DD281: Unsere Sensoren und Aktoren und hoffentlich Hirn dazwischen (Dezember 2016)

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DD281: Unsere Sensoren und Aktoren und hoffentlich Hirn dazwischen (Dezember 2016)

Spüren wir in uns Sensoren und Aktoren?

 

Ein Sensor ist in der Technik ein Gerät, das physikalische Messgrößen in Stromstöße, in Signale oder in Daten übersetzt. Zum Beispiel wandelt ein Temperaturfühler eine Messung in eine Zahl um, etwa in „30 Grad Fahrenheit“. Ein Aktor wirkt „entgegengesetzt“. Er wandelt ein Signal in eine physische Aktion um. Zum Beispiel könnte er auf das Signal „30 Grad Fahrenheit“ mit „Heizung anstellen“ reagieren.

 

Ich stelle mir vieles in mir so vor: Ich spüre etwas über Sensoren und handle dann über Aktoren. Jemand beleidigt mich – und sofort ziehe ich ein beleidigtes Gesicht. Ganz generell reagiert mein Körper auf Empfindungen. Man sagt, dass unser Körper „nie“ lügt. Da fliegt etwas auf uns zu, der Körper zuckt und schließt vielleicht die Augen. Jemand schreit wütend in der S-Bahn, ich schaue weg und hoffe, dass es nichts mit mir zu tun haben möge. Jemand schreit wütend in der U-Bahn, und ich bitte ihn dringlich um Mäßigung. Der Chef fragt nach Freiwilligen und ich schaue aus dem Fenster. Der Lehrer fragt nach etwas, was ich weiß, mein Finger zuckt – ich melde mich.

Diese Vorgänge sind mal mehr, mal weniger automatisch. Wenn wir bei der Aussage nicken können, dass der Körper schlecht lügen kann, auch, dass die Augen nicht lügen können und die Lachfalten ebenfalls nicht, dann deutet das darauf hin, dass in uns Automatismen ablaufen. Der Sensor empfindet etwas und wandelt das Signal in einen Befehl an einen Aktor um. Kein manipulierendes Gehirn dazwischen.

 

Nun ist es ja sinnvoll, die Empfindungen unserer Sensoren erst einmal ins Gehirn zu schicken, damit der Geist oder unser Herz diese Eindrücke vielleicht nur speichern oder sinnvoll verarbeiten und eventuell mit einem Befehl an einen Aktor reagieren, der den Befehl schließlich ausführt. Da nennt mich einer „Arschloch“. Mein Gehirn analysiert diese Aussage: Stimmt sie? Muss ich beleidigt sein? Ist er böse oder empört? Wie soll ich reagieren? Wenn ich zurückschimpfe, bekomme ich vielleicht was auf die Nase, ich empfinde prompt über einen inneren Sensor Angst. Mein Verstand sagt, dass „man“ (das ist eine Befehlszeile aus dem Über-Ich) nicht einfach dazu schweigen darf. „Man muss“ sich wehren. Ich beschließe daraufhin im Gehirn, leise vor mich hin „selber Arschloch“ zu flüstern… Das tue ich tapfer. Meine Augen beobachten, dass mein Peiniger es nicht richtig gehört hat. Der Angstsensor wird stiller, er zittert noch. Irgendein anderer Sensor sagt „bin stolz“, wieder ein anderer „bist feige“.

 

Leute mit dickem Fell haben die Sensoren nur grob eingestellt, die nehmen nicht so viel wahr. Manche Schwarzweißseher kennen nur 0 oder 1, wahr oder falsch – ihre Sensoren differenzieren nicht. Manche haben die Alarmsensoren so sehr fein eingestellt, dass sie dauernd Alarme von vielen Sensoren bekommen, die das Gehirn gar nicht mehr verarbeiten kann – so stelle ich mir Paranoide vor. HSPs empfinden in diesem Sinne sehr viel, vielleicht zu viel.

Bei vielen Leuten scheint der Umweg über das Gehirn wegzufallen. So wie bei den meisten von uns der Körper automatisch („unwillkürlich“) auf die Sensoren reagiert, so kann bei „emotionalen“ Menschen auch gleich die Faust ausfahren – und zwar ohne Nachdenkzwischenstufe. Da ist bei solchen der Sensor mit dem Aktor kurzgeschlossen, so wie „30 Grad F“ à „Heizung an“. Depressive scheinen unter Sofort-SOS-Hilflosigkeits-Abdunklungs-Aktoren-Automatiken auf viel zu viele Sensorenmeldungen zu leiden.

 

Wir stöhnen so oft über Kommunikationsprobleme. Könnten das nicht zum großen Teil Sensor-Aktor-Problematiken sein? Manche fühlen zu wenig oder zu viel, manche das Falsche, andere haben falsche Aktorenkopplungen („reflexhaft unangemessene Reaktion“).

Die Therapeuten versuchen offenbar, die automatische Kopplungen zu unterbrechen und Sensoren von Aktoren zu trennen. Sie fragen so: „Was fühlen Sie?“ – „Wie reagieren Sie, wenn Sie das fühlen?“ – „Aha, und ist das richtig?“ Nein! Ist es nicht! Und man kann es absolut nicht ändern, solange der falsche Aktor kurzgeschlossen ist! Wir klagen dann, dass wir immer die gleichen Fehler begehen und irgendwie nicht aus der Haut können. Das ist nicht unbedingt ein sicheres Zeichen von Dummheit („dumm ist, einen Fehler zu wiederholen“), sondern die starre Reaktion eines Aktors in einem verselbständigten Körper.

 

Wir müssen uns dann wohl einmal länger über Sensoren und Aktoren Gedanken machen? Auch darüber, wie diese Reaktionsketten entstehen? Können wir sie beeinflussen oder gestalten? Ja, mindestens durch Dressur. Wir können jedem Manager auf jeden Mitarbeitervorschlag den Frage-Aktor „Steigert das den Quartalsgewinn?“ einpflanzen oder bei/vor jeder Missetat eines Menschen „Gott sieht alles“ aufblitzen lassen.

 

Wie aber erziehe ich das ganze System „zu guter Gestalt“? Wie empowere ich den jungen Menschen, sich selbst einzurichten – an Stelle einer „bewährten“ Gewöhnungs-/Prägungs-/Einprügelerziehung? Ich fürchte, beim Thema Mensch sind noch ganz grundlegende Fragen offen.

 

(Gunter Dueck)

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21 Antworten

  1. Sehr schön, regt doch spontan zum weiterdenken an und ebenso spontan wünsche ich mir, dass die spntanreflexhaften Kommentatoren auf Twitter, FB … zwischen hören und posten mal die Denkmaschiene anwerfen – aber ich befürchte dort ist Snesor hart mit Aktor verlötet.

  2. So oder so ähnlich wird es sein. Wer das nicht mehr will, dem empfehle ich wärmstens GFK. Nein, nicht die aus Nürnberg. Einfach mal unter Marshall B. Rosenberg – Gewaltfreie Kommunikation – nachlesen. Da gibt’s auch überall Trainer bzw. Coaches. Es hilft!

  3. Wie können Menschen miteinander gewaltfrei umgehen?
    Und dann auch noch so, daß etwas tolles dabei herauskommt. Es geht, wenn wir tolerant, ehrlich, fair, menschlich, hilfsbereit miteinander umgehen.
    Auch Demut kann hilfreich für mich sein und im Kontakt mit anderen Menschen sein.
    MSFR

  4. Es gibt eben Unterschiede im Hirn, die zwischen Intuition und Nachdenken liegen.
    Beispiel ist die folgende kleine Denkaufgabe. Vertrauen Sie ihrer Intuition:
    Ein Schläger und ein Ball kosten 1,10 Euro.
    Der Schläger kostet einen Euro mehr als der Ball.
    Wieviel kostet der Ball?
    Ihre Intuition liefert sofort ein Ergebnis, oder?

  5. Manche Reflexe sind bekanntermaßen überlebenswichtig. Da wäre der Umweg über das Hirn tödlich. Bei allen anderen lohnt sich, zwischen Wahrnehmung und Reaktion einen Denkprozess zu durchlaufen. Also habe ich versucht, mir anzugewöhnen, wenn meine Sensoren Ärger signalisieren, nicht ohne vorherige Informationsverarbeitung loszupoltern. Das klappt in der Regel auch ganz gut, wenigstens nach meiner persönlichen Einschätzung. Doch manchmal ist offensichtlich ein Punkt erreicht, an dem der berühmte Tropfen das Fass zum überlaufen bringt. Die Erfahrung zeigt, dass uns dies dummerweise immer in genau dem einen von hundert Fällen passiert, bei dem sich das Lospoltern im Nachhinein als unangemessen herausstellt. Und so kontrollieren wir mit Hilfe unserer Vernunft 99 mal unseren berechtigten Ärger mit pharisäerhafter Genugtuung; doch das eine unangebrachte Mal bekommen wir ihn einfach nicht in den Griff. Offenbar haben wir da einen intrinsischen Filter, welcher unserem unbeherrschten Unterbewußtsein mit extrem hoher Treffsicherheit genau die Ereignisse zu unbeherrschter Reaktion anbietet, die geeignet sind, Murphy`s Law zu bestätigen.Immerhin, wir haben uns mit bestem Gewissen in 99 von 100 Fällen mal selbst auf die Schulter klopfen können. Das ist doch schon fast ein toller Erfolg (;-).

  6. Sehr schöne Betrachtung. Aber trotzdem, – wie arm wäre die Welt wenn immer alles nur über das Gehirn laufen würde, und alles ausschließlich rational betrachtet würde. Ich denke der Mensch ist eine Kombination von Automatismen und Emotionen und der Fähigkeit auch rational entscheiden zu können. Auf diese Ambivalenz möchte ich nicht gerne verzichten. Aber manchmal wäre etwas mehr Ratio schon angebracht.

    1. Sie müssen ja nicht unbedingt über die Ratio gehen, vielleicht geht ja auch über das Herz? Also über gute Gefühle? (Gefühle und Emotionen sind verschieden). Auch das Herz kann innehalten und Besonnenheit dazutun. Wollen Sie Unbesonnenheit immer dabei haben?

  7. Man kann bestimmt auch nicht alles Intuitive über einen Kamm scheren.

    Es gibt Schnell-Intuitives (Real-Time) und Langsam-Intuitives (vielleicht z.B. beschreibbar durch gemischte rekurrente Feedback-Loops mit dem Bewusstsein und Unbewusstsein mit eher größeren Zeitkonstanten (Tage, Jahre, Jahrzehnte)).

    Das Schnell-Intuitive: Operatives „Blitz-Denken“ ohne Analyse. „Du siehst und weißt.“
    Langsam-Intuitives: Weltanschauungen, Persönlichkeit, „Langzeit-Erkenntnisse“ bzw. „Bauchgrundgefühl-Überzeugungen“, „Seele“

    Wobei mir gerade auffällt, dass diese Stufenaufteilung vielleicht auch gar nicht so treffend ist.
    Zwischen Schnell-Intuition und Langsam-Intuition würde ich eher ein Kontinuum annehmen wollen, (denn warum sollte es nur genau diese zwei Formen der Intuition geben? Wahrscheinlich gibt es viele oder unendliche Unterstufen, die fließend ineinander übergehen.)

    Inwieweit „Schnell-Intuition“, „Instinkt“ und „Emotionalität“ differenziert werden sollten, wäre eine weitergehende Fragestellung. Emotionalität ist sicherlich auch mit der Langzeit-Intuition verwoben sowie Instinkte sicherlich auch Einfluss auf die Schnell-Intuition nehmen können und somit auch Einfluss auf die Langzeit-Intuition nehmen können, wenn diese lange/intensiv auf dem Menschen einwirken.

    Menschliche Entscheidungen/Handlungen sind dann das Ergebnis der Überlagerung aus spontaner Emotionalität, Instinkten und Intuition, wobei Emotionalität bzw. die Instinktsignale tendenziell umso stärker gewichtet werden, je schneller eine Entscheidung/Handlung von uns abverlangt wird, (weil dann in solchen Situationen wahrscheinlich die Sensorik besonders stark ausschlägt) und natürlich auch je nach charakterlicher Prägung/Veranlagung, die die Gewichte nochmal zusätzlich individuell festlegt.

  8. Was Sie beschreiben ist sehr nah am Kontext von Stresstoleranzfenster, Bindungs-, Traumatheorie und dem ganzen Hirn- und Neuroforschungszeugs usw.. Anstelle Ihrer Begriffe könnten da auch genauso gut Amygdala, Präfrontaler Cortex und so was stehen. Liegt sehr nahe, dass Sie genau diese Mechanismen übersetzen wollten, oder? Na jedenfalls schön, wie leicht verständlich Sie die Zusammenhänge im „Tekki-Deutsch“ an den Mann bringen. Für meine Seminare suche ich auch immer gute Metaphern, gerade für „rein rationale“ Menschen ;-). Danke für Ihre Vorlage! Hier versuch ich’s aber noch mal auf die althergebrachte Weise…

    Zu Ihren Fragen:

    Wie entstehen ungünstige Reaktionsketten?
    Vulnerabel dafür wird man in erster Linie durch wenig ausreichend sichere Bindungserfahrungen in den ersten Lebensjahren. Das heißt zu wenig Co-Regulation von Emotionen durch weise, wohlwollende und feinfühlige Bindungspersonen, somit zu wenig Oxytocin-Ausschüttung, wodurch die Kommunikation der „emotionsgeladenen“ Gehirnareale zum Präfrontalen Cortex nicht so gut klappt und entwickelt werden kann. Oder anders: Ich mache zu oft die Erfahrung, dass ich Stress ausgesetzt bin, der meine Bewältigungsmöglichkeiten überfordert. Der Stress überflutet mich, wird mir aber nicht bewusst genug, um innehalten und erste einmal drüber nachdenken zu können – weil das ja dem Präfrontal Cortex obliegt – und es bleibt mir nur noch reflexhaft ggf. mit Flucht oder Kampf zu reagieren. Je nach Art des Stresses entwickele ich verschiedene „Automatismen“ in unterschiedlichen Kontexten. Manchmal passen wir uns über die Maßen an, um Stress zu vermeiden, manchmal entwickeln wir eher externalisierende Verhaltensweisen und werden unüberlegt bissig. Insgesamt bleiben wir so oder so hinter unseren Möglichkeiten und werden ggf. sogar krank.

    Können wir diese Reaktionsketten beeinflussen?
    Ja, und zwar ohne Belohnungs- und Bestrafungs-Dressur. Korrigierende Beziehungserfahrungen ist meine Antwort! Am besten natürlich präventiv: Gleich zu Anfang des Lebens den Fokus auf die Bedingungen für eine resiliente Gehirnentwicklung legen – da sehe ich allerdings schwarz, wenn wir „Frühpädagogik“ weiterhin als Vorschule verstehen und in Schule vor allem Leistung- und Konkurrenz fördern, statt Gemeinschaft, Kooperation und damit Co-Regulation, die ein Nachreifen gestresster Gehirne ermöglichen könnte. Hier wünsche ich mir einfach mehr aufgeklärte Eltern, die sich einmischen – ja, so langsam werden es ja mehr, aber spürbar geben tut’s die noch immer nicht. Ich bin halt ungeduldig.

    Wie können junge Menschen „sich selbst einrichten“?
    Nun, ich würde mal behaupten, dass es dazu immer einer Beziehung zu anderen Menschen bedarf. Ganz alleine wird man das nicht hinbekommen. Alles was wir sind, sind wir aufgrund unserer Erfahrungen mit Menschen. Mein Tipp: In Beziehung mit Menschen treten, die die eigenen Werte verkörpern, die wahre Vorbilder, erfahren und weise sind. Wer Glück hat, findet einen väterlich/mütterlichen Mentor, der einen im richtigen Moment an die Hand nimmt, der entängstigend wirkt, aber auch zum eigenen Weg und Risiko ermutigt. So einen Chef zu haben – wunderbar! Ein Coach, ein Therapeut könnte zur Not auch so jemand sein. Hm, Sie Herr Dueck taugen für so einen Mentorenjob glaube ich ganz gut…

    Wie wir das ganze System „zu guter Gestalt“ bekommen?
    Tja, eben nicht mit manipulativer Erziehung, sondern durch Halt gebende und ermutigende Beziehung – und ich sag’s noch mal: von Anfang an. Da sind wir allerdings (noch) nicht so sonderlich gut aufgestellt, wie eindrucksvoll belegt ist. Ein breites Bewusstsein dafür und die Anerkennung, dass mehr Aufmerksamkeit für diese „Psycho“-Themen notwendig ist, wäre der erste sinnvolle Schritt. Wir brauchen ausreichend gute Entwicklungsbedingungen für das unreife Selbst junger Menschen. Wie gelingt ein Wachsen und Sein im Spannungsfeld von Beziehung, Abhängigkeit und Gemeinschaft auf der einen Seite und Mut zum eigenem Willen und Unabhängigkeit auf der anderen Seite. Günstige und prägende Erfahrungen diesbezüglich passieren beileibe nicht automatisch, dazu brauchen ganz Kleine wie auch Große authentische und entwicklungsförderliche Resonanz! Bleibt diese aus, oder wird manipulativ belohnt oder abgewertet, bleibt auch die Selbst- und Hirnentwicklung zur „guten Gestalt“ auf der Strecke und es bleiben Sensor und Aktor – Reaktionsketten eben.

    Die grundlegenden Fragen zum Thema Mensch?
    Sie meinen sicherlich z.B. diese: Theory-X oder Theory-Y?
    Y (siehe Ihr Youtube: Kopfreform!)

  9. Spontan: Gibt es ein Evolutionskriterium, welches unüberlegte Twitter-Schreiber besser davonkommen lässt als solche, die erst eine Nacht darüber schlafen? Also einen allgemeinen Spontanitäts-Evolutionsvorteil? Eigentlich interessiert sich für Kommentare zu Fragen von gestern niemand mehr (so wie hier gerade). Die Mehrheit hat’s gestern gelesen, fertig.

    Die amerikanische Präsidentschaftswahl scheint zu bestätigen, dass der unüberlegte Twitterer und Redner es in vielerlei Hinsicht einfacher hat: Er muss die langfristigen Folgen seiner Äußerungen nicht erst überdenken und kann sich der lokalpatriotischen Meinung anschließen. Umgekehrt erwartet man auch nicht ernsthaft, dass er dazu steht.

  10. Hallo,
    komme eher aus der physikalischen Ecke und finde den Artikel, als etwas (sage es ungern) ungeschickt.
    Zwischen Sensor und Aktor gibt es immer eine Regelung oder Steuerung. Das sollte man so auch im Artikel unterscheiden.
    In unserem Falle ein Gehirn (nicht hoffentlich). Ähnlich den im technischen vorgegebenen Regeln, gehorcht unser Gehirn auch nur seiner Programmierung.
    Unterliegen wir nicht alle dem Phänomen uns als Wesen mit freiem Willen zu empfinden.

    Sind wir aber nicht.
    (*Mensch denkt aber Hirn lenkt.*)

    Wir formen uns gegenseitig unter den Maßregeln, die die Evolution, für die Funktion unseres Gehirnes festgelegt hat.
    Mein persönlicher Schluss daraus ist lernen.
    Vom, über und für das Leben. In der Hoffnung das mein Gehirn etwas daraus macht.
    Macht finde ich auch eine Menge Spaß.

  11. Es gibt auch relativ einfache Erklärungsmuster, hier lediglich eines.
    Eine wissenschaftliche Studie mit acht Bewährungsrichtern in Israel:
    Sie verbrachten ganze Tage damit, Anträge auf bedingte Entlassung zu prüfen. Die Fälle wurden ihnen in zufälliger Reihenfolge vorgelegt, und die Richter verwendeten auf jeden einzelnen nur wenig Zeit, im Schnitt sechs Minuten. (Die Standardentscheidung ist die Ablehnung des Antrags auf bedingte Entlassung; nur 35 Prozent der Gesuche wurden positiv entschieden. Die genaue Zeit der Beschlussfassung wurde aufgezeichnet, und die Zeiten der drei Essenspausen der Richter – morgens, mittags und nachmittags – wurden ebenfalls notiert.) Die Autoren der Studie trugen in einem Diagramm den Prozentsatz der bewilligten Anträge gegen die seit der letzten Essenspause vergangene Zeit auf. Der Prozentsatz gipfelte nach jedem Essen, wenn etwa 65 Prozent der Anträge bewilligt wurden. Im Verlauf der nächsten zwei Stunden, bis zur nächsten Speisung der Richter, sank die Bewilligungsquote stetig, auf etwa null unmittelbar vor dem nächsten Mahl. Sie ahnen vielleicht, dass dies ein unerwünschtes Ergebnis ist, und die Autoren überprüften sorgfältig viele alternative Erklärungen. Die bestmögliche Erklärung der Daten hält schlechte Neuigkeiten für uns bereit: Erschöpfte und hungrige Richter scheinen auf die leichtere Standardposition der Ablehnung von Bewährungsgesuchen zurückzufallen.
    Weitere Schlußfolgerungen und Interpretationen bleiben nun Ihnen überlassen.

    1. Das ist ein sehr guter Hinweis. Sollt ich mal vor dem Richter stehen, nehme ich eine große Schokoladentafel mit. Schokolade soll ja glücklich machen.

  12. „…….Wie empowere ich den jungen Menschen, sich selbst einzurichten – an Stelle einer „bewährten“ Gewöhnungs-/Prägungs-/Einprügelerziehung? ……“

    Es gibt ein Indianersprichwort: Aus dem Munde des Kindes spricht das ganze Dorf.

    Wir sollten uns einfach dazu bekennen. In den Kommentaren, spiegelt sich unsere Gesellschaft wieder. Jeder denkt in 1. Linie nur an sich.

    Unsere Gesellschaft produziert Gewinner und Verlierer. Wenn ich auf mich gucke, so gehöre ich zu den Gewinnern. Ich kann mein Leben nach Lust gestalten, wobei ich nicht das finanzielle Polster meine, ich habe nämlich keines, was mich wiederum ohne Angst schlafen lässt, „Oh Gott, was wird mit dem Euro?“ Immerhin habe ich schon 2 Währungsreformen hinter mir: DDR in DM und DM in Euro. Da haben wir Ossis, den Wessis was voraus.

    Ich bin in der DDR sozialisiert worden. Da lernte man Verantwortung für die Gruppe zu übernehmen. Das Individuum kam nur an 2. Stelle. Zuerst kam die Pionierorganisation, das Arbeitskollektiv und im privaten noch ein großes Netzwerk an Beziehungen, man half sich gegenseitig in der Mangelwirtschaft. Einige nennen das Ostalgie , wissen aber gar nicht was das bedeutet. Wir kannten vielleicht Mangelwirtschaft und das wir nur in Liedern, den DDR Staat auf die Schippe nehmen durften, ja wir wussten, um die Ecke kann ein Spitzel von der Stasi stehen, also schwieg man oft lieber als seine Meinung zu äußern. Deshalb ist für mich das höchste Gut unserer Gesellschaft die Meinungsfreiheit! Eines aber kannte der DDR Bürger nicht: Existenzangst. Selbst um Alkoholiker kümmerte sich das Arbeitskollektiv und wies es in die Klinik ein, alles wurde organisiert und keiner fiel durch ein soziales Netz. Es gab keine Obdachlose, Arbeitslose und Arbeitsfaule wurden von einem Kollegen zur Not aus dem Bett geklingelt.

    Sicher wurde der Gruppenzwang übertrieben. Man möchte nicht 1 zu 1 noch mal die DDR zurück. Aber ein bißchen fehlt mir das im kalten Kapitalismus.

    Wir lernten gegenseitige Achtung und Solidarität wurde wie eine Pflichtaufgabe zelebriert. Bsp. Flüchtlinge. in den 70er Jahren kamen Tausende Chilenen in die DDR. So viele, dass wirklich in jeder Schulklasse 1 oder 2 Chilenen von heute auf morgen saßen. In der DDR gab es nun wirklich auch Wohnungsmangel. Manche heirateten, weil du dann eine Wohnung schneller zugewiesen bekommen hattest. Als die chilenische Flüchtlingswelle kam, wurden keine Flüchtlingsheime gebaut. In jeder größeren Stadt gab es ja die so verschrieenen Plattenbauten. Die Chilenischen Flüchtlinge wurden in die gerade fertig gestellten Wohnungen einquartiert. In Jena gibt es deshalb auch eine Straße, da zogen diese einen ganzen neuen Wohnblock voll. S.Allende Platz. Keiner, absolut kein DDR Bürger begehrte da auf. Es gab weder Demos gegen das belegen von Wohnungen für DDR Bürger, wir hätten nie im Traum an so was gedacht. Nun gut, nach dem der Terror in Chile vorbei war, gingen die chilenischen Flüchtlinge aber auch ruck zuck wieder. Da gab es auch keine Diskussion bleiben ja oder nein. Die Flugzeuge standen bereit und man flog zurück.

    Ich wollte nur sagen, unsere heutige Gesellschaft verroht, weil sie Gewinner und Verlierer produziert, daran müssen wir arbeiten. Auf der Seite von Gunter Dueck schreiben die Intellektuellen. Das Problem aber, sie schreiben nur hier. In der Gesellschaft mischen sie sich aber zur Zeit nicht ein. Ich nehme sie jedenfalls in der Öffentlichkeit nicht war. Wo sind die Deutschen Intellektuellen? Sicher gehört Gunter Dueck dazu. In Vorträgen zeigt er unsere Fehler auf und bietet Lösungsansätze. Aber er wird nur von einer kleinen Gruppe Interessierter gehört. Er ist in der Öffentlichkeit auch nicht sichtbar. Und das, obwohl er ein attraktiver Mann ist. Er muß sich da nicht verstecken.

    Gunter Dueck erwähnte neben dem Hirn das Herz.
    Lassen wir einfach öfter mal das Herz sprechen.

    Ich kann da nur einen Tipp geben: Lerne dich selbst zu lieben! Dann kommt das Glück von ganz allein und du musst es nicht suchen.

  13. „…Wie empowere ich den jungen Menschen, sich selbst einzurichten – an Stelle einer „bewährten“ Gewöhnungs-/Prägungs-/Einprügelerziehung?…“ Der Satz geht mir nicht aus dem Sinn , vor allem, geht es nur darum sich selbst einzurichten? Was ist mit dem Nachbarn? dem Kollegen? zählt heute nur noch die engste Familie? Was heisst Gesellschaft heute? …..
    „…Wir stöhnen über Kommunikationsprobleme… “ na klar, wenn schon jeder was anderes unter dem Wort Gesellschaft versteht. Der eine freut sich auf das nächste Skatspiel in Gesellschaft, der andere denkt an die gesamte Stadtgesellschaft, während der 3. an die globalen Wirtschaftskreisläufe unserer Gesellschaft denkt. Jeder hat andere Interessen und dazu kommt noch ein unterschiedlicher Wissensstand der Dinge überhaupt. Das finde ich, ist das Hauptproblem für fehlerhafte Kommunikation. …. Und gerade jetzt bricht ein altes von Facebook überholtes Kommunikationssystem regelrecht zusammen: die Zeitung. Die Abbos gehen zurück. Die online-Nachrichtenkanäle der öffentlich rechtlichen Anstalten ersetzen manche gute alte überregionale Zeitung. z. B. die Welt. Finanziert durch unsere GEZ. und die regionalen Zeitungen verlieren ihre Leser an lokale Blogger und Facebook. …. Jetzt rächt sich, dass Journalismus nur noch das Sprachrohr von Parteien und Lobbygruppen, jedenfalls von den Lesern gefühlt war und ist. Systemkritischen guten Journalismus sucht man vergebens oder sind auch unsere Journalisten mit dem Systemwandel überfordert? Jedenfalls experimentieren wir, als kleines lokales Nachrichten-online Journal monatlich selbst hin und her. Im Moment haben wir PM und persönliche Meinung getrennt: Pressemitteilungen kommen nur noch hier, im Moment auf den Osten begrenzt, da kennen wir uns am Besten aus http://eastsidenews.de/2016/12/23/jenaer-piraten-stadtraete-verschenken-erhoehung-ihrer-aufwandsentschaedigung/ —– und Gedanken vom Journalisten kommen hier, auf einem persönlichen Blog (Reichweite wird heute nur noch erkauft, über google und Facebook) https://arnepetrich.blogspot.de/2016/12/mit-einer-smart-city-strategie-wieder.html …. Hauptproblem ist nämlich auch die fehlende Medienkompetenz bei jung und alt, man kann Pressemitteilungen, eine neutrale Nachricht und die Meinung eines Journalisten eben kaum noch unterscheiden. Ich rede da noch nicht mal von Facebook, wo jeder zum Sender wird und man genau Autor und Quelle überprüfen müsste.

    1. Ach was ich noch vergaß zu sagen: in einer heilen Gesellschaft, gibt es weniger Haß und Mißgunst oder Neid und damit auch weniger „Arschlöcher“ 🙂

  14. sehr schöner Arikel zur besinnlichen Weihnachtszeit,

    ich bin zwar kein Freund von „Schleichwerbung“ in Foren möchte aber zumindest auf ein Sensorprodukt aufmerksam machen, dass bei der von Ihnen angesprochenen Problematik unterstützend helfen könnte und von der holländischen Polizeit bereits getestet wird 😉

    Produktbeschreibung von:

    http://www.heartmathdeutschland.de

    “ Mit dem Sensor messen Sie über den Puls am Ohrläppchen Ihre Herzfrequenz. Inner Balance oder emWave ermitteln daraus die Herzratenvariabilität (HRV), die anzeigt, wie sich Ihr Herzrhythmus im Zeitverlauf verändert. Das Muster der HRV wird dabei von unseren Emotionen beeinflusst (s. Grafik). Forscher des Institute of HeartMath® haben entdeckt, dass Ärger, Angst, Wut, Frust etc. den Rhythmus des Herzens unregelmäßig bis chaotisch werden lassen.“

  15. Danke für den super Artikel!
    Mir fällt dazu das neurolinguistische Programmieren ein, kurz NLP. Die Analogie ist nicht zufällig. Einer der Mitbegründer war ebenfalls Mathematiker und Informatiker, bevor er sich neben Sensoren und Aktuatoren auch über Psychologie gedanken machte 😉

    Eine mögliche NLP-Methode ist es, innere Bilder bunter, strahlender, größer, lauter, etc zu machen, um Emotionen zu verstärken.

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