DD282: Sag es blitzkurz, aber auch multiperspektivisch! Sonst fällst Du unter die Trigger-Gringos

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DD282: Sag es blitzkurz, aber auch multiperspektivisch! Sonst fällst Du unter die Trigger-Gringos

Heute will niemand mehr als ein paar Zeilen lesen. Sonst schafft man die vielen Posts und Messages nicht mehr. Das stellt den Mitteilenden vor das Problem, alles ganz kurz ausdrücken zu müssen. Eine Zeile ist optimal, fünf Zeilen können gerade noch toleriert werden.

Im Business wird gelehrt, Mails nicht länger als acht Zeilen zu halten, mehr liest ein Manager nicht, der sich als „Entscheider“ versteht. Lange Mails bleiben deshalb in seiner Inbox liegen, bis der Sender vor Zorn anruft – dann lässt sich der Entscheider die Sache in einer Minute erklären und kommt um das mühsame Lesen herum. Wichtige Menschen verlangen grundsätzlich „Executive Summarys“.

 

Im Netz aber lesen so viele Leute (speziell „Freunde“) unsere Kurzmitteilungen mit. Jeder sieht den Inhalt aus der Sicht seiner Filterblase, und ach so viele lauern darauf, dass sie eine Art Stichwort für ihren Einsatz finden, um sofort loslegen zu können. Ich nenne sie hier einmal Trigger-Gringos.

 

„Ich esse Zimtsterne!“ Kommentar: „Komm in unsere Cumarin-Selbsthilfegruppe!“ – „Ein Mann grüßt einen anderen Mann.“ – Kommentar: „Wieso ist da die Frauenquote so klein?“ – „Wir grillen heute Schweinesteaks.“ Kommentar: „Bist du ein Kannibale?“ – „Ich trinke gerne Inländer-Rum.“ Kommentar: „Du fremdenfeindlicher Stroh-Kopf!“ – „Habe gerade kein Geld.“ Kommentar: „BDG für alle!“ oder „Geldwirtschaft und Zinsen abschaffen!“ – „Ich spende für X.“ Kommentar: „Dumm, spende für Y.“ oder „Pfui Teufel, hier öffentlich damit anzugeben!“ – „Wir kochen was Gutes zum Fest.“ Kommentar: „Wo so viele hungern! Möge dir alles im Hals steckenbleiben.“

 

Trigger-Gringos (kann man auch Gringa sagen?) warten überall und ständig auf ihren Einsatz. Ich stelle sie mir vor, wie sie die Massen von Posts in ihren Timelines hastig scannen, bis sie sich gestochen fühlen. „Mein Trigger! Mein Einsatz!“ Dann wird sofort gebasht, ganz kurz und kackig, oder inbrünstig manieriert. Unter den vielen Trigger-Gringos ist es gar nicht einfach, irgendeine Message abzusetzen, die kurz ist, etwas aussagt und nicht sofort gebasht wird. Überall warten die Gringos wie Zecken und fallen auf jedes Wort. Sie zetteln sofort Streit an und batteln mit Kriegsrhetorik…

 

Jeder Post kann unter zig Perspektiven und aus unglaublich vielen Filterblasen heraus gesehen und im Notfall missverstanden werden – und zu jeder Perspektive lauern spezialisierte Trigger-Gringos auf Beute. Werden die denn nicht müde? Natürlich! Oder vielleicht schon, aber es treten immer wieder neue an ihre Stelle. Ihre Unzahl ist das Bedrückende. Wenn also ein Post von tausend Leuten gesehen wird, dann lesen die meisten alles so, wie es gemeint ist, aber in wohl so zwanzig von ihnen zuckt ein Trigger, provoziert oder evoziert einen Kommentar und schubst damit den Post zur Seite, zieht ihn nieder oder schießt ihn in eine andere Galaxie.

 

Wie können wir noch Diskurse im Netz betreiben? Gute Diskussionen kommen doch langsam zu einem gemeinsamen Punkt oder zu einem tieferen gegenseitigen Verständnis differierender Sichtweisen. Das scheint kaum noch zu funktionieren, wenn immer neu erscheinende und ganz unbeleckte Trigger-Gringos jede Diskussion unermüdlich auf die allererste Anfangsstufe zurückziehen, auf der sich die Seiten noch feindlich gegenüberstanden. Diese Heerscharen von sporadisch „spawnenden“ Trigger-Gringos übernehmen die unendlich zersetzende politische Funktion des Seehoferns, alles ständig wieder auf Null zurückzustellen.

 

Diskurse sind oft mühsam, Einigen ist nicht einfach. Trumpen dagegen ist Fun. Die Diskurse aber brauchen wir doch als Vorstufe des Handelns und Fruchtbarmachens! Und wenn dann Politiker ausnahmsweise wirklich handeln, dann wirkt das wieder wie ein Posting: es wird sofort drauflos gebasht. Nichts ist so gut zu bashen wie eine Handlung, weil sie fast immer kompromissbeladen ist und daher ganz grundsätzlich kritisiert werden kann – von fast jeder Seite! Wer mag da noch handeln?

 

Ist das Bashen alternativlos?

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32 Antworten

  1. Herr Dueck,

    Sie waren eigentlich meine letzte Hoffnung, dass doch noch jemandem einfällt, was man gegen Dauerbashing im Netz tun kann. Wenn Sie auch nicht weiterwissen, wird’s düster…

    Der Homo Internetiensis liebt die maßlose Kritik über alles. Es ist praktisch aussichtslos, zu versuchen, eine Diskussion auf die Weiterentwicklung der guten Ansätze in einem Vorschlag zu richten. Sofort beschäftigen sich die Diskussionsteilnehmer wieder mit den aus ihrer Sicht kritikwürdigen Punkten…

  2. Es ist sicher nicht einfach und schon gar nicht leicht, nicht mitzumachen, ruhig zu bleiben, Haltung zu bewahren. Wenn man es aber durchhält laufen die Basher ins Leere. Je mehr Leute das tun, umso weniger treibt es Basher an.
    Stellen Sie sich vor, es gibt nur noch einen Basher, der keine Antworten mehr bekommt.
    Jeder sollte sich bemühen Nichtbasher zu sein.

  3. Ich glaube inzwischen, die Lösung kann nur konsequente „Zensur“ durch den postenden im Sinne transparenter Kommentierungsregeln sein – wo es denn geht.

    Auf Facebook ist das nur begrenzt möglich…

  4. Lieber Herr Dueck,

    einmal mehr sind Ihre Worte prosaischer Balsam für die von Web-Trollen gepeinigte Seele und geben Hoffnung, daß es auf den richtigen Seiten im Netz noch intelligenten Inhalt zu lesen gibt. Ich habe meinen Weg gefunden mit dem oben erwähnten Thema umzugehen indem ich mich den meisten web-basierten sozialen Netzwerken entziehe und das „echte“ Leben mit Freunden geniese. Quasi Oldschool…. und das als Digital Native aus der IT Branche. Ich hatte den Eindruck das eine Vielzahl der in meinen Augen sinnlosen Posts („Es regnet !“, „Ich schau TV“…) eben auch einen genauso sinnlosen Kommentar geradezu einfordern. Dabeisein ist eben auch nicht immer alles. Leider zeichnet sich der erwähnte Stil im generellen ab …

    Weiter so mit Ihren Artikeln – Heben sie den Schnitt !

    P.S: Ich hoffe der Kommentar wird nicht wegen Überlänge gelöscht 🙂

  5. Gute Diskussionen kann man ohnehin nicht (mehr) im Internet führen. Viel zu viele Menschen scheinen offensichtlich unter enormen Geltungsdrang zu leiden und müssen zu allem ihren Senf dazugeben.

    Konstruktive Beiträge sucht man seit Jahren – insbesondere im Deutschen Raum – vergebens. Diejenigen die tatsächlich über fundiertes Wissen verfügen, wollen nichts preisgeben – jemand könnte ihre Ideen/Meinungen klauen. Und die die keine Ahnung haben, müssen sich in alle Diskussionen einmischen um ihre Meinung kundtun.

    Erschwerend kommt hinzu, wie Sie Herr Dueck schon geschrieben haben, dass die Menschen heutzutage nicht mehr in der Lage sind, neutral neue Informationen aufzunehmen. Aber auch das neutrale Verfassen von Text scheint inzwischen völlig aus der Mode gekommen zu sein. Unsere Medien leben uns doch Meinungsmache vor. Was wir erwarten wir also?

    Es gab auch bei mir Zeiten, wo ich dem „Trigger“ schwer widerstehen konnte. Irgendwann wurde mir allerdings deutlich bewusst, das ich tatsächlich Informationen gefiltert und auf meine Meinung zugeschnitten wahrgenommen habe. Wertfreies Lesen anderer Meinungen und Neues einfach mal nur Sacken lassen, hat mir zu dieser Erkenntnis verholfen. Ich schätze mich als durchschnittlich klug ein und deswegen bin ich großer Hoffnung, dass diese aktuellen Trends zum „bashen“ sich irgendwann wieder legen werden.

    Die Informationsflut und die Popularität des Internets hat halt doch die Menschen regelrecht überrollt. Noch vor 15 bis 20 Jahren hatte das Internet lange nicht diese Masse an Menschen erfasst, wie es heutzutage der Fall ist. Unser eins hat noch die „Nettiquette“ diverser Foren studiert und vor allen Dingen auch gelebt. Seit Facebook ist aber das gesittete Auftreten im Internet irgendwie in Vergessenheit geraten. Insofern sehe ich das aktuell als Lernprozess an, die viele Surfer noch durchlaufen müssen/werden. Gut Ding braucht Weile. *lach*

    Ach ja… vielen Dank natürlich dafür, das Sie unermüdlich mit Ihren Beiträgen und Vorträgen für so viele wichtigen Themen kämpfen. 🙂

    Gruß
    Djordje Gladovic

  6. Dank Wikipedia weiss ich jetzt was Bashing bedeutet:

    Bashing (von engl. bashing „öffentliche Beschimpfung“ bzw. bash „heftiger Schlag“) steht für:

    Bashing (Film), Film von Kobayashi Masahiro (2005)
    Bashing, verbaler oder physischer Angriff im Zuge eines Konflikts

  7. Das erinnert mich an das Spiel „Finde den Veganer“. Man postet sein fleischhaltiges Mittagessen und wartet auf Kommentare. Wenn sich dann ein Veganer meldet (z.B. „Wie kann man das essen – denkt an das arme Tier“), dann postet man „Ich habe den Veganer gefunden!“. Der erste Post nach dem Veganer hat gewonnen. Es gibt tatsächlich Leute die das spielen.

  8. … und solange die „Gringos“ über Bashing und Likes ihr Geld verdienen (lassen), weil es leider immer noch „ignorante“ Leute gibt, die derartige Kommentar mit einem „Daumen hoch“ versehen und damit die Werbefähigkeit der Trigger-Person erhöhen, solange wird es die Mentalität auch weiterhin geben …

    Armes Internet

  9. Sehr treffend. Ich finde es besonders interessant, dass es gleichgültig ist, ob es sich um ein aktuelles gesellschaftliches Thema oder um ein Kochrezept handelt. Gebasht wird immer. Wenn sich jemand in einem Internet Kochforum erdreistet ein leckeres Rezept zu posten, halten Sie sich fest! Der Shitstorm wird gewaltig sein. Ich habe noch nie ein Rezept veröffentlicht, koche aber gern, suche Rezepte, lese Kommentare und fürchte mich, dass ein Krieg ausbrechen könnte.

  10. Köstlich! „Trigger-Gringos“… die unendlich zersetzende politische Funktion „des Seehoferns“, alles ständig wieder auf Null zurückzustellen…. Das Netz ist lebendig! Es gibt sie noch, die kreativen, die wachen Gehirne. Danke, Herr Professoor Dück!

  11. Treffend beschrieben, unterscheiden sich die Gringos doch sogar von den Trollen. „Damals“ waren beide Gruppen noch klein genug und wurden meißt zusammen beobachtet.

    Gerade heute erst gelesen: http://forum.golem.de/kommentare/politik-recht/bundestagswahlkampf-2017-die-grosse-angst-vor-dem-internet/neuland-hysterie/106131,4697708,4697708,read.html#msg-4697708
    Ein kleiner Kommentar über Desinformation und die Reichweite sowie Öffentlichkeit durch das Internet.

    Viele fragen, wie man dem Gebashe, Flaming, Shitstorms, Trollen, Fake News und ewigen Diskussionen entgehen kann.
    Und es ist so naheliegend wie einfach: Selber besser machen!
    Optimismus, Hinterfragen und Prüfen, eigene Recherchen teilen(mit Quellen). Und auch verzeihen können.

    Eine Diskussionskultur kann sich nur positiv entfalten, wenn die Teilnehmer daran arbeiten, konstruktiv zu sein. Zu häufig gibt es Missverständnisse oder man ist nicht ganz bei der Sache.

    Das Internet ist, wie in dem Kommentar oben beschrieben, nur eine Ausdrucksmöglichkeit, ein öffentlicher Raum, in dem die „Kultur“ sichtbar wird.
    „Gringos“ etc sind also nur ein Symptom.

    Wer sich mit mir vernetzen möchte, den ermutige ich hiermit!

  12. Hatte mal eine Schulung bezüglich Meetings und Emotionen. Emotionen reagieren nicht auf die Fakten, sondern auf das Image, das ihnen kommuniziert wird. Man regt sich nicht über die Fakten auf, sondern über das, was der andere von einem hält (meistens zwischen den Zeilen).

    Die Internet Menschen agieren mehr und mehr emotional. Es heisst deshalb besser neoemotional als postfaktisch.

    Ein möglicher Grund ist eine andere Feedback Schleife:
    in der Öffentlichkeit (Stammtisch, Marktplatz, Versammlung) kann ich dem Tenor, der momentanen Etiquette nicht so leicht entkommen, einige Trigger sind (gerade) tabu, weil die Gruppe sie nicht akzeptiert.

    Im Internet bin ich in einer Gruppe von (1), und kann meine Trigger je nach Laune ausleben und -wählen. Auch hier gibt es wahrnehmbare Gruppennormen, auch Filterblasen genannt. Mal stärker und mal weniger stark.

  13. Hallo Herr Dück,
    auch Ihnen wünsche ich ein gutes und erfolgreiches Neues Jahr.
    Wer zu seinen Posts nicht stehen kann und das Bashing nicht richtig filtert, der sollte sich wohl überlegen was man schreibt. Die fruchtvolle Diskussion führt man mit jenen weiter, die sich auf den Post mit wertvoller Antwort einlassen, das muss man heute beherrschen und lehre ich auch meinen Kindern damit umzugehen. Selbstbewusstsein vermitteln geht heute nicht nur mit der Vertretung seiner physischen Person sondern auf mit der virtuellen in den Social Media.
    Viele Grüsse und alles Gute im 2017.
    P.S.: Ist doch schön wie sich die Fussballer die Neujahrswünsche austauschen, wann denkt man sonst noch an diese legendären Spiele. 🙂

  14. Vieles muss kurz gehalten sein – einfach und schnell konsumierbar – bildlich VerPowerPoint, dann kann man (ganz) einfach reflexartig (kurz) reagieren.
    Alles auf das Wesentliche reduziert – gemeint ist aber das Offensichtliche, leicht verdaulich und hirnschonend – nicht das Notwendige. Das Notwendige, das Wesentliche sehen kann nur der, der das Wesen verstanden hat

  15. Lieber Herr Dueck,
    ein frohes,nicht gebashtes 2017!
    Gerade gelesen:“Unsere Aufmerksamkeitsspanne ist von 12 Sek auf 8 Sek geschrumpft.“Ich folgere ganz ungezwungen : In 8 Sek entwickelt sich unser Autonomiewunsch und die von Kindesbeinen geförderte Einhornindividualität, die erlauben, mit Schmackes seinen Senf dazuzugeben. Dabei bleibt das Denken auf der Strecke. Es fehlen eben 4 Sekunden.

  16. Es wäre doch vielleicht schön, abzuwarten, bis das ungefragte und nutzlose „zu-allem-seinen-Meinungs-Senf-dazugeben“ als uncool und als dümmlich und prollig angesehen wird. Wenn es einfach in der Netzgemeinde „out“ wird, zu allem und Jedem seinen erregten oder gar unflätigen Kurzkommentar zu posten.

  17. Postfaktisches Regierungshandeln, posfaktische Leitmedien, postfaktisches Internet. Das Twittern und das Triggern habe ich aus Verzweiflung über den öffentlichen Diskurs begonnen. Wenigstens geschimpft haben! Emotionale Regulation hilft halt nicht immer.

  18. Lieber Herr Dück,
    Diskurse im Netz sind wenig nützlich, um politische Entscheidungen zu unterstützen. Sprechen Sie mit den Frauen und Männern in ihrer unmittelbaren Umgebung, um dann gemeinsam in der Kommune Entscheidungen zu erreichen.
    Social Media wird sich verändern, die kommende Generation wird einen anderen Diskurs pflegen:Und unbedingt müssen…….
    Beste Grüße

  19. Ich seh das locker. Das Internet ist für alle relativ gleich zugänglich, warum sich dann aufregen, wenn sich jemand außerhalb des normalen Umgangs dazu äußert?
    Ist das nicht gewünscht, müssen exklusive Bereiche ohne die Reichweite benutzt werden. Mal abgesehen von dem Anonymitätsfaktor, ist das nur die Denkweise in den Köpfen, denen sonst gern aus dem Weg gegangen wird.
    Tut mir Leid, dass Sie das bedrückt Herr Dueck!
    Nur um etwas Emotionalität da rein zu bringen.
    Analytisch haben Sie recht!

  20. Bei Ihrer Beschreibung / Bewertung eines vorherrschenden Kommunikationsstils auf facebook (ungleich „das Internet“) erinnere ich mich an die Begeisterung aus den Anfangsjahren des Netzes und die Erwartung, dass Brechts Radio-Utopie nun bald Wirklichkeit sei: Statt faschistischem Rundfunk im Volksempfänger würde jeder und jede Empfänger auch selbst Sender.

    Uns so ist es ja nahezu gekommen, nur, es gefällt uns nicht und interessiert uns oft nicht, und wahrscheinlich wäre Bertold Brecht auch „not amused“ und würde sich für die Naivität seiner Utopie ein wenig schämen. Oder auf den Bildungsprozess hoffen, dass die Welt schon noch lernen wird, mit diesem fantastischen Verbindungsmedium umzugehen. (Den Buchdruck hat ja auch nicht nur Martin Luther genutzt. Und nach 500 Jahren machen aktuelle Produkte wie BILD oder Praline ja auch nicht wirklich hoffnungsvoll …)

    Ich selbst lese dennoch gerne und gelegentlich mit, so wie ich im Wirtshaus auch machmal die Ohren spitze …
    Wenn es relevantes zu beraten gibt, nutzen wir (Freunde, Kollegen, Familie) hat eine vertrauliche Plattform wie kokom.net (Vorsicht, Schleichwerbung!)

    Und nun nutze ich Ihr Blog, um mich für Ihre spritzigen und intelligenten Beiträge im vergangenen Jahr zu bedanken! Alles Gute im Neuen, ich bleibe Ihnen gerne als Leser Ihrer weder langen noch langweiligen Texte erhalten.

    Freundliche Grüße
    Wolfgang Schindler

  21. Gemäß Darwin verschwindet das, was nicht so gut passt, auf natürliche Weise. Das kann auch mal positiv stimmen.

    Wir leben in einer wirtschaftlichen und kulturellen – nie zuvor dagewesenen – Hoch-Hoch-Zeit. Die Geschichte lehrt uns, das es nicht unwahrscheinlich ist, wenn diese Hoch-Hoch Zeit dem baldigen Zerfall derselben vorhergeht. Das muss nicht immer wieder so sein und schon gar nicht morgen, aber wer weiss 😉

    Einige arbeiten daran.

    Wir sind hier alle mehr oder weniger priviligiert durch freien Zugang zu Bildung, dennoch merken wir nun selbst in „sozialen Foren/Medien“, was viele Professoren schon vor 5-10 Jahren aussprachen: Studenten im Erstsemestser (zu viele davon) kennen nicht mehr den Unterschied zwischen Meinung und Fakten.

    In der post-faktischen also (unbewusst?) lügenden/meinenden/nur-noch-verzweifelt-fühlenden „Zeit“ sollten mehr Leute einfach mal die Schnauze halten, wenn sie keine Ahnung haben (Dieter Nuhr vor 5-10 Jahren) und evtl. stattdessen in den Wald spazieren gehen.

    Medien tuen gut daran demnächst mindestens dreigleisig darzustellen und zu bewerten: These, Gegenthese, Kompromiss. Nur so wird der Durchschnitts-Bürger lebenslänglich gut geschult, das der Kompromiss zwar der schwerere Weg ist, aber eben meist auch der Nachhaltigere, auch schon für Zweierbeziehungen.

    Gemeinsinn verhindert den Terror und das ist wahrlich schon immer so gewesen, mal mehr, mal weniger.

    Anhaltendes Bashen ist etwas für Armselige oder Narzissten, also Extremisten mit Meinungsterror als Ersatzbefriedigung. Man kann sie schnell erkennen, wenn man zuerst genau hinhört, dann aber kann man getrost weghören.

    „All my friends are heathens take it slow“ singen 21 pilots und haben damit als 28-Jährige wohl schon erkennt, was viele mit 50 noch nicht werkennt haben, nämlich, das nur ein Erkennen des Selbst und des anderen Ausgrenzung verhindert und den Kompromiss ermöglicht. Ansonsten pervertiert man die Werte die man selbst ach so hoch hält, aber dabei doch selbst nicht begreift oder gar lebt. Korruption hat nicht nur mit Geld zu tun und ist nur ien Form des Verrats und man kann auch sich selbst verraten, meist tut man das zuerst, bevor man es auch an anderen „ausprobiert“.

    „Dagegen sein“ kann jeder!
    Selber machen eben nicht.

    Positiv-Ziele sorgen für Weiterentwicklung, sind aber sehr viel schwerer zu finden als Negativ-Ziele. Letztere bedeuten stillstand für sich selbst. Was also ist hier zu empfehlen???

    Es braucht Zeit und echtes Interesse sich selbst und den anderen zu verstehen. Nehmt euch zeit.

    Bemerkenswert die Feststellung, das die am „Internet-Erkrankten“ sich selbst kaum noch kennen, weniger als der Algorithmus der mitzählt, welche Bilder geklickt und welche Posts geliked werden.

    Geht mal wieder woanders hin z.B. in den Wald spazierten und werdet endlich mal wieder echt aktiv mir euch selbst ihr Trigger-Gringos.

    Aber jeder darf ja nach seiner Fasson leben und posten… oh-oh…

    Keiner hat gesagt, das man das Internet lesen muss oder kann wie ein Buch…

    LG Schiebe

  22. u.a. Zum Spruch des „Tages“, des Web-Seiten Banners dieser Seite:

    „Das, was Bosse beschwörend zum Höchsten erklären, liegt meist ganz einfach nur im Argen. Innovation, Kundenverständnis, Frauenquote…“

    Und das allein ist noch keine Schande sondern nur Visionierung, richtungsweisend.

    Zurück zum Thema und den Bezug herstellend:

    „Wichtige Menschen…“ ist wohl etwas ironisch gemeint oder auch nicht, im Sinne von systemischer Rolle, die den „zeitnahen“ Entscheider braucht um überhaupt die Gruppe gemeinsam mobil zu halten.

    Wenn es ironisch gemeint wäre, dann kann ich den Dueck’schen Kommentar insgesamt als wohl gemeinten Rat empfinden, der in die richtige Richtung geht und beidseitig!!! an echte Liebe oder Zuwendung appelliert und an „Entschleunigung zwischen Menschen“.

    Wenn es um systemische Rollen geht, dann wäre es prima, wenn der rasende Entscheider seiner Rolle wirklich gerecht würde und das lebt (bereits gelebt hat) was er selber anderen vor betet, sonst verlöre er implizit und direkt an Zugkraft und Glaubwürdigkeit. Das Vorleben von Werten ist eben nicht einfach, vor allem nicht über Jahre und Jahrzehnte, das Leben passiert in Phasen. Viele oder einige Entscheider sind eben keine guten Menschenführer, aber was das genau ist kann nur situativ beantwortet werden, da sonst zu komplex.

    Da hilft oft „nicht schlecht“ geführt ist „gut genug“ geführt. Das Destruktive eben einfach weglassen. Reibungsverluste minimieren!

    Ein guter Menschenführer kann so gesehen erst mit etwa ab 35, 40 wirklich entstanden sein, frühestens, aber sicherlich ist auch dies eine fast zu allgemeine Aussage. meist ist er 50, wenn er sich echt berufen und enabled fühlt. Alle anderen haben – wenn es nach mir ginge – einen inneren Drang, den es zu hinterfragen gilt.

    Welcher Boss geht zuerst und wie mit Taten vor, und wie gehen alle einer Gruppe möglichst gemeinsam und mit dem richtigen Schwung nach?

    Der „Boss“, der „Wichtige“ soll nicht nur reden, sondern auch tun, denn sonst setzt er sich dem Verdacht aus mehr zu scheinen als zu sein (und ganz ohne Schein oder Impuls oder Zuversicht geht es eben auch nicht, sonst wird „es“ zu langsam und schwerfällig). Das ist in beiden zuöetzt genannten Punkten das grundlegende Problem der Politik, die auch allzu oft (bei großen Gruppen) so weit von der Basis entfernt lebt, denkt, lacht und liebt. Wer liebt denn da noch echt im Sinne der ganzen Gruppe? Schwierig…

    Der pauschale Generalvorwurf an die Politik indes nur als Wasserkopf zu fungieren und eben generell liebesunfähig zu sein (den Bezug zur Basis bereits völlig verloren zu haben, eben nie ein gues Vorbild abzugeben) ist aber auch nicht ok. Mache es selbst besser ist der einzige gültige Aufruf hierbei. Dennoch leben wir in einer Zeit die post-faktisch zu wissen meint, das Politik nur verdrießt. Wer hat hier nun die Verantwortung? Die Politik oder die Basis? Die Privilegierten oder die Zurückgelassenen? Beide!

    Wer gute, vorbildliche Politik will muss sie selbst zuerst mal (im Kleinen, das reicht schon bis ans Lebensende um sich mit sich selbst wohlzufühlen) leben und darf eben nicht „popolieren“, das wäre unglaubwürdig, genauso unglaubwürdig wie der Politiker der nur schwafelt und kein Vorbild lebt.

    Es ist erstaunlich welche Schluchten sich hier vom Wesen her auftun wenn man die Vita Trump mit der von Obama vergleicht. Sie sind beide auf Ihre Art Glaubwürdig, ___echte___ Glaubwürdigkeit wird in meiner Wahrnehmung aber nur von Obama verkörpert und von seinem Umfeld, seiner Aura, seinem Habitus, seinem Tun.

    Und warum meine ich diese Gefühle haben zu dürfen und warum haben etwa 50% der Amerikaner eben nicht?

    Tja, weil die Welt eben aus den Fugen gerät.
    (das tut sie mehr oder weniger jeden Tag ;-))

    Sicherlich hilft mir ein Rat eines Mentors, aber eigene Überzeugung wird erst wahr oder Fakt durch Spiegelung des eigenen Vorbildes (des Bildes von mir erzeugt durch andere).

    Der Fang von Wahlstimmen wird dadurch sicherlich zu einem (meist hoffentlich noch legitimen narzisstischen) Kampf, so und nicht anders ist der Mensch eben gestrickt. Und das ergibt eben auch die Machenschaften der Menschheit am Ende, bis heute und ich sehe das heute im Guten wie im Schlechten, situativ eben. Es ist wahrlich nicht alles schlecht oder böse auf der Welt und der einzelne Mensch ist bestimmt auch nicht nur gut oder nur böse, selbst wenn seine Art der Selbstbehauptung situativ auch gelegentlich als echte Kriegserklärung verstanden werden kann.

    Eigentlich ist das eine eingängliche Einfachst- Kommunikations- oder Interaktionsregel: So wie es in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

    Ich meine so das Werkzeug „Internet“ in Schutz zu nehmen und muss mich deswegen nicht zu sehr über „Trigger Gringos“ und „Gringa“ künstlich selbst überhöhen – aber ich kann sie meiden und quasi austrocknen lassen in ihrem Rand-Biotop, der er hoffentlich bleibt oder wird. Das ist meine Wahl.

    Und ich kann meine Kinder entsprechend für solche Dinge schärfen, also deren Verstand UND Gefühl (und Bauch :-)).

    Schiebe

  23. Hoffentlich findet mal jemand heraus wie man sich immunisieren kann. Oder einen smarten Filter programmieren, der mich kennt und bashing einfach nicht anzeigt.

    1. Hallo Marcel,

      mh, der Wunsch ist zuerst mal verständlich 🙂

      (Wird aber so oder so „hoffentlich“ nie in Erfüllung gehen…, ich meine das Mündige hat implizit die Arbeit das Unmündige selbst zu erkennen und damit bestmöglich umzugehen – situativ: leider ___ODER___ Gott sei dank; allgemein: leider ___UND___ Gott sei dank)

      Entscheider? 😉

      Helfen tut evtl. nur das selbst vor gelebte Konstruktive?

      LG Schiebe

  24. Hier mein ein Vorschlag für eine Antwort auf **alle** Tweets:

    „Die Obrigkeit warf ihr letztes Auge auf uns. Jetzt tappt sie vollends im Dunkeln.“

    Passt immer. Geschrieben hat das Günter Bruno Fuchs (1928 bis 1977), ein verspäteter 68er Dichter aus Berlin-Kreuzberg.

    1. Hallo Uwe,

      tatsächlich das Problem an sich bzgl. Politikverdrossenheit: Der Kontakt zwischen „Oben“ und „Unten“, wobei die parlamentarische Demokratie die Abgeordneten nicht als Obrigkeit schimpfen sollte, eigentlich. Die globalen Sichtweisen und Fakten kann ein einzelnes Land eh kaum allein lenken oder erzeugen.

      Somit sind die wahren Entscheider heute nicht die Einzelparlamente, sonder die 20 reichsten „Menschen“ oder Organisationen dieser Welt. Mit einem Vermögen etwa 10mal größer als das Deutsche BIP, also bei jedem dieser 20. Geld in diesen Mengen ist schneller als jedes demokratisch generierte Gesetz und in diesen Mengen das stärkste Machtinstrument überhaupt auch gegenüber Diktatoren, weil es ganze Länder (wirtschaftlich) fressen! kann/könnte. Solche erpresserischen Prozesse laufen subtil und schleichend. Die Politik, auch jeder einzelne Mensch kennt das, ich fasse zusammen: An wessen Tisch ich sitz, dessen Lied ich sing.

      Politische Systeme „müssen“ ja induzieren (allgemein gültige Regeln zum Zusammenleben „herausgeben“) und später zu deduzieren, wenn Gesetze hergenommen werden um vor Gericht Gemeinsinn weiterzuentwickeln oder eben den Einzelfall zu entscheiden.

      Hinzukommt nun die globale Aktion, eben über Ländergrenzen hinaus.

      Somit befinden wir uns heute (im Vergleich zu 1928 bis 1977) nur noch mehr in einem globalen Krieg oder Friedensprozess (beide Begriffe sind hierbei größtenteils als Synonym zu verstehen – das eine vermutlich ein Euphemismus, das andere vermutlich Schwarzmalerei – eben situativ zu verstehen…).

      De facto – so sehe ich das – wird diese Obrigkeit (die Superreichen) entweder „krank“ und verteilt Ihr Vermögen zu 90%, 80%, 70%… an Bedürftige bzw. Krisenmanager im Sinne der Weltgemeinschaft, i.e. Menschheit, oder es wird Kriege geben, die wieder mal schrecklicher und zerstörerischer werden als das was die Menschheit je zuvor gesehen hat. Die Obrigkeit hat auch hier die größten Vorteile, die bessere Position, sie profitiert gar allzu oft von Kriegen, selbst wenn die absoluten Kontrollverlust bedeuten können.

      Man könnte auch sagen die Menschheit hat einfach nur ein Problem mit ihrer eigenen Größe und mutiert zu einem Virus auf der Erde, der nun auch noch versucht sich ins Weltall auszubreiten… oh-ha, habe ich zu viel Science Fiction konsumiert? 😉 Könnte ja sein.

      Für mich ist nur eines klar.

      Wenn es zum Krieg kommt bin ich der erste, der sich erschießen lässt (das ist sicherlich rein fiktiv und eher deeskalierend und unterwerfend gemeint. Unterwerfend dem gegenüber was ich nicht ändern kann – ich bin kein loose/loose Typ).

      Insofern kann ich Bruno Fuchs nicht ganz folgen, denn er verschiebt hier zu sehr und allein den Focus – weg von sich selbst – auf andere.

      Im Sinne der Superreichen, die Menschenliebe allzu oft mehr schauspielern, anstatt sie authentisch vor zu leben – pervertierte Philanthropie – da stimme ich Bruno Fuchs vollumfänglich zu.

      Schiebe

  25. Nehmen Sie 30 Freunde Ihrer Freunde: Mindestens ein Trigger-Gringo dabei. Die Leute laden ihren „Mist“ bei Ihnen ab und die Leute suchen Bestätigung ihrer moralischen Überlegenheit.

  26. Das ist die offene Gesellschaft, die offene Kommunikation, grenzenlos und ohne irgendwen auszugrenzen.
    Und so kann ein jeder, der zufällig vorbei kommt, seinen Senf abliefern, und weiter ziehen, oder auch nicht.
    Es wird keine vertiefte Diskussion zustande kommen, wenn sich die Teilnehmer nicht aufeinander einstellen.
    Es können sich die Teilnehmer nicht aufeinander einstellen, wenn da ein ständiges kommen und gehen ist.
    Die offene Gesellschaft, sie wird sehr hoch bewertet heutzutage, aber eigentlich ist sie wenig wert.

  27. Sorry, liebe Vorkommentatoren. Auch Beifall ist ein Reflex und wer spontan zustimmt nicht mehr als ein positiver Trigger-Gringo.

    Zwei Tage nach der Erstlektüre meine Anregung:
    Wie wäre es, wenn Sie einfach die Kommentarfunktion entfernen? Jeder, der sich die Mühe macht, in einem Maße über Ihre Worte nachzudenken, dass etwas Relevantes entsteht, wäre wohl auch motiviert, Sie schriftlich darüber zu informieren. Und Sie könnten dann seinen Kommentar an dieser Stelle ergänzen. Und schon hätten wir eine ganz andere Diskussionsqualität…

  28. #14 Kommentar von Martin:
    „Vieles muss kurz gehalten sein – einfach und schnell konsumierbar – bildlich VerPowerPoint, dann kann man (ganz) einfach reflexartig (kurz) reagieren.
    Alles auf das Wesentliche reduziert – gemeint ist aber das Offensichtliche, leicht verdaulich und hirnschonend – nicht das Notwendige. Das Notwendige, das Wesentliche sehen kann nur der, der das Wesen verstanden hat.“
    Das liest sich gut. Werde ich mir als persönlichen Vorsatz für mich übernehmen. Denn es sagt mir ja auch einiges über mich, wenn ich (leider schon wieder immer mal) reflexhaft auf einen Kommentar reagiere. Könnte ja sein, dass es mehr über einen selbst aussagt, als über den Kommentar an sich, den man sofort und reflexartig kommentiert hat. Aber woher dieser Reflex kommt, was der Auslöser ist, man könnte es ja auch einfach sein lassen. Oder über das Wesen meiner eigenen Kommentare nachdenken, warum ich mir das eine oder andere herauspicke.

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