Vortrags­themen
Es geht nicht nur um neue Technologien rund um Sensoren, Big Data und Cloud, sondern um gravierende Umwälzungen in praktisch allen Branchen. Autos fahren selbst – und man kann wieder auf dem Land leben (gibt es eine Landflucht?), Wind- und Sonnenenergie verdrängen klassische Formen, Banken und Versicherungen „gehen digital“, viele Tätigkeiten von Ärzten, Rechtsanwälten und Steuer-/Wirtschaftsprüfern werden von Computern übernommen. Beraterfolien (sonst gut zum vielfachen Verkauf gehütet) gibt es gratis im Netz. Jeder Freiberufler oder Handwerker muss im Netz überzeugen, sonst sinken die Aufträge… etc. etc. Schilderung aus der neuen Welt, ganz nüchtern. Jeder sollte sich diese Welt ohne Angst um sich selbst anschauen und sich dann dort einen sicheren Platz suchen – nicht einigeln und ducken. Bei einer Sintflut baut man keine Dämme, sondern Schiffe. Wo liegen die Chancen?
Früher war es nicht so gut, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Gehe nicht zum Fürst, wenn du nicht gerufen wirst.“ Man wollte bestimmt nicht „auffällig“ werden, weil Normabweichungen zu Nachteilen führten. Heute hat derjenige Erfolg, der Aufmerksamkeit auf sich zieht, „attraktiv“ oder „visible“ ist, also weithin „auffällig“ wirkt und als „besonders“ gilt. Die Aufmerksamkeit mausert sich seit Jahren zu einer Ersatzwährung. Wer auf sich aufmerksam machen kann – womit, ist fast egal – kann gleich Werbefläche im Internet um sich scharen und ans Geldverdienen gehen. Aufmerksamkeit muss also um jeden Preis her, am einfachsten, indem man nur noch mit Schrillem und Buntem winkt und am besten gleichzeitig Tabus verletzt. Der Flachsinnpegel steigt natürlich ständig an. Das Wichtige und Ernsthafte kommt immer weniger dagegen an. Kann noch intensiv diskutiert werden? Nein, jetzt gerade nicht, denn: Zong, da kommt schon die nächste Eilmeldung! Der US-Präsident hat getwittert, und sofort bebt das Netz für ein paar Minuten, ja, bis der nächste Tweet erscheint. Wer oder was gewinnt also in der Aufmerksamkeitsökonomie? Und wie lange hält gewonnene Aufmerksamkeit vor? Wie verwertet man sie? Über Trump, Schulz-Effekte, YouTube-Stars, Short-Seller-Attacken an der Börse, Aufmerksamkeitsspekulanten in der Presse. Wo bleibt dann das Wichtige & Ernsthafte? Das hatte früher die Autorität und die Macht, die Aufmerksamkeit für sich verlangen zu können. „Jeder schaut jetzt an die Tafel!“ oder „Ich bin der Chef, hört zu!“ Was der Mensch wissen musste, bestimmte ein Bildungskanon… Weil sich das Wichtige aber noch irrtümlich für eine Autorität hält, merkt es nicht (wie untergehende Konzerne in der Digitalisierung), dass nur noch blass wirkt und kaum noch Überzeugungskraft ausstrahlt hat. Es muss sich wandeln und interessant machen – aber wie geht das mit den heute trauernden Autoritäten, die sich kaum ins Netz trauen?
In meinem Buch „Das Neue und seine Feinde“ werden viele Gefahrenpunkte beim Entstehen des Neuen aufgezählt und Hintergründe beleuchtet. Das System eines Unternehmens kann wie ein funktionierender Körper gesehen werden, der sich selbst gegen Krankheiten und Gefahr durch ein Immunsystem und gesunde Angst schützt. Innovationen im Unternehmen werden von diesem oft als Ausnahme im Sinne von „Krankheit“ wahrgenommen und solange bekämpft, bis sie sich einfügen. Deshalb sind die so genannten U-Boot-Projekte oft erfolgreich – sie werden vom Immunsystem nicht wahrgenommen! Das Management versucht meistens, die Ideen und Innovationen zu „managen“, also über Prozesse zu beherrschen. Damit erzeugt es zu viele Abhängigkeiten, die so ein zartes Pflänzchen wie das Neue meist nicht erträgt. Ich selbst habe bei IBM lange Zeit als Innovator gearbeitet und kann sehr viel Lebenserfahrung einbringen. Redentitel der Vergangenheit: „Innovation ist mehr als Invention“ oder „Innovation – nicht immer nur sparend optimieren!“ oder „Der Prozess ist der Innovation ihr Tod“ oder „Intrapreneuring“ oder „Vom Lehrsatz zum Geschäft“.
Heute verändern Innovationen alles so abrupt, dass der allgemeine Ruf nach disruptivem Wandel unüberhörbar laut wird. Was noch bis vor einiger Zeit eine Option war, wird nun bitter nötig. Wer bisher nicht wollte, muss nun müssen. Wandel ist erzwungene Innovation. Man versucht nun, die Managementschicht durch Motivationsveranstaltungen für den Wandel zu begeistern – jetzt wo die Manager MÜSSEN und noch nicht GEWOLLT haben. „Tschakka! Tschakka! Du kannst es! Du bist der Größte! Du schaffst alles!“ – so lautet das Mantra der künstlichen Begeisterer. Das Problem liegt tiefer, ich versuche Erklärungen und Heilungsansätze. Die Ursachen des Stillstands liegen auf dem Gebiet des nächsten Themas hier: Schwarmversagen bei Marktumstürzen.
Unternehmen sind ein großes System von Mitarbeitern, die man ja bei der Einstellung für richtig gut hielt. Wie kommt es dann, dass sich diese vielen intelligenten Menschen in Meetings streiten und ineffektiv Zeit verschwenden, sodass viele, viele Menschen alles rund um Zusammenarbeit, Abstimmungen und Teamarbeit als ausgesprochen quälend erfahren? Menschen (zum Beispiel frisch studierte Betriebswirtschaftler) beginnen mit zu hohen Zielen, die eigentlich nicht erreichbar sind, versuchen es dennoch mit Überstunden und Extrameilen, geben dann anderen in Meetings die Schuld und beginnen zu kämpfen – gegeneinander und auch gegen die Kunden. Langsam versinkt alles in Opportunismus, gegen den nun wieder von oben her Kontrollmechanismen etabliert werden. Alles versinkt jetzt in stumpfer Überkomplexität. Es gibt andere Redner, die Ihnen die Möglichkeit der Schwarmintelligenz vorgaukeln, aber ich versuche, Sie erst einmal die Lage verstehen zu lassen, in der Sie stecken. Die meisten Menschen erklären das Schlechte im Leben mit der Bösartigkeit oder der Gier Anderer, aber es ist die Schwarmdummheit, die noch fast niemand auf dem Radar hat. Es wird Ihnen die Augen öffnen!
Über Mathematiker/Informatiker witzelt man ja oft, man nennt sie gern Nerds und Geeks. Denn sie stechen ganz ab von typischen Machern oder Alphatieren, und ganz besonders von den noch ganz anderen Sales-Leuten! Meisterschaftsehre, Machtfülle oder Incentives sind total verschiedene Prioritäten im Leben! Es gibt dann noch idealistische Blogger, Künstler und „Psycho-Coaches“, dann wieder streitbare „Piraten-Typen“ usw. Ich habe mir lange Gedanken über die psychologischen Denkwelten verschiedener Berufsgruppen gemacht und kann heute ganz gut den täglichen Streit bei der Arbeit erklären. „Sie ticken alle verschieden“, sie wissen es aber nicht explizit und überhäufen sich daher mit Vorwürfen. Besonders in IT-Firmen sind oft die Manager die einzigen „normalen Menschen“, die an ihren „Techies“ vorbeireden. Über die „artgerechte Haltung von Techies“ habe ich vielleicht die meisten Reden gehalten.
So heißt ein Buch von mir, es geht um die durch das Internet angestoßene Veränderung der Welt. Computer nehmen uns das Einfache ab, folglich müssen wir neue Industrien aufbauen, in „denen noch nichts einfach ist“. Wo sonst wären die Arbeitsplätze der Zukunft? (z.B. Rede beim ZVEI-Kongress)
So wie wir neue Industrien für die Zukunft entwickeln müssen, um Arbeit zu haben, so müssen auch wir uns als Individuen höher entwickeln. Die Dienstleistungen werden durch Computer zunehmend „industrialisiert“, viele Jobs werden obsolet. Was muss ein „Professional“ der Zukunft können? MEHR! Er muss nicht nur alles wissen wie bisher auch, er muss verkaufen, verhandeln, Projekte leiten, Konflikte schlichten, Konzepte entwerfen, Kunden verstehen etc. Die Spaltung der Menschen in „arm“ und „reich“ ist aus dieser Sicht mehr eine in solche Menschen, die professionell arbeiten und solche, deren Job der Computer „frisst“.So wie wir neue Industrien für die Zukunft entwickeln müssen, um Arbeit zu haben, so müssen auch wir uns als Individuen höher entwickeln. Die Dienstleistungen werden durch Computer zunehmend „industrialisiert“, viele Jobs werden obsolet. Was muss ein „Professional“ der Zukunft können? MEHR! Er muss nicht nur alles wissen wie bisher auch, er muss verkaufen, verhandeln, Projekte leiten, Konflikte schlichten, Konzepte entwerfen, Kunden verstehen etc. Die Spaltung der Menschen in „arm“ und „reich“ ist aus dieser Sicht mehr eine in solche Menschen, die professionell arbeiten und solche, deren Job der Computer „frisst“.
Bildung muss einen Sinn für professionelles Arbeiten erschließen. Wo aber lernen wir das denn all dies: Projektleiten, Konfliktbewältigung, Kommunikation, Organisation von Vorhaben, Verkaufen oder Managen? Wer Glück mit den Eltern hat, wird daheim gecoacht. Sonst? Kindergarten, Schule, Gymnasium und Universität verschulen sich immer stärker und „füllen nur noch die Festplatte im Kopf“. Nach dem Doktor sind viele eigentlich berufsunfähig. Früher wurde man vor dem eigentlichen Arbeiten in Großunternehmen noch Monate lang geschult und durch alle Abteilungen geschickt. Zu teuer, sagen die heutigen Manager. Sie verlangen, dass sie fertige Alleskönner einstellen. Sind alle verrückt geworden? Müssen wir nicht Bildung ganz neu denken? Von Wissenschaftlichkeit auf Professionalität schalten? Ich fordere eine Kopfreform, vor allem bei den Entscheidern. Wir brauchen Neue Bildung – Empowerment, nicht nur Enlightenment.
Ich lebe schon einigermaßen „im Netz“ und kann Ihnen die Welt erklären… ich bin allerdings nicht der Richtige, Ihnen Patentrezepte zu geben, wie man „Likes“ oder „Follower“ in Geld ummünzt. Da sind zu viele Heilsbringer, finde ich… Die Welt im Netz ändert sich wahnsinnig schnell – es hilft nur „einwandern“ und dort „leben“.
Das ist der Titel meiner Rede auf der re:publica 2011, die inzwischen in verschiedenen Video-Versionen zusammen von bald 90.000 Menschen angeschaut worden ist – ein (so die re:publica) „als Umarmung getarnter Rundumschlag gegen das gegenwärtige System“.
Die Welt teilt sich in Hochbezahlte, die den Computern Anordnungen geben, die Prozesse designen und Entscheidungen treffen – und in andere, die nach den Anweisungen der Computer arbeiten müssen, also ganz in die Prozesse eingebunden sind. Bankmitarbeiter gehören bald zur letzteren Art, und viele Berufe verlieren ihren einfachen Teil an die Computer. Was bedeutet das für die Arbeitswelt? In welchen Branchen?
Das Internet revolutioniert den Handel, die Verlage, Banken, Versicherungen. Selbstfahrende Autos verändern unser Leben, Hefebakterien ersetzen die Erdölchemie. Wir steuern alles von unseren Smartphones aus. Ich schaue mit Ihnen in die nähere Zukunft. „In die Zukunft kann leicht sehen, wer ihren Anblick erträgt.“