DD270: Mu! Mu! Mu! Nochmals über den Unsinn von Zahlendiktatur und Seelenüberlastung (Juli 2016)

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DD270: Mu! Mu! Mu! Nochmals über den Unsinn von Zahlendiktatur und Seelenüberlastung  (Juli 2016)

In früheren Zeiten beeindruckte uns der Automobilbauer Toyota sehr. Nach seinem Werbeslogan wollte und schaffte er Unmögliches. Der Ruf seiner Managementqualitäten war legendär. Seit einer Managementmethodenstudie im Jahre 1984 („The future of the automobile“) verbreitete sich das „japanische Management“ rasend schnell über die ganze Welt – wenigstens den Teil davon, den man im Westen verstand.

Ich greife einen Ausschnitt über das heraus, was man im Unternehmen vermeiden sollte, nämlich die drei Mu (Muda, Mura, Muri):

 

  • Muda: keine Verschwendung oder „lean“, nichts Überflüssiges, Unnötiges und Fehlerhaftes
  • Mura: Keine Unausgeglichenheit (manches arbeitet am Anschlag, anderes ist unausgelastet), keine Unregelmäßigkeit von Prozessen, keine Marathonmeetings zur Abstimmung zwischen den Prozessen
  • Muri: keine Überlastung der Maschinen und Menschen, kein schlechtes Betriebsklima

 

Schauen wir einmal kurz, was im Management vermieden wird und was nicht. Muda können sie alle. Beim zweiten Punkt achten sie sehr, dass nichts unterausgelastet ist. Das wird sofort meist ganz brutal korrigiert, aber natürlich fast immer mit der Nebenwirkung, dass schon Überlastetes anderswo noch stärker überlastet wird. Das ist mit Mura nicht gemeint! Man soll alles gleichmäßig auslasten und in der Balance halten. Da das nicht geschieht, bleibt es bei der Disharmonie in völliger Überlastung, und es gibt nun Meeting-Kaskaden, um der Unausgeglichenheit Herr zu werden. Seit 2015 spricht man auch davon, dass die Schwarmdummheit ausgebrochen ist. Muri: Man soll nicht überlasten. Note 6, setzen! Überauslastung wird, wie eben erklärt, praktisch selbst und hausgemacht erzeugt.

Toyota hatte den japanischen Angestellten lebenslange Arbeit garantiert. Niemand konnte entlassen werden. Da war es nicht klug, Mitarbeiter schlecht zu behandeln oder sie in den Burnout zu treiben. Man musste sich sorgfältig überlegen, wie man mit den Humanressourcen optimal umging. Daher achtete man auf die Menschen und behandelte sie fair und respektvoll. Zu solch einem Vorgehen ist man heute nur noch gezwungen, wenn es Fachkräftemangel gibt, etwa bei Big-Data-Experten, die tatsächlich etwas von Statistik und besser noch von der Realität verstehen.

 

Als ich wieder einmal melancholisch auf die drei Mu schaute, fiel mir auf, dass das Management immer nur an den Punkten arbeitet, die sich in den Zahlen widerspiegeln und die im SAP sofort als ROT angezeigt werden. Unterauslastung? ROT. Verschwendung? ROT. Schlechtes Betriebsklima? „Wenn das gut wäre, könnten wir noch mehr Druck machen.“

Heute begehen die Unternehmen wohl im Bereich der „Unausgeglichenheit“ die größten Sünden. Wegen der allgemeinen Überlastung ist nichts mehr ausgeglichen. Deshalb kommen zu der Überlastung nun noch die Meetings dazu, was bald zu einer völligen Blockade führt… Die Bereiche halten sich gegenseitig vor, noch nicht so sehr überlastet zu sein wie sie selbst. Sie bombardieren sich dazu mit Zahlen und nochmals Zahlen. „Ich schufte mehr als du!“ – „Ich kann nicht noch mehr tragen!“ Die eigenen Zahlen müssen ständig gerechtfertigt werden. „Beweise, dass du existenzberechtigt bist! Verpflichte dich zu mehr!“

 

Das Einprügeln mit Zahlen auf Zahlen führt zielsicher zu Unausgeglichenheit. Die aber wird mit immer härterer Zahlendiktatur bekämpft. Zwischenzeitliche Versuche mit Balanced Scorecards scheitern immer wieder an den verbissenen Kämpfen.

 

Stellen Sie sich vor, ein Mitarbeiter wäre manchmal mit Arbeit überlastet. Das kann er aushalten. Er sieht ab und zu Unnötiges: Na gut. Er muss öfter eingreifen, weil etwas schiefläuft: So ist das Leben.

Aber den ganzen Tag Unausgeglichenheit mit Kämpfen in Meetings? Das kann er nicht gut verstehen (geht auch nicht), das nervt und zermürbt. Das Betriebsklima wird schlechter, weil sie alle nicht mehr zusammenstehen, sondern gegenüber. Das Gefühl, sinnvoll zu arbeiten, schwindet.

Die Arbeitsüberlastung kann man noch ganz gut ertragen, aber die Sinnlosigkeit nicht. Die Seelenüberlastung zehrt am Körper, unsere Leistungsfähigkeit schwindet. Erfahrene Manager raten: „Keine Sinnfragen, arbeite einfach.“ Gib den Menschen in dir auf!

 

Mu! Mu! Mu! Wir sollen doch mitdenken und alle gemeinsam alles in Balance halten! Aber sie meinen immer nur, wir sollen bitte im Sinne unserer engsten Ziele mitdenken, und nur hier. Mitdenken im größeren Rahmen gilt bestenfalls als Querdenken und wird meist als störend empfunden.

Merkt das Management denn nicht, was alles versenkt wird? Sie holen Berater. Die stellen fest, dass man Empathie für alle einführen sollte und eventuell auch den Kunden verstehen müsste. Bitte, was heißt das denn, wenn Empathie und Kundenverständnis fehlt? Klar: Es herrscht Unausgeglichenheit.

 

Wie können wir die beseitigen? Durch das Stellen und Beantworten von Sinnfragen. Dann aber brennen wir aus. Unser Ende ist dort nicht offen, wo es keinen Fachkräftemangel gibt.

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31 Antworten

  1. Irgendwie arbeitet auch niemand mehr. Ich meine Arbeiten im Sinne von Produktivität.

    Mich ödet diese, wie sie es nennen, Sinnlosigkeit richtig an. Darum: Ohne mich. Große Unternehmen mit viel Manegement kommen offensichtlich auch ohne mich klar. Auf beiden Seiten geht trotzdem einiges verloren. Effektiv ist das nicht.

    Mit der Generation Y wird das Thema ohnehin noch sehr sehr spannend werden.

    1. Der Herr Zetsche von Daimler hat letztes Jahr angekündigt bis 2020 alles auf den Prüfstand zu stellen. Auch, ob es noch ein Management braucht. Dafür wurden 8 Gruppen mit je 16 Leuten gebildet, die von allen Kontinenten, aus allen Altersstufen verschiedenen Disziplinen und beiden Geschlechtern kommen. Diese dürfen frei von Vorgaben arbeiten und führen ihre Ideen abschließend zusammen. Wenn dabei herauskommt dass es keine Managementebenen mehr geben wird, dann wird das so umgesetzt werden. Gesetzliche Zwänge mal ausgenommen.

      1. Bis 2020 wird Zetsche doch schon in Rente sein. 😉
        Ich glaube solchen Ankündigungen nicht. Das gibt doch wieder nur einen Bericht, der in der Schublade verschwindet. Das Problem sitzt vermutlich sehr sehr tief. So ohne weiteres durch Drehen an ein paar Schrauben ist das nicht zu beheben.
        Der Vorgesetzte sagt, dass er niemandem vertraut. Schließlich müsse er auch seinen Kopf hin halten. Und damit beginnt der Kreislauf.

    2. Alles wartet auf den Kollegen Roboter!

      Ob damit allerdings die Lohnknechtschaft wirklich abgeschafft ist und nach Karl Marx dann die Arbeitslust als Naturgewalt aus den Menschen hervor bricht, wird man sehen.

  2. „Können wir bitte erst mal alles durchdiskutieren, bevor wir hier konkrete Problemlösungen erarbeiten“ … so heute vom unteren Mittelmanagement im Meeting gefallen.

    Man muss dabei wissen, dass das Problem seit Monaten existiert. An der Basis, die alles durch Mehrarbeit und Frust ausbaden muss, sind konkrete Lösungen dringend notwendig und technisch machbar sind. Und dann dauernd das Gefasel von Agil durchs oberste Topmanagement. Nix ist hier agil im Sinne vom am Kunden orientiert an Lösungen arbeiten.

    Tag ein Tag aus wird der Wandel gepredigt, aber wir treten nur auf der Stelle oder drehen uns im Kreis, während die Konkurenz an uns vorbeizieht.

  3. Die größten Konkurrenten der Veränderung sind die momentan Verantwortlichen. Wenn die Veränderung Verbesserungen bringt, dann haben sie ja ihren Job nicht gemacht.

    Aus meiner Sicht ist das Thema persönliche Bescheidenheit. Wenn wir Politiker wählen, die unbescheiden sind und unbescheidenen Managern applaudieren, dann klatschen wir die falschen Bühnen an.

  4. Quartalszahlen, Montsabschlüsse, Profit per Share… deshalb werden alle Aktienunternehmen immer mehr von Controllern gesteuert, nicht von weitblickenden Visionären und Führungspersöhnlichkeiten.
    Das führt u.A.zur Arbeitsteilung: Abteilungsleiter A ist für den Profit der Abteilung A zuständig und Abteilungsleiter B für den von B. Für so was unnützes wie Sicherheit, Gesundheit und Betriebsklima ist der HR-Leiter zuständig, aber der macht ja keinen Profit… Und so optimieren sich A & B munter selber bis sie scheinbar das Optimum erreicht haben und nur noch durch die anderen Abteilungen gestört werden (ach ja und der Kunde – aber dank Analytics wird der ja mittlerweile auch vermessen) Nur zum Gesamt-Optimum führt das nicht.
    Dabei kann es schon mal vorkommen das A auf dem Kampf zur Profit-Spitze Probleme bekommt das Richtige zu tun. Bei VW fing das Diesel problem vermutlich mit den Vorgaben an. Bis zum Datum x muss der Motor den Testvorgaen entsprechen und zu einem vorher festgelegten Preis produzierbar sein. Ein paar Monate vor dem Tag x wurde langsam deutlich, das die Warnungen der Techniker das das Ziel nicht in der vorgegebenen Zet machbar sei wohl zutreffen werden. Aber es wurde ein Ausweg gefunden – mittels Manipulation der SW konnte man den Test bestehen und so mehr Zeit gewinnen um das eigentliche Problem zu lösen. Tja, dann kam Tag x. der Test wurde bestanden …. und die nächste Welle an überwältigenden Aufgaben stand an, also was soll man noch an dem alten Problem arbeiten, da ist eh kein Blumentopf mehr zu gewinnen.
    In sofern ist der Dieselskandal gut – er zeigt das ständige lokale Optimierung auf Dauer eben nicht das Optimum über alles ist. Und ich hoffe das es Herrn Winterkorn empflindlich auf der eigenen Brieftasche treffen wird – als Lehre für andere Manager die glauben das die kurzfristige Optimierung auf das jeweils nächste Quartal das beste für die eigene Kasse ist. Wenn kümmert das nächste Quartal oder das nächste Jahr oder die langfristige Entwicklung der Firma. Heute gilt es den Bonus zu optimieren – nach mir die Sinnflut!

  5. „Also die 3 Mus sind ja nicht per se schlecht.“ Das dachte ich, weil die Semantik des Satzes „… vwas man im Unternehmen vermeiden sollte, …“ reichlich mistverständlich ist.

    Ich kenne da übrigens ein Unternehmen, bei dem die 3 Mus wohl nie angekommen sind, und deren HR sich sicher auch heute noch wesentlich darum kümmert, dass die durchschnittliche Mitarbeiterbewertung die Note 2,3 sein muss.
    Und seine Beratungstocher, die von 1991-2008 existierte (sic!), man als Paradebeispiel für Peter Singers Antwort nehmen kann, weil sie genau so funktionierte …

  6. Ich stimme fast allen Punkten oben zu. Es ist allzu leicht und verführerisch sich an Zahlen und Excels „festzuklammern“ – dann braucht man auch nicht auf die Mitarbeiter eingehen und zu guter letzt gibt man für Umstrukturierungen und Kündigungen noch den Zahlen die Schuld…

    ABER
    es ist doch gut, wenn es nicht optimal geht und es große Konzerne „zerreißt“ -> dann kommen kleine und mittlere Unternehmen zum Zug! – ein Kreislauf – und gut so, denn ich will nicht die wenigen rießengroßen Konzerne, die unser Leben bestimmen!

    Grundprobleme (aber das war schon immer so):
    – Gier und Neid
    – Dummheit
    – Rücksichtslosigkeit
    – und der Glaube besser zu sein als der andere
    und
    EUROPA – wache auf und kopiere nicht immer nur USA und Asien. Gerade aus unserer Geschichte heraus können und müssen wir in Europa die soziale Marktwirtschaft als Grundrecht und -system festigen und investieren in Bildung, Bildung, Bildung.

  7. Zahlen sind einfach zu handhaben und zu überwachen. Zahlen verdecken den Menschen und dessen Wirken– schön abstrakt und ohne Empathie. Menschen sind schwierig – Zahlen sind einfach.
    Man kann über Zahlen so einfach diskutieren, auch ohne Verständnis, was dahinter liegt: Ein System mit seinen Zusammenhängen und Randbedingungen.
    Nur wenige Systeme funktionieren bei 100% Auslastung sicher.
    In jedem System gibt das langsamste Element den Takt vor. Wer davor liegt kann schneller Arbeiten – wer danach liegt nur so schnell, wie das langsamste Element. Wer davor arbeitet, kann das System mit Halbfertigem verstopfen (Muda) – wer danach arbeitet nicht. Wer danach arbeitet, arbeitet langsamer als der Engpass – er muss warten. Vielen ist das gar nicht bewusst – Zahlenmenschen meist weniger. Hier zählt meist die Zahl: 100% Auslastung für Alles.
    Treibt man nun die Mitarbeiter am Engpass an schneller zu arbeiten, werden sie das tun. Die Qualität sinkt, die Nacharbeit steigt und das System fährt hoch. Deswegen müssen die Mitarbeiter am Engpass noch noch schneller zu arbeiten, was sie tun und die Qualität … . In Folge müssen die Mitarbeiter am Engpass noch noch noch schneller zu arbeiten, was sie tun und die Qualität … .
    Allerspätestens jetzt müssen die KPI angepasst werden, damit aus ROT wieder Grün wird, … .
    Das System und die Mitarbeiter sind weiterhin überlastet. Und so schwindet der Sinn des Tuns, weil der Betroffene sehenden Auges vieles nichts richtig, aber dafür in kurzen Abständen mit einem riesigen Aufwand mehrfach wieder tun darf und man ist dagegen machtlos.
    Der gleichmäßige Fluss fließt nicht mehr ausgeglichen
    Und da sich jetzt jeder selbst der Nächste ist, steigt die Suboptimierung auf Kosten anderer Abteilungen, was nur noch in Meetings wieder eingefangen werden kann, Das führt zu Maßnahmen, die mit neuen Zahlen zusätzlich überwacht werden muss usw.

  8. Nach Mary Douglas hat jede Form immanent immer Ideologie und Ideologie ist immer ein Ismus, also nicht balanciert. Bildung heisst im Spanischen „formacion“ / Form. Bildung ist also alles andere als wertfrei und vermutlich gerade die große Falle, auf die unreflektiert gesetzt wird, so auf etwas Setzen hat übrigens keine Balance mehr. Man kann statt Bildung auch capabilities einsetzen, dann liegt man viel besser im Realen, das in China / Japan immer reguliert ist (man muss es nicht balanciert nennen). Die Mu s zeigen Regulation an und Regulation verweist immer auf Prozess. Dazu gehört aber die hier verschwiegene Disponibilität. Japan ist das asiatische Preussen. Und es fehlt Japan schon an Disponibilität. Disponibilität ist der Begriff, der am nächsten dem westlichen Begriff von Freiheit gleich kommt. Es kann also was nicht stimmen hier und die Aufklärung kommt mit dem Begriff des Karoshi, Tod durch Überarbeitung, Karoshi ist ein ganz spezifisch japanischer Begriff. Lieber Günter Dück, war es zu heiß? Das muss man doch wissen. Sie haben hier unhinterfragt Ideale präsentiert – Japan hat nach 1900 unhinterfragt den Westen in vielen Dingen kopiert und das konnte Japan so gut, wegen etlicher Ehr etc. Hintergründe wie Shogunwesen / Samuraiwesen etc. – diese Ehrbegriffe wurden mit neuen Arbeitsmoralen gekoppelt, beides schaukelte sich auf mit Konsequenzen. Die Kommunikationssysteme in japanischen Firmen sind immanent (!!!) auf Effizienz angelegt, es werden Kommunikationsknoten gebildet, welche Sitzungen etc. immanent institutionalisieren als Dauerzustand, der Konferenzraum ist dabei unnötig. In diese Knoten ist aber auch der Hausmeister, die Putzfrau eingebunden. Dort wird auf diese Berufe oder Tätigkeiten gerade nicht herab gesehen – das Klima für Innovation ist dadurch besser. Es handelt sich aber um eine immanente Effizienz, Karoshi trifft sowhol Manager als auch Personen in ganz einfachen Positionen. Es wird niemand ausgeschlossen. Andererseits ist Mobbing in Japan ein ganz brutales Problem, mit der Balance kann es also praktisch nicht so weit her sein. Mobbing unterläuft Balance, Tabus brechen ein und das unterhalb des Radars. Der japanischen „Balance“ fehlt es an Disponibilität. Übernimmt man unkritisch die Mu s wird man unkritisch auch deren immanenten Reboundeffekte übernehmen – inkl. eines Rückflows an Preussentum und das aus Japan.

  9. Tatsächlich ist es in der Zeit der „Globalisierung“ mit der Ausgewogenheit nicht mehr weit her. Vielmer wird die Wirtschaft heutzutage von dem amerikanischen „The winner gets it all“-Prinzip dominiert. Und dort ist es wie beim Poker: Auch wenn sich zehn gleich gute Spieler an der Runde beteiligen, gewinnen tut immer nur einer, der Rest schaut in die Röhre. Und, selbst wenn die Spieler nicht alle leich gut sind, gewinnt aus stochastischer Sicht nicht unbedingt der Beste. In der Wirtschaft lachen sich die Gewinner ins Fäustchen, und die Gesellschaft zahlt die Zeche. Trotz großer Erfolge: In der Summe geht es bergab.
    Ob „Mu! Mu! Mu!“ oder „Soziale Marktwirtschaft“, auch Günther Dück behauptet nicht, da seien die Allheilmittel zu suchen. Aber zumindest spielt da Ausgeglichenheit(nicht messbar) und Ausgewogernheit(messbar9 eine wichtige Rolle, wenn auch nur in gewissen Grenzen. Der Stakeholder „Gesellschaft“ kommt in ersterem, derstakehlder „Kunde“ in letzterem zumindest nicht explizit vor.
    Niemand – auch Günter Dueck nicht – behauptet, Mu! Mu! Mu! würde die Welt retten. Und auch ich behaupte das nicht von der sozialen Marktweirtschaft. Aber beides zeigt, in welche Richtung wir denken und gehen müssen, um eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft anzusteuern: Fairer Auzsgleich (keine Gleichmacherei)und Ausgewogernheit(Markt). Und das gelingt nur, wenn sichergestellt ist, dass alle Stakeholder auf Augenhöhe einander begegnen können (und das auch tun). Also. liebe Kommentatoren, macht Euch mal weniger Gedanken, wo die Haken im Umfeld von Mu! Mu! Mu! sind, sondern überlegt Euch, wie wir weiterkommen. Man kann nicht ständig das „Negative Denken“, das ja angeblich in Deutschland vorherrschen soll,beklagen und dann selbst fleißig im Trauerchor mitsingen.(Übrigens: Ein Blog ist kein Sachbuch und wird erst durch seine Lücken interessant.)

  10. Ich hab keinen Bock mehr, ich arbeite in einem Konzern und mach gar nichts mehr wenn ich nicht muss. Es wird eh gegeizt und alles auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen. Gute Ideen werden nicht angenommen, zu teuer, zu langfristig gedacht, bla bla bla. Gestern habe ich Herrn Dueck auf YouTube entdeckt, was ändert sich für mich, nichts, diese Firma weiß wie man Mitarbeiter demotiviert. Früher, noch vor einigen Jahren hab ich ganz anders getickt. Dachte wenn etwas anfällt packen wir es an, schließlich redet der Vorstand gerne von den ach so tollen Zielen. Aber Pustekuchen, nur Gerede. Herr Dueck beschreibt die Situation sehr trefflich, ich vermag nicht diese zu ändern. Um die Tipps zum „Chefmanagement“ umzusetzen bin ich zu tief in der Nahrungskette. Von dem ganzen anderen Dreck der mich in dieser Welt umgibt fang ich gar nicht erst an, wenigstens läuft es bei der Waffenindustrie rund, runder, rund um den Globus. Ein oneway Ticket zum Mond oder auf den Mars würde ich sofort annehmen auch wenn ich am Ziel von vornherein nur noch 3 Monate zu leben hätte. Alles besser als sich hier auf der Erde zu ärgern.

    1. Hauptsächlich dadurch, dass wir eine angenehme Arbeitsatmosphäre schaffen (bequeme Stühle und Tische, kostenfreie Getränke, neue Kollegen auch nach Charakter auswählen, etc.) und vor allem durch Einbeziehung der Kollegen in Management-Entscheidungen (ist der neue Auftrag für euch schaffbar oder brauchen wir zusätzliches Personal, an welchen Projekten möchtet ihr bevorzugt mitarbeiten, fühlt ihr eure Kernkompetenzen sinnvoll genutzt, etc.).

  11. Wirklich verloren gegangen ist die Balance zwischen Shareholder Value (Dividende und Aktienkurse , …), Customer Value (Qualität, Investitionsschutz, …) und Social Value (Steuerehrlichkeit, Umweltschutz, Gesetze respektieren, …). Die IBM hat das übrigens weltweit bis in die Mitte der 70iger durchgehalten.

    Inzwischen sind wir davon Lichtjahre entfernt.

  12. Zahlen lügen nie ……oder doch
    In der einen Abteilung/Bereich sind die Mitarbeit überlastet und in der anderen haben die Mitarbeitern keinen Headcount mehr und so sind die einen völlig überlastet wärend andere die keinen „Job, Headcount“ mehr haben und nix zutun.
    Und denen die viel zutun haben darf man auch nicht helfen, den der Bereich ist ja schon über Headcount …… aber alles läuft nach Plan !!!

  13. Das witzige dabei: all das kostet sehr, sehr viel Geld. Wenn man 90% der Arbeitszeit damit verbringt,sich für die 10% der Arbeitszeit, in der man eher schlecht als recht seine Aufgaben erfüllen kann, zu rechtfertigen, dann ist das vor allem sehr teuer. Oder anders gesagt: Spart man sich den ganzen Zahlenhaufen und agiert mit Unwissenheit, hat man 10 mal mehr Zeit. Und es ist eine Illusion, dass die Zahlen die Frage beantworten, ob man gerade das Richtig oder das Falsche macht.

    Es gibt einen sehr schönen Vortrag von John Seddon („Re-thinking IT – John Seddon“ – https://vimeo.com/19122939 ), in dem diese Verschwendung aus Sicht von IT mal erklärt. Fand ich sehenswert und erhellend.

    Interessant wäre da mal eine Ursachenforschung, denn das Erfassen von Zahlen ist IMHO ja nur eine Folgeerscheinung.

  14. zur Info
    Hatte einen Kommentar hinterlassen – war auch sichtbar – jetzt ist er weg … vielleicht verschluckt das System Kommentare oder ich irre mich einfach nur …

  15. Irgendwo kam die Frage auf, wie es in kleinen Unternehmen ist. Wir sind 15 Mitarbeiter und da hat man natürlich schnell einen Überblick und kann im Zweifel Balancieren und Priorisieren. Das funktioniert richtig gut, wenn die Mitarbeiter mitmachen. Dummerweise arbeiten wir aber nicht im luftleeren Raun, d.h. unsere Kunden und Geschäftspartner sind alle deutlich größer als wir, häufig Konzerne. Deshalb sind wir auch betroffen. Gerade vor ein paar Tagen sagte ich zu einer Mitarbeiterin: „Wenn alle überall richtig gut arbeiten würden, könnten wir mittags nach Hause gehen!“ Unsere großen Geschäftspartner sind alle dermaßen in ihren eigenen Prozessen und der Auslagerung von Funktionen ins ferne Ausland gefangen, dass selbst einfachste Dinge mehrere Monate (!) dauern. Solange sind diese Vorgänge bei uns natürlich offen, d.h. wir kommen auch nicht weiter.
    Was zusätzlich interessant ist: Jobsuchende wollen meiner Erfahrung nach größtenteils lieber bei großen Unternehmen arbeiten, als im dynamischen Mittelstand.

  16. Auch wenn ich emotional als gerade dem Hamsterrad Entkommener viele der hier geschilderten Beobachtungen teile, halte ich es für falsch, die Problemursache alleine bei den dummen Managern zu suchen.

    Mein behinderter Sohn lebt in einem Heim. Die Mitarbeiter, die ihn bereuen, müssen vielfach unsinnige Dokumentations-, Qualitätsmanagement-,
    Sicherheits- und ich weiß nicht was und wofür Verwaltungsarbeit tun. All dies nimmt Zeit weg, von einer sinnvollen Betreuung meines Sohnes. aber das Heimmanagement fordert es. Fordert dies das Heimmanagement? Nein! Aber durch viele Beschwerden von Eltern wird einfach immer mehr in Sicherheitsdokumentation investiert.

    Meine Schwester war Mathematiklehrerin. Sie war zunehmend frustriert, weil sie so viel Arbeit in Dokumentation stecken musste, um gegen Klagen on Eltern gewappnet zu sein. Sie hatte das Gefühl. einen Großteil ihrer Energie der – juristisch haltbaren – Überprüfung der Arbeit durch die Eltern zu widmen war und nicht der Ausbildung der Kinder.

    Auch MAnager leben nicht im luftleeren Raum. Sie werden von vielen anderen Stakeholdern gezwungen, bestimmte Dinge zu tun. Viele Personalabeilungen wissen, dass variable Bonuszahlungen auf Grund individueller Ziele unsinnig sind, viel Energie kosten, schwer zu kontrollieren sind usw, usw.

    Aber wenn dann selbst die BILD Zeitung bei einer Analyse der Gehälter von Vorständen von gesetzlichen Krankenkassen feststellt: Das Gehaltsniveau ist ja O.K., aber es ist doch ein Problem, dass die Gehälter nicht variablen, erfolgsbezogen sind.

    Spätestens dann sollten wir merken, dass wir kein „Managementproblem“ haben, sondern ein fundamentales gesellschaftliches Problem. Auf individueller Ebene fordern wir von unserem Arbeitgeber Vertrauen in unsere Arbeitsleistung ein. Sobald wir als Eltern, Bürger, Aktionäre, etc. den Behörden, Schulen, Unternehmen, etc. genüberstehen, wollen wir Beweise, Dokumentation für korrektes Handeln sehen.

    Managmentschelte wie Politikerschelte ist hier nicht die Lösung. Nicht nur DIE müssen sich ändern, sondern vor allem WIr müssen uns ändern.

    1. Die Dokus in den Altersheimen kommen direkt vom Stress! Man bekommt wenig Geld für die Pflege, drückt also die Kosten. Dann schummeln sie und betrügen ein bisschen bei der Pflege. Und DANN und DESHALB wird nun haarklein alles geprüft und dokumentiert. Das ist eine Abwehrreaktion gegen das Schummeln, wie zB auch die Dokus bei Banken und Versicherungen, damit man hinterher rausbekommt, was sie beraten haben. Dabei schummeln sie aber nun wieder und es wird noch mehr geprüft. Eltern meinen zu sehen, dass nur Einser-Kinder eine Chance haben, das ist eine Form von ökonomischem Druck, nun kämpfen alle um Einsen. Wieder dasselbe, oder?
      Es ist keine Politiker-Manager-Schelte, sondern sich sage, dass der allgemeine Druck alles auslöst, dem wir aber wie einem Goldenen Kalb folgen.

  17. Sehr interessanter Artikel. Hoffe Sie veröffentlichen in regelmäßigen Abständen solche Artikel dann haben Sie eine Stammleserin gewonnen. Vielen dank für die Informationen.

    Gruß Anna

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