DD298: „Wer interessiert sich schon für Hydraulik?“ – über Fachkräftemangel (August 2017)

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Ein Personalvertreter eines mittelständischen Unternehmens in Süddeutschland seufzte. „Wer interessiert sich schon für Hydraulik?“ Will sagen: Es gibt so sehr viele spezielle Ingenieursrichtungen, die kaum bekannt sind. Und wer wird jetzt nach dem Abitur „Ich gehe zur Hydraulik“ entscheiden? Die kleineren Unternehmen suchen verzweifelt nach Leuten mit der richtigen Ausbildung und müssen dann wohl Facharbeiter langsam upgraden.

Was aber studieren die Abiturienten? BWL vor allem, Wirtschaftswissenschaften oder internationales Management – weit vor Maschinenbau, Elektrotechnik und Bauingenieurswesen. Und – wussten Sie das? Physik und Chemie sind überraschend weit abgeschlagen unter „ferner liefen“, schauen Sie einmal hier:

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2140/umfrage/anzahl-der-deutschen-studenten-nach-studienfach/

(Der Link funktioniert wahrscheinlich nur einmal, danach muss man abonnieren…)

Auf Platz sieben steht Germanistik, auf Platz 12 Mathematik, das sind die ersten Studienfächer, die in der Schule als Fach vorkommen. Die Schule kümmert ja so etwas wie Wirtschaft, Ingenieurswesen, Jura, Medizin oder Psychologie nicht. Mir fällt beim Schreiben die Frage ein, ob das Gymnasium wirklich so gut aufgestellt ist, wie es immer vorgibt. Der Lehrstoff ist doch damals darauf ausgerichtet worden, dass man Philologie oder Physik studiert, aber das tut doch kaum noch jemand?

Nach dem Abitur steht dann der Schüler ratlos vor den Fächern. Welche soll er studieren? Er hat keine Ahnung, weil die wichtigen Fächer eben nicht in der Schule vorkommen. Was macht der ängstliche Mensch, dessen Eltern auch wenig Wissen oder Rat beitragen können? Er studiert etwas Bewährtes, zum Beispiel BWL. Am Ende des Studiums, das kaum auf die Wirklichkeit vorbereitet (da unterscheidet sich die Uni nicht wirklich von der Schule), steht wieder ein ängstlicher Bachelor vor einer Entscheidung, der mancher von ihnen noch kurz bis zum Master ausweichen kann.

Wo bewirbt er sich? Natürlich bei einem Großkonzern. Die Ingenieure versuchen es erst einmal mit Freude am Arbeiten bei BMW, weil München ja auch gut klingt und Freude nach dem Arbeiten verheißt. Die Informatiker gehen zu SAP, IBM, Microsoft, Google oder HP.

Fazit: Man bevorzugt das Stereotype. „Germans eat sourcrout“ ist so ein Stereotyp. Franz Dröge formulierte nach Walter Lippmann (dem Urheber des Wortes) so schön, ein Stereotyp sei „eine erkenntnis-ökonomische Abwehreinrichtung gegen die notwendigen Aufwendungen einer umfassenden Detailerfahrung“. Diese eigentlich wünschenswerte Anstrengung für eine Detailerfahrung scheinen die Studenten zu scheuen (uiih, habe ich ja auch – bin zu IBM gegangen). Mit ein bisschen Mühe findet man doch all die vielen Hidden Champions der deutschen Wirtschaft und kann dort wundervoll arbeiten – dort werden auch nie gleich Tausende vor die Tür gesetzt, wie jetzt bei Banken und Computerfirmen. Wer ängstlich ist, Sicherheit braucht und in Großunternehmen Geborgenheit vermutet, überschreitet wahrscheinlich gerade die Torheitslinie.

Aber nein, die Besten suchen nicht lange, bewerben sich bei drei oder vier Stereotypen und besetzen die stereotypen Arbeitsplätze. Ich wiederhole: Die Besten landen wegen mangelnder Anstrengung für Detailerfahrung (die Besten!) in den üblichen Großkonzernen, die Mama und Papa dem Namen nach kennen, was diese beruhigt und stereotyp stolz macht. Die nicht so Guten werden in den Assessments der Konzerne nicht akzeptiert und „müssen“ dann eben in den Mittelstand. Wieso ist aber der Mittelstand so erstklassig und warum sind die Großkonzerne mit den tollen Leuten so marode? Ist es so? In den Großkonzernen rotten sich die Besten in schwarmdumm-frustigen Meetings zusammen und verschlafen die Digitalisierung. Die nicht so Guten retten Deutschland durch die weltbekannte Exzellenz „of German Mittelstand“.

Liebe Leute, kümmert euch doch schon einmal eine Weile vor dem Abschluss oder besser vor dem Studium, wo man arbeiten könnte. Der ausgezeichnete Ruf der deutschen dualen Ausbildung an den dualen Hochschulen mag darin begründet sein, dass man zuerst die Firma aussucht, bei der man Werkstudent und später Mitarbeiter sein möchte.

Die mittelständischen Unternehmen jammern. Sie können oder wollen nicht so hohe Gehälter zahlen und sind eben nicht „in München“, wo man zwar ein hohes Gehalt bekommt, aber im Wesentlichen für die Miete arbeitet. Was den mittelständischen Firmen fehlt, ist schlicht die Aufmerksamkeit. Warum schließen sie sich nicht zusammen und stellen gemeinsam ein? Wie wäre es mit Portalen, die erst die Fähigkeiten anschauen und die für gut Befundenen dann auf die Firmen verteilen?

Könnte der Mittelstand nicht wenigstens ansatzweise beim Hiring zusammenarbeiten?

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25 Antworten

  1. Über das, was im deutschen Schulsystem falsch läuft, könnte man Romane schreiben. Es ist zwar logisch, dass in einem konservativ geprägten Land, wo seit Jahren die Regierung der „ruhigen Hand“ gewählt wird und wo sich nichts ändert (weil alles ja so gut läuft) auch das Schulsystem keine großen Veränderungen erfährt. Mit Vorbereitung aufs berufliche Leben hat es schon lange nichts zu tun. Gerade die Schule müßte doch ständig an die neuesten Entwicklungen angepasst werden. Alleine schon, weil das Wissen im Allgemeinen ständig wächst und oft das, was vor wenigen Jahren noch wie ein Dogma galt, inzwischen widerlegt wurde.

  2. Hmm, na ja, da sehe ich aber auch noch ein anderes Problem: Wenn man sich im Laufe des Arbeitslebens, oder auch schon während der Ausbildung einmal spezialisiert hat, dann fällt es schwer, „auf dem Land“ eine passende Stelle in der Nähe zu finden. Da landet man dann schon fast zwangsläufig in einer Großstadt.

    Die Hoffnung bleibt, dass das zumindest für „Kopfarbeiter“ mit der Digitalisierung und zunehmendem „Telecommuting“ besser wird. Aber auch dort sind die großen Unternehmen wohl schon weiter als der Mittelstand.

  3. Und der Mittelstand lebt ja inzwischen von den Niedriglöhnen. Deutschland ist inzwischen der grösste Niedriglohnsektor der EU. Echt Geil wa ??? Und von diesen Niedriglöhnen kann kein Mensch mehr leben! Aber die Wirtschaft wächst und erklärt das zum Job-Wunder!!! Mindestlohn und 1-Euro-Jobs – Juhuu !!!

  4. „die Besten“ landen in Großkonzernen? Meine Erfahrung ist da eine ganz andere am Standort Ingolstadt. Viele wirklich gute Leute bleiben bei kleineren Mittelständern, da sie hier wirklich etwas lernen können und Freiräume viel eher möglich sind. In der IT des lokalen Automobilherstellers verwaltet man letztendlich nur Dienstleister und Zulieferer. Wozu hier überhaupt ein Hochschulabschluss notwendig sein sollte, frage ich mich täglich …
    Viele meiner Freunde die „interne“ sind, leben mit goldenen Handschellen. Würde sie nicht so gut bezahlt werden vom Konzern, wären die alle schon weg. Nur Haus, Kinder und sonstige finanzielle Verpflichtungen drängen sie zu dieser Entscheidung. Leider gewöhnt man sich auch schnell an ein gewisses Einkommen, was den Kreislauf weiter befeuert…

    Weiterhin arbeiten in der HR Abteilung nicht gerade fähige Menschen. Hier werden 24 Jährige Mitarbeiterinnen eingesetzt um Bewerber mit 20 und mehr Jahren Berufserfahrung zu befragen… auf dem Bewertungsbogen steht dann, „Hat der Bewerber Benzin im Blut?“.

    Dies ist für mich auch total essenziell wichtig, wenn man als Führungskraft bei einem Automobilisten anfangen will und eigentlich IT’ler ist.

  5. Ich glaube, Sie übersehen etwas, Herr Dueck. Es hat mit den Millennials einen maßgeblichen Wandel gegeben (den ich als Arbeitgeber auch massiv zu spüren bekomme – positiv wie negativ).

    Meine Generation (ich bin 48 und habe BWL studiert) glaubte, privat zurückstecken zu müssen um einen guten Karriereweg zu nehmen. Da arbeitete man halt ein paar Jahre in der Pampa oder wurde Expat, das erschien halt nötig. Dann sollte es irgendwann dahin gehen, wo man hin wollte – wenige träumten vom Land, viel mehr von der Stadt, selbst wenn es die Peripherie wäre. Funktioniert hat das so semi. Gerade Expats bekamen ab 2001 zu spüren, dass ihre Arbeitgeber im Zwang der Wirtschaftskrise nichts mit ihnen anzufangen wussten. Der Auslandsaufenthalt wurde zur Karrierefalle.

    Die Millennial-Generation tickt in vielem anders (und das ist nicht negativ gemeint). Zum Beispiel setzt sie das Private vor die Karriere. Und das bedeutet: Sie suchen sich zuerst den Ort aus, an dem sie leben wollen und versuchen dort einen Job zu finden.

    Rein moralisch ist das natürlich toll. Andererseits kenne ich auch einige Personen in Berlin, die finanziell gerade so klar kommen – auf dem hessischen oder schwäbischen Land aber prima verdienen könnten. Sie wollen aber nicht weg aus der Metropole.

    Nun sitzt der deutsche Mittelstand aber selten in Berlin oder Hamburg oder München. Man findet ihn dort, wo nur sehr Landbegeisterte leben wollen. Und dieses Standortproblem ist für mich der Hauptfaktor.

  6. Es ist so einfach: So lange die ‚Großen‘ die höheren Gehälter zahlen, werden die ‚Großen‘ bevorzug. Das ist auch ein Stereotyp schätze ich.
    Ich stimme allerdings voll und ganz zu das die Schule eine schlechte Vorbereitung fürs (Berufs)Leben ist. Die Berufsorientierung kommt definitiv zu kurz, aber auch so ganz profane Dinge wie Steuererklärung fehlen auf dem Lehrplan.

  7. Traurige Zustände, eigentlich wollte ich Entwicklung schreiben, aber es ist etwas was schon so lang anhält, das Entwicklung da das falsche Wort wäre. Genau so traurig wie die fehlende Phantasie der Abiturienten, ist diese bei Realschülern ausgeprägt. Auf Nachfrage fallen den Schülern entweder die Berufe ihrer Eltern oder die 5 Stereotype, Büro-, Einzelhandelskauffrau, Mechatronikerin, Friseur, Elektrikerin ein.

    Was mich belustigt hat und dafür besten Dank ist der letzte Satz, „…warum suchen Sie nicht zusammen …“. Weil der Mittelstand in der Provinz zwar die Innovationen hoch hält, aber auch in der Angst lebt, wenn ich mich aus meinem Loch wage und etwas von mir zeige, wird die Konkurrenz mich fertig machen. Auch wenn Beispiele genau das Gegenteil zeigen. Sobald sich Unternehmen zusammen tun und anfangen mehr zu machen als Anzeigen im lokalen Blatt zu schalten, werden sie gesehen und erhalten ihre Bewerbungen.
    Leider ist zumeist dann aber keiner da, der die Interessen bündeln kann auch wenn er nichts mehr davon hat.

  8. Normalerweise sollte das Bildungssystem ja so angelegt sein, dass der aktuelle Stand der landesweiten Wirtschaft in allen Bereichen unterstützt, und am Leben erhalten wird. Allerdings scheint nun eher die Nachfrage das Bildungs-Angebot zu regeln. Also liegt das eigentliche Problem ganz wo anders.
    Solange schon im Kindergarten/Grundschule ein eher ungüstiges Welt- und Wertebild vermittelt wird, kann das so nichts werden.
    „Warum soll ich den für einen Hungerlohn im Nachbardorf Hydrauliker werden? Sieht man ja gar nix von der Welt …“

  9. Das einzig sinnvolle ist Projektarbeit in der Schule. Vorschlag: 1. Projekt wir bauen ein Blockhaus. Wir erstellen eine Zeichnung, wir berechnen den Raum, wieviel Farbe, Dachziegel brauchen wir ? Vielleicht haben Schüler Spaß am Handwerken.
    2. Projekt Wir geben ein Konzert, wer ist Solist wer spielt die Instrumente, wer macht die Moderation ?
    3. Projekt Wir spielen Theater. Wer ist der Hauptdarsteller, mit welchen Mitteln bau ich die Bühne ?
    4. Sport ein Fußballspiel zwischen 2 befreundete Schulen ist auch für viele intressant.
    Ergebnisse der Projekte werden auf einem Blog gepostet. Zugriff haben Eltern, Arbeitgeber, Kultusminister etc. und können mit Verbesserungsvorschlägen beitragen.
    Leider finden Sport Musik Theater Kunst in der knappen Freizeit statt. Diese Fächer gehören in die Schule. Den Satz des Phytagoras ( habe ich im Leben nur für die Klassenarbeit gebraucht dann nie wieder ) kann ich mir auf Youtube erklären lassen und benötige dafür keinen Lehrer ! Eine Mutter berichtet mir sie müsse für die Tochter einen teuren Dierke Atlas kaufen. Auf Wikipedia kann ich mir jedes Land im Detail erklären lassen und ein Globus ist auf dem Smarthphone schnell installiert . Ich würde keinen Atlas und Bücher mehr kaufen ! ! ! Allgemein ist Schule sehr rückständig und ständig in Sorge um den Datenschutz. Die Welt hat sich verändert und die Schule ist irgendwo in der Entwicklung stecken geblieben !

  10. Ach Herr Dück, vielleicht liegt die BWL-studiererei auch daran, dass man als Ingenieur halt viel weniger verdient als wenn man mal 20 Leute managed. Mit arbeiten wird man nicht reich, nur mit arbeiten lassen

    1. Das ist auch ein Problem: was muss ich tun, um viel Geld und Einfluss zu haben .. aha BWL na dann und … seien wir ehrlich Differentialgleichungen, physikalische Zusammenhänge sind eben doch „anstrengender“ als BWL … und wenn ich dann noch mehr verdiene und „nur“ die „Techniker“ managen muss … umso besser. Für Techniker ist da irgendwann die gläserne Wand nach oben (Herr Dueck, Sie sind eine Ausnahme :-))

  11. Diese Entscheidung ist schwer. Was soll man studieren? Ich dachte auch ich mache BWL, aber die Schlange vor dem Anmeldeschalter war so lange, da meldete ich mich für Informatik an.

    Ich als Kind welches eine ‚Integrierte Gesamtschule‘ (Hauptschule mit Leistungsgruppen) hinter sich brachte und mich in der HAK schon plagte *) war klar – ein Technikstudium wird ein programmierter Schiffbruch. Aber es war lehrreich und geil allemal.

    Zu unserer Zeit hatte der Mensch noch die Wahl zwischen Kohle am Konto oder einem erfüllten Berufsleben. Heute verbleibt in der Breite die Illusion von beidem.

    *)In der dritten Klasse HAK hatte ich die Defizite kompensiert, das war seitens der Lehrerschaft ganz gut auf den Weg gebracht.

    Aber es hat sich immer wieder die Notwendigkeit des Startens eines Aufholprozesses herauskristallisiert. Irgendwann rollt man das Geröllfeld hinunter. In dem Moment besteht die Kunst darin, sich eine Surfboard umzuschnallen und eine Show zu inszenieren.

    Das sollte einen nicht davon abhalten die Würfel rollen zu lassen, 5 Asse auf den Tisch zu knallen und mit den Finger am Abzug den Vorlesungen zu lauschen. Grad am Lande mit dem Schaukelstuhl auf der Veranda… klingt verlockend oder?

    Roll the dice, Roll’em twice and play it loud Mother Love Bone.

    watch?v=04eXbLsxLI8 … allein eine kleine Zusatzinfo für die paar Milliarden Menschen die Mother Love Bone noch nie hörten. MLB wird die Erfindung des Grunge zugeschrieben zu einer Zeit als Hair Metal noch hoch im Kurs stand.

    Die Organisation des Wirtschaftsraum entlang einer sich automatisierenden Fertigungslinie welche Güter an im Konsumenten in der Rolle des Verbrauchers verweilende Menschen übergibt bedingt die Organisation der komplexesten Fertigungschritte dem Kunden am nächsten.

    Die großen Schuppen sind nicht zwingend so gut da sie gut sind, sondern wenn überhaupt mal waren. Der Status Quo interessiert keine Sau.

    Zur Zeit als noch Menschen noch mit Münzen hantierten wurde dafür gesorgt die Reinvestitionsfähigkeit zu gewährleisten (Neo Klassik resp. Übergang). Deswegen erhielten die ‚großen Schuppen‘ die Kohle zuerst und entlang der Bereitstellungslinie wurden/werden die Einkommen entlang der Mittelstandverteilung abgewertet. Auf die Art wurden weniger Münzen weitergegeben.

    Das Modell in dessen Orchestration sich Unternehmensmodelle und Einkommen harmonisch einweben haben lassen 🙂 aka. Business gilt für den gesamten Wirtschaftsraum und wird ‚Wirtschaft‘ genannt. Es muss einem schon klar sein, dass Kompetenz genau in dem Modell wird vermittelt. Die Realität im Betrieb ist eine andere.

    Diese großen Schuppen akkumulieren noch immer die Profite im Übermaß und machen die großen Projekte. Am Jahresende wird die Kohle rausgezogen, damit der Betrieb eben nicht zu schnell wächst.

    Die Logik dort ist, orchestriere das Verweilen so vieler Menschen wie möglich derform sodass das Ergebnis zumindestens nicht schlechter wird als würde allein die notwendige Zahl der ‚Mitarbeiter‘ auf den Betriebsgeländen rumlungern. Daraus kann durchaus eine Tendenz entstehen sich Gemütlichkeit im Elend der ursprünglich eigens gekochten Suppe, die lodernden Feuer der Apokalypse am Horizont vor Augen, gekonnt durch Berater herbei- oder wegorchestrieren zu lassen.

    So ein Umfeld ist nicht unattraktiv, aber kurz zuvor genannte Fakten sind nicht unerheblich.

    Noch dazu wandern mit zunehmender Güterübergabe in der Gestalt des Verbrauchs die Produktionsmittel und damit die Investitionsgüter in die Eigentumsverwahrung beim Geldschöpfenden, der früher mal der Staat war und heute eher die Finanzmärkte für die Organisation der Eigentumsverwahrung verantwortlich zeichnen.

    Damit stehen am Ende einer Bewegung in einem Wirtschaftsraum in dem Produkte bezüglich des Wachstumspotentials gegen Nullwachstum streben (abgesehen von Export – finde Bedarfsträger außerhalb des angestammten Wirtschaftsraums) selbige für die eiligere Wandlung des ursprünglichen Industriekaptialismus in Richtung eines wie auch immer gearteten Kommunismus. Für den Einzelnen macht es keinen Unterschied wer ihn enteignet – Mittelstand ade.

    Jetzt folgen die Einkommen (Geldmengen in den Konsumenten) der ‚planvoll orchestrierten‘ Mittelstandsverteilung und sind nicht nur alle verteilt sondern zu allem Überfluss allesamt umverteilt. Das Ergebnis einer sozialen Handlung kommt immer von einer Maschine und diese ist der Maschine exklusiv vorbehalten.

    Wer sich umschaut und keine sieht, der ist selbst eine. Der Maschinenanteil wird grad mal entlohnt, falls überhaupt, wenn großes Wachstum die soziale Handlung des Menschen unausweichlich macht. Zu Zeiten des Booms öffnen sich die Chancenräume für die Klugen und Fleißigen

    Die Zeiten der geschlossen Chancenräume sind die Hochzeit der vermeintlichen Taugenichtse, welche dann im Rahmen von irgendwelchen Vereinen in der Gesellschaft wirken.

    Der Zeitgeist forciert durchwegs die Hinwendung zu diplomierter zweckfreier Bildungsferne. Die Kriterien der Zuordnung zu umlagenfinanzierte Jobs sind willkürlich und können trivial nicht konsequent am Ergebnis ausgerichtet sein. Aber wenn man es sich selbst nur lange genug einredet, versetzen einem die anderen die Berge.

    Definieren wir Arbeit als die gelungene Anwendung von Talent auf gegebens Material im Rahmen der erworben Fähigkeiten resp. dessen Ergbnis. Damit kristallisieren sich 2 Arten von Jobs heraus (aus Sicht des Einkommens).

    a) Das planvoll orchestrierte Verweilen auf einem Betriebsgelände mit Bändern in den Haaren rund um eine Maschine oder im -park für den Weltfrieden tanzend, dem Gegenüber sich dematerialisierende Werkzeuge zuwerfend. Kommt ein Werkzeug nebst Arbeit geflogen, dann eilig gebückt den Yoga Lehrer preisend sich aus dem Staub machend, sodass jener der vorgibt hinter einem selbst zu stehen freudig beides in Empfang nähme und damit Werkzeug als auch Arbeit schnurstracks durch zerberstendes Fensterglas der Produktionshalle sich richtung niedriges Preisniveau entlang der sich automatisierenden Bereitstellungslinie verabschiedet.

    b) Arbeit welche sich vom Betrieb direkt auf die Unternehmenseben durchschlägt (Handwerker).

    a) und b) führen zu einem Buckel am Ende des Arbeitslebens – beide entstehen getrieben von unterschiedlichen Motiven.

    Der Techniker ist zwischen beiden Stühlen gefangen. Wo bleibt ein Techniker? Wenn der auf der Strecke bleibt, stellt sich die Frage nicht auf welcher. Die guten Zeiten als die Projekte noch Bedarfe deckten sind lange vorbei …

    Vergessen wie Mother Love Bone zwischen zwei Schaukelstühlen gefangen auf einer Veranda im Wilden Westen? Vor einem reiten Zuerst die Jungs mit über die Nase gezogenen Tuch und Tage später kommt die Meute vorbei und ruft, ‚Wenn wir nur immer schneller und schneller laufen holen wir sie noch ein‘.

    Ist das mangelnde Interesse an Hydraulik nicht dann doch Ausdruck eines Symptoms? Stellt sich die Frage wird im Umfeld der Hydraulik innoviert und damit das voranschreiten auf der gegen Nullwachstum strebenden Mengenfunktion angehalten oder ist Hydraulik jung usw… Holt der Techniker am Land dann doch noch für den Mittelstand die Kohle aus dem Feuer?

    Ein biederer Job den wenige machen können bietet zumindest heutzutage eine Art erfülltes Berufsleben.

    Meines wäre das nicht, denn ich bin mehr für watch?v=h1PfrmCGFnk

    Die genannten Probleme gab es immer und wird es immer geben, solange der sich automatisierenden die soziale Handlung alternativlos vorbehalten bleibt.

    Es kommen neue Linien mit neuen Yield Functions welche gegen Nullwachstum streben welche am Ende in Form der Verbrauchs übergeben und damit steigt noch dazu der Druck bei der Finanzierung im Konsumenten immer mehr Geld direkt vorzuhalten (Miete, Leasing vs. Sparen und Verwahrung im Eigentum) oder indirekt über Steuern und Abgaben. Deswegen kann sich auch kaum einer so wirklich rühren, denn wir sind bezüglich der sog. Old Economy in watch?v=h1PfrmCGFnk

    Mir sind Aussagen bekannt aus doch schon länger vergangen Zeiten zu denen Menschen grad aus .de sich hinreißen ließen, eine Karriere in der Produktionsnähe kann man vergessen, da werde ich doch lieber Finanzer. Der Status Quo vermittelt noch immer eher das Bild, ob die Entscheidung klug ist wird die Zukunft weisen. Ich bleibe lieber Arbeiter aka. IT Prolo der sich seine Werkzeuge selbst besorgt, den Umgang erlernt und seine Fähigkeiten eigenverantwortlich ausweitet. Wird man halt zum Battledroiden.

    Dann reiten wir mal in den Sonnenuntergang und kehren zurück wenn der Morgen graut.

  12. Tja, Herr Dueck, der Spaß hat mich circa 20 Jahre meines Lebens gekostet. Ich war schon als Kind so einer, der sich mit Dingen beschäftigt hat, die sonst niemanden interessieren; nicht mal Menschen, die beruflich am Rande damit zu tun hatten/haben. Es ist ein ziemlich harter Weg, den man gehen muss, wenn man alleine ist. Selbstzweifel sind da sicherlich das größte Problem, gefolgt davon, dann auch einen Arbeitgeber oder gar Ausbildungsbetrieb zu finden, der mit der gleichen Sache sein Geld verdient. Gefühlt gibt’s im deutschsprachigen Raum vielleicht eine Hand voll Menschen, die sich mit der gleichen Sache beschäftigen. Es müssen aber viel viel mehr sein. Nur, die kennt man nicht.
    Da sitzt auch sicher irgendwo ein hervorragender Hydrauliker in einem für ihn uninteressanten Job fest, weil er keine passenden Stellenausschreibungen sieht und glaubt, dass sein Know How nicht nachgefragt wird.
    Und wie kommt man zu ausgefallenen Interessen, für die man dann Feuer und Flamme ist? Ich glaube, durch die Freiheit, sich mit allem möglichen beschäftigen zu dürfen.
    Es muss ein Zufall sein, dass ich gerade unlängst von einer Stelle gehört habe, deren Existenz bis dahin für nicht möglich gehalten hätte. Ich glaube, dass Firmen langsam schon den Mut finden, sowas öffentlich zu machen., auch wenn es dann nur sehr wenige Bewerbungen gibt oder lange Zeit überhaupt keine. Aber die Stelle ist real existent und das kann Zweifler überzeugen.

  13. „…und müssen dann wohl Facharbeiter langsam upgraden.“ Was ist daran schlimm? Ich habe einen heiden Respekt vor den ganzen Technikern die sich neben dem Job 4 Jahre durch eine Abendschule gekämpft haben um auf den Lehrabschluss noch eine weitere Qualifikation zu bekommen.
    Leider ist das – zumindest wieder in den Großkonzernen, da habe ich ein wenig Einblick – schon lange ein Auslaufmodell, Karriere wie früher ist dank „genauso billiger“ Bacherlors heute nicht mehr möglich.

  14. Ich zaudere noch damit, ob das überhaupt eine gute Empfehlung ist. Auch nicht für die mittelständischen Unternehmen.

    Denn es ist ja nicht erst seit heute so. Daher ist das ganze natürlich auch ein Selektionsverfahren, welches den deutsche Mittelstand auch dahin gebracht hat, wo er jetzt steht! Vielleicht muss man das eher als Biotop verstehen, wo alles seine Wechselwirkung hat. Die großen Unternehmen bekommen die Leute, die nur den geraden Weg kennen und bevorzugen. Die kleineren Unternehmen können dafür aber die Pfadfinder abgreifen, die sich auch abseits der Straße zurecht finden. Vielleicht ist das ja gerade eine Eigenschaft, welche die mittelständischen Unternehmen so stark macht. Denn ich denke, dass es sich gerade für KMUs auszahlt viele Pfadfinder im Unternehmen zu haben, um Lücken zu finden und zu besetzen.

  15. Mal ein etwas anderer Ansatz:
    Ich (leitender Ingenieur in einem großem Konzern) sage aus Erfahrung: Die wirklich guten Mitarbeiter sind in ihrer Wertehierachie primär über die nachhaltige Sinnstiftung ihrer Arbeit motiviert und nicht (!) über Geld. Geld ist wichtig, guten Leuten sind aber gute Führung und fordernde Aufgaben wichtiger. Leider passt das so gar nicht in die Wertewelt großer Konzerne. Hier zählt eigentlich nur das nächste Quartalsergebnis. Nachhaltigkeit braucht aber Zeit. Diese Zeit wird mit nicht gegeben. Ergo: Suchen große Konzerne auch Mitarbeiter und insbesondere Führungskräfte mit entsprechendem Karrierewillen auf Basis von Quartalsergebnissen. Daher bin ich nach 10 Jahren Führungserfahrung in einem Großkonzern (in der Spitze habe ich einen Standort mit ü100 Leuten geleitet) mittlerweile felsenfest davon überzeugt, dass die wirklich guten Leute langfristg nicht an Konzerne zu binden sind bzw diese erst gar nicht zu Konzernen gehen. Ich muss einen riesen Aufwand betreiben meinen guten Leuten zu vermittel warum es sich trotz Diskrepanz in der Wertewelt lohnt bei uns zu bleiben. Es gelingt mir immer seltener.

  16. „Hindert eine Staatsverfassung, daß alle Kräfte, die im Menschen liegen, sich entwickeln; hindert sie die Fortschreitung des Geistes, so ist sie verwerflich und schädlich, sie mag übrigens noch so durchdacht und in ihrer Art noch so vollkommen sein. Ihre Dauerhaftigkeit selbst gereicht ihr alsdann viel mehr zum Vorwurf als zum Ruhme – sie ist dann nur ein verlängertes Übel; je länger sie Bestand hat, um so schädlicher ist sie.“
    aus
    Friedrich Schiller
    „Die Gesetzgebung des Lykurgus und Solon“

  17. Lieber Herr Dueck

    deutsche Großkonzerne UND mittelständische Unternehmen sind in keinen der Zukunftsbranchen vertreten.
    Auf absehbarer Zeit wird ein noch viel größere Anteil der deutschen Wirtschaftsleistung an Google, Amazon, Facebook und co. abgetreten.

    Leider muss ich (durch meine persönliche Erfahrung) folgende Aussage bestätigen:

    Mittelstand = Mittelmaß

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