen. Innovationen und Neues entstehen nicht aus Methoden und Prozessen. STJ sind Superweltmeister der Form! Sie können Bekanntes in der bestmöglichen FORM schnell und gut herstellen. Aber sie können nicht mit Unbekanntem umgehen und all das nicht gut verstehen, was nicht durch Zahlen und Fakten darstellbar ist.

 

Der hohe Wert der STJ kommt erst dann zum Tragen, wenn man weiß, WAS man will. Sobald man weiß, WAS man will, überlegen die STJ, WIE VIEL man will und WIE SCHNELL etc.

Ich will sagen: Eine STJ-Managementkultur ist in Gefahr, das eigene Business im Wandel sehr methodisch und planmäßig und unter peinlicher Beachtung aller Prozesse, unter ungezählten Überstunden und ständigen Analysen an die Wand zu fahren.

 

Schaut doch hin! Ohne STJ-Brille, wenn das geht! Und wenn es nicht geht – fragt einen Blindenführer!

Twitter
Facebook
LinkedIn
XING

25 Antworten

  1. Danke für die Illustration dieser Zusammenhänge! Ich bemerke, dass ich als ausgeprägter INTP (F/T ist ambivalent) oft mit aller Kraft gegen STJ steuern muss, sogar so sehr, dass ich inkarnalisiert habe, immer die STJ Brille aufzuhaben, wenn ich meine eigenen „Pläne“ fürs Team schmiede. Ich frage mich dann immer: Was werden die Prozessfanatiker dazu sagen? Bin dann entsprechend vorbereitet.

  2. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Studie der d.school zur Korrelation von Teamperformance und der Diversität der „psychologische Denkmodelle“ im Team. Ein Resultat untersützt Ihre Aussagen: „Second, there is a modest positive correlation between variance of HBDI-A and
    team performance (.50, p ¼ .06) suggests that diversity on this particularly cognitive
    skill may improve team performance. This might mean that a team with a range
    of skills ranging from analytical to intuitive might lead to more robust problem
    solving that a team comprised exclusively of analytical thinkers.“

    Link zum Artikel: https://books.google.ch/books?id=00jijUWn8VYC&pg=PA188&lpg=PA188&dq=Teamology+%E2%80%93+The+Art+and+Science+of+Design+Team+Formation+abstract&source=bl&ots=4MGThTtB5H&sig=-LhOZe1jP-lbBEixGjEuZ0b0DkM&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwix3ZeHz43MAhUDQBQKHXrLBGAQ6AEINTAD#v=onepage&q=Teamology%20%E2%80%93%20The%20Art%20and%20Science%20of%20Design%20Team%20Formation%20abstract&f=false

  3. Ich habe viele solcher Führungskräfte und auch Unternehmer kennen gelernt, die alles wunderbar im Griff hatten, bis ein Wandel kam. Sie schafften es dann nicht, die neue Realität und Notwendigkeiten für sinnvollere Unternehmens- und Menschenführung zu erkennen und entsprechend anders zu handeln. Sie steckten fest im Bekannten, was früher mal gut lief und glaubten, es auf diese Art noch irgendwie hinzubekommen. Leider waren alle, die die Denkumkehr nicht schafften, am Ende gescheitert oder haben ihre Firma sogar verloren.
    Ich verstand nicht, wieso sie nicht ihre mit diversen anderen Fähigkeiten ausgestatteten Mitarbeiter mit ins Boot holten, sich nicht deren Ideen anhörte, um gemeinsam nach besseren Wegen und Lösungen zu suchen. Es hat schon seine Gründe, wieso wir alle mit unterschiedlichen Fähigkeiten ausgestattet sind.

  4. In dem Beitrag steckt aber sehr viel „T“ drin, auch „Meta“ und Kompromiss, letzteres gefällt mir besonders.

    Die alles überragende Systematik der Wirtschaft, die z.B. eben „immer“ beides benötigt, nacheinander oder auch gleichzeitig (an unterschiedlichen Stellen im Betrieb), z.B. Methodik und Innovation, ist doch ständiger Wettbewerb (innen und außen). Das ist allen Betrieben gemein, nicht wenige setzen einen drauf und wollen ständig höher, schneller, weiter (mit dem Umsatz) um den „Anpeitscher“ (Mittelgeber) kurz-, mittel- und langfristig überproportional – im Vergleich zu seinen Angestellten – profitieren zu lassen (das ist legitim, kann aber auch entarten und das tut es heute wie früher und erscheint besonders menschlich, den kein Tier setzt sich dem selber aus, der Verstand fehlt dazu. Wobei: Überbevölkerung hat bisher noch kein System geplant, dass passiert wir bei Viren, so auch bei der über starken Spezies Mensch auf diesem Planeten, mit eben all „diesen“ Folgen…). Finanzjongleure helfen den Reichen dabei möglichst viel Steuern zu „vermeiden“. Keine Ahnung ob das dann schon eher krankhaft zwanghaft oder doch weiterhin nur menschen-typisch ist, aber es ist über Jahrtausende sehr stark weiterentwickelt und zivilisiert worden (Stabilität lässt grüßen!), im Vergleich zu dem was das Tier Mensch eben immer noch grundsätzlich ausmacht und prägt: der Überlebenskampf und all die Verhaltensmuster dazu, die sehr viel mehr mit Gefühl und unseren Urahnen zu tun haben als uns meist bewusst ist. Durch heutige komplexe Gesellschaftssysteme und Überbevölkerung nur zusätzliche Schärfe erhält.

    Das was Systeme (verstandsbegoren und eben seltenst passend für alle Menschen und Zeiten) dem einzelnen abverlangen kann ordentlich überfordern, auch krank machen, sogar töten. Muss es aber nicht.

    „No beans no honey, no work no money.“

    Die Brutalität für sich selbst zwischen Herr und Sklave zu entscheiden gab es immer und der Verstand (kein System) wird das je ändern. Das scheint der Plan und die Methode der Natur zu sein ;-), der sich kein System/Verstand widersetzen wird, egal wie methodisch oder innovativ er sich gibt, der einzelne Mensch. Der darf sich aber heute überlegen wo er sich selber eher sieht (Methode, Thinking, Innovation, Gefühl oder Spontanität), dann hat er es leichter bei der Berufswahl :-).

    Ein Hoch auf diese Vielfältigkeit.

    Brutal bleibt es trotzdem, denn ohne Macht geht eben nichts. Und nichts geht ohne Macht.

    Viel Erfolg weiterhin beim Überzeugen der Mitmenschen im Alltag :-), das (möglichst konstruktive) Jammern bleibt als Ventil für Frust hoffentlich für uns alle weiterhin erlaubt 🙂

  5. Man braucht eine gute Mischung von Mitarbeitern, um Excellenz zu erreichen. Die beinhaltet natürlich auch den STJ Menschen. Und einen solchen Mix finde ich auch in den meisten Firmen in unserem Land so vor. Von Einseitigkeit oder schlechter Entwicklung keine Spur. Das Mischungsverhältnis mag sich immer wieder ändern und man braucht dann die geeigneten Sensoren, um das zu entdecken oder zu erspüren uns darauf zu reagieren. Das funktioniert hier bei uns und aus meiner Sicht nicht allzu schlecht. Besser werden kann man bei diesem Thema allerdings. Aber dazu fehlen mir im Beitrag offen gesagt die geeigneten Rezepte.

  6. Erhebt sich doch die Frage: Wissen die STJ das? Wenn Ja, warum tun sie es trotzdem?
    Wollen sie nicht, oder können sie nicht etwas dagegen tun?
    Sie können wohl nicht, weil sie ja STJ sind! Und wollen tun sie es deshalb gleich gar nicht!
    Außer den üblichen 5%, die immer anders können und wollen, als ihre Gruppenzuordnung erwarten läßt.

  7. Mein erster Gedanke war: großartig!! Endlich jemand a vom Fach und b mit gesundem Menschenverstand!
    Ich komme nämlich aus einer anderen Branche: Pädagogik, Kultur, Bildung. Wir (alle) können das irgendwie Spontanität, Gefühl, Denken, Methode, Wandel am laufenden Meter und jede Menge Innovation – was wir nicht können, ist Geld 🙂 In meinem Freundeskreis sind jede Menge STJler aus der freien Wirtschaft mit Design-Thinking-, Meeting- und Workshop-Phobie. Aber in einem sind sich alle einig: „Es geht eben nicht anders. Da hast du (also ich, Anm.d.Red.) leider keine Ahnung von.“ Ich nicht, aber andere offensichtlich schon – Danke! Btw. einen Lichtblick gibts: Stiftungen und Socialentrepreneurs – die können Innovation und Geld (haben auch oft ein gut aufgestelltes multiprofessionelles Team und viel Begeisterung). Ich glaube, da kann man sich was abgucken – auch als STJler.
    Freue mich schon auf den nächsten Artikel!

  8. Das haben Sie sehr gut ausgedrückt, Herr Dueck:
    „Der hohe Wert der STJ kommt (…) dann zum Tragen, wenn man weiß, WAS man will.“

    Das trifft exakt auf einige amerikanische Erfolgsfirmen zu: Sehr oft gegründet von einem umfassend gebildeten N-Menschen (Steve Jobs belegte sogar einen Kalligraphie-Kurs!), sehr oft mit hoher F-Ausprägug und noch höherer P-Ausprägung (spielerische Komponente, Brin/Page spielen gerne mit Legos, Techies sagen gerne von sich: „Ich bin ein Spielkind“).

    Diese amerikanischen Visionäre wissen (anfangs unterstützt von Venture Capitalists) in der Regel SEHR GENAU, was sie wollen. Dann umgeben Sie sich bewusst mit gegensätzlichen Typen, STJs eben. Insofern haben solche STJs eine enorm wichtige Bedeutung, man darf sie in keiner Weise geringschätzen, auch wenn sie – etwa in deutschen Firmen – als „Korinthenkacker“ bezeichnet werden (=besonders pedantische beziehungsweise kleinliche Menschen).

    Als Beispiel im weiteren Sinn will ich die Firma Amazon nennen, die sehr intensiv mit Myers Briggs-Persönlichkeitstests arbeitet und deren Einstellungsprozess ich genau kenne. Hier haben „musicians, writers, philosophers, salesmen“ (wie es intern ausgedrückt wird) nicht die GERINGSTE Chance, eingestellt zu werden.

    Eingestellt werden nahezu ausschliesslich STJs, mit einer grossen Betonung auf dem S („detail-oriented“ werden sie bei Amazon genannt) und natürlich auf T und J. Diese müssen dann bis ins kleinste Detail die „organizational and operational excellence“ umsetzen, die nötig ist, und die vom Visionär gewünscht wird, um aus einer Vision einen weltweit agierenden Giganten zu machen.

    Motto: „Wenn der oberste Chef eine komplexe Persönlichkeit ist (Anmerkung: NFP-Typen sind oft sehr komplexe, assoziativ denkende, schwierig zu führende, unberechenbare Typen, Bezos hat interessanterweise auch eine T/F-Doppelausprägung, reagiert sehr rational und am nächsten Tag oft extrem emotional; Anmerkung Ende), dann würden weitere Leute dieser Art nur noch noch zu mehr Komplexität beitragen.“

    Eine solche Firma, gegründet von einem N-Visionär, braucht deshalb NUR Leute, die beinhart das operativ umsetzen, was sich dieser Visionär an der Spitze ausgedacht hat. Wunderbare, strukturiert denkende, fleissig arbeitende STJs eben!

    Um es kurz zu fassen: Kreative NFP-Typen haben null Chancen bei Firmen wie Amazon. Es gab einmal eine Schreiberin/Texterin in einem „editorial department“ bei Amazon mit dem Namen Anne H. „Content people“ wurden solche Menschen im Jahr 2002 genannt. Diese Frau hatte keine Chance. Ihr Vorgesetzter sagte zu ihr, weil er nicht den Wert Ihrer geschriebenen Texte sah: „I`m sorry, Anne, I just don`t see what value you add.“

    1. Also wenn NFP-Typen komplex sind, was sind dann die INTJs? 😉

      Das Problem ist ja nicht die Analyse, sondern was zu tun ist, um diese Strukturen aufzubrechen, bevor es zu spät für die Firma ist.
      Meine Stimme verhallt meistens ungehört.
      8

      1. INTJ ist klar, aber abstrakt, wahr ohne Rücksicht auf „Angst“ und dergleichen Befindlichkeiten und zu leise. Leise: INTJ ist am nächsten dran an der Asperger-Front und kann nicht richtig Ärger/Wut so artikulieren, dass andere davon beunruhigt werden. Man erzielt wenig durch überlegenes Wissen bei anderen, normales Schimpfen schafft mehr. Also muss das Gehörtwerden von INTJ explizit gelernt werden. Das wollen die nicht, weil es sich aus ihrem Menschenbild der totalen Aufklärung heraus verbietet. Die Wahrheit soll für sich sprechen. Das tut sie in dem Sinne nicht, als sie allenfalls das Hirn der Menschen erreicht, oft nicht das Herz und selten den Hintern.

        1. Ja ja, das mit dem Schimpfen und Schreien habe ich auch mal eine Zeit lang versucht. Das klappt nicht immer und mein Gegenüber weiß ja auch, dass ich diesen Kampf nicht gewinnen würde. In solchen Fällen geht mit Charme mehr.
          Der nächste Schritt wäre dann der Aufbau einer Monopolstellung. Wenn die Menschen auf jemanden angewiesen wird, wird es viel viel einfacher.
          Das ist zwar nicht die feine Art, aber wenn es nicht anders geht…

        2. Herr Dueck, die ISTJs im Manager-Umfeld umschrieben Sie am Anfang Ihres Artikels mit „Controller, Kosten senken, korrekt vorgehen!“

          Die ISTJs werden in den meisten Firmen geschätzt (wenn auch nicht geliebt) und sie machen in der Regel eine ordentliche Karriere.

          Bei den INTJs sieht es offenbar anders aus.
          Die Anmerkung von Thomas (14.37 Uhr) und Ihre Antwort heute haben mich regelrecht geschockt!

          Demnach scheinen die INTJs ein extrem schweres Leben in einer typischen Firma haben.

          Dabei gibt es zwischen den ISTJs und den INTJs nur EINEN (Buchstaben-)Unterschied!

          Der Buchstabe „N“ also mehr Fluch denn Segen im Geschäftsleben? Der Buchstabe „N“ kein Karriere-Turbo? Der Buchstabe „N“ hinderlich für Erfolg?

          Wie sehen Sie das, Herr Dueck?

          1. Bin selber INTJ…ich weiß also irgendwie gut Bescheid…ich habe ziemlich viel in Büchern drüber geschrieben – in „Wild Duck“ viel über „N“…zwischen N und S ist ein Riiiiiesenunterschied, etwa der zwischen (laienhaft, sorry) zwischen Rechtshirn und Linkshirn, oder – wenn Sie Mathe verstehen – so: N ist wie ein selbstlernendes neuronales Netz, was antworten kann, aber keine logischen Gründe für die Antwort geben kann („Intuition“), S ist wie ein Computer, der logisch programmiert ist und Wissen auf der Festplatte hat etc…da kann man den „Rechenweg verfolgen“, beim Netz aber kann man den „Lernweg nicht wissen“.
            Die Mathematik habe ich in Omnisophie ausgebreitet….
            Weil N eben die Begründung nicht in Zahlen geben kann, wird man als INTJ irgendwie gehört, geschätzt, aber sie machen es nicht, erst, wenn man es mit Zahlen/Logik begründen kann. Ich habe das dann geübt…

          2. Der NT sieht Dinge, die der ST nicht sehen kann.
            Mein Vater ist ein ISTJ, war jahrzehntelang Bankenprüfer, somit eigentlich perfekt versorgt, aber selbst für ihn und seine Kollegen waren die letzten Jahre sehr hart. Das lässt sich auch leicht nachvollziehen, wenn man sich ansieht, was aus der ehemals hoch korrekten Bankenbranche wurde. Jemand wie Gunter Dueck sah das sicher schon viel viel früher kommen, aber irgendwann wird es auch für sensorische Menschen klar. Ein guter ESTJ Freund ist in der Pharmabranche. Die leiden dort genauso. Und das will was heißen. Als INTJ sieht man das halt, kennt die Probleme und auch die Lösung. Und muss trotzdem oft zusehen, wie einfach nichts getan wird. Das ist auch die Sache, die Gunter Dueck mit „einen Fehler machen und einen Fehler haben“ beschreibt.
            Ich verstehe das halt echt nicht, dass ein STJ, dem Sicherheit sehr sehr wichtig ist (sieht man an der Zahl der abgeschlossenen Versicherungen) nicht auf warnende Worte hören kann. Mir scheint auch das strategische Management ausgestorben zu sein. Es heißt oft, dass die Zeit dafür viel zu schnelllebig geworden sei. Aber gerade das ist der beste Grund zum langfristigen Planen. Als Gegenentwurf plane ich zb in mehreren Generationen. Unsere Probleme werden wir in unserer Generation nicht mehr lösen können. Aber vielleicht schafft es schon die nächste.

  9. Ich habe sehr schlechte Erfahrungen als INTJ im Managementbereich gemacht. Mir ging das immer alles zu schnell, da wurden Entscheidungen getroffen und Prozesse in den Gang gebracht und ich saß dann immer da und wollte am liebsten laut schreiend aufstehen uns sagen, sie sollen ihe Klappe halte und mich über das jeweilige Thema erstmal nachdenken lassen.

    Ich denke INTJs geht das so ähnlich, wobei laut dem MBTI-Test das J in solchen Situationen wohl eher hilft.

  10. Danke Thomas, für Ihre Beispiele aus der Bank- und Pharma-Branche! Wie sagt mein Management Consulting-Freund immer? Wir leben in einer VUCA-Welt! „VUCA“ steht für Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity.

    Die STs (in deutschen Grossunternehmen wohl rund 80%, vgl. Einleitung von Dueck) mögen sehr lange ihre berufliche Karriere gemacht haben, aber bei diesen massiven Umbrüchen in einer VUCA-Welt sind sie offenbar hilflos verloren, wie auch Ihre Beispiele, Thomas, zeigen.

    Ist das dann die Stunde der Ns? Theoretisch ja. In der Praxis gibt es aber wohl ein paar Hausaufgaben für die Ns zu lösen:

    Sie müssen z.B. ihr abstraktes Denken in eine Form übersetzen, die auch die anderen 80% verstehen. Ns können in ganz eigenartigen hohen Sphären schweben.

    Reicht dazu ein Kommunikations-Training, Herr Dueck?

    1. Es geht da auch um gegenseitiges Vertrauen und echtes Teamwork. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass es Menschen gibt, die nicht produktiv arbeiten, sondern in erster Linie an ihrer Karriere.
      Zu Sebastians Aussage möchte ich anfügen, dass mich im Managementbereich vor allem dieser unglaubliche Aktionismus ärgert. Ich glaube schon an schnelle Entscheidungen, weil vieles, was in Meetings zum Thema gemacht wird, eher trivial ist. Vor den wahren Fragen und Entscheidungen drückt man sich nur allzu gerne.
      Im Grunde leben wir in einer „more of the same“ Welt. Ob dieses „more“ und „same“ überhaupt gut ist, wird gar nicht mehr thematisiert.
      Wie das wohl so gekommen ist? Selbst im obersten Management habe ich oft das Gefühl, dass dort vom Stil her wie vor 100 Jahren im Stahlwerk gearbeitet wird. Deutschland, das Arbeiterland.

      1. Dann brauchen die 20% gute Lobbyisten ;-).

        Man hat ja nur zwei Möglichkeiten. Entweder versucht man zu kämpfen und versucht sich zu behaupten oder man zieht sich in die Wüste zurück und sinniert darüber, wie ungerecht und schrecklich die Welt doch ist. Einen gewissenen Charme hat das schon.

  11. Mit 20% schafft man es auch dann in die Regierung, wenn man sich zum Stimmenbeschaffer degradieren lässt. Eine Minderheitsregierung kann durchaus funktionieren. Dass das gerade in Dänemark funktioniert, braucht nicht zu verwundern. Aber das ist die absolute Ausnahme, denn gerade in der Politik zählt Macht mehr als alles andere. Aber vielleicht bin ich dazu zu sehr Spieltheoretiker und die Entscheidungsfindung ist in Wirklichkeit viel komplexer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert