DD303: Ist Ihre Kritik legitim? Sonst entsteht Gegenzorn! (Oktober 2017)

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Kritik sollte berechtigt sein. Manche sagen, Kritik müsse legitim sein. Darunter verstehen die meisten eine bestimmte Wortbedeutung von legitim: „begründbar, berechtigt“. Wenn aber ein Kritisierter eine Kritik legitim findet, dann meint er damit eine andere Bedeutung: „Ich erkenne die Kritik als berechtigt an.“ Es gibt bei der Kritik zwei Seiten: Der Kritisierende findet die Kritik berechtigt bzw. der Kritisierte spürt die Berechtigung der Kritik. Eigentlich nur, wenn der Kritisierte die Kritik für legitim hält, besteht die Chance, dass er sie annimmt – und eigentlich nur so eröffnet sich die Möglichkeit, dass sich etwas bessert.

Das erfolgreiche Kritisieren ist eine Kunst für sich. Die meisten Menschen (so empfinde ich das) trennen die Sachbotschaft vom Kritiker. Das klingt so: „Von diesem Menschen lasse ich mir nichts sagen!“ Ja, warum nicht? Und die Kritisierten schimpfen: „Ich mag sie/ihn einfach nicht.“ Oder: „Diese Person hat keine Ahnung, was hier so vorgeht.“ – Oder: „Das ist so eine selbstgefällige Besserwisserei von Bessergestellten, die können gut reden. Die müssen nicht mit so niedrigen Problemen kämpfen wie wir.“ Oder: „Meine Eltern/Chefs/Lehrer bringen es ja selbst nicht, aber sie verlangen alles von mir.“

Friedemann Schulz von Thun lehrt uns, dass in einer Kritik „Du-Botschaften“ lauern wie „Du bist schlecht“ oder „Ich achte dich nicht“. Er empfiehlt, so zu reden, dass solche Botschaften nicht in der Luft liegen. Das mag ein schöner Gedanke sein, aber im Grunde muss der Kritiker vom Kritisierten doch als Kritiker anerkannt sein. Es geht wesentlich auch um gute Kommunikation, aber noch weitergehend um die Beziehung. Darf ein Ehepartner kritisieren? Oft nicht. Wird die Kritik eines ganz Fremden angenommen? Oft schon. Papa kann tausend Mal das Tattoo geschmacklos finden – was nur Dauergegenzorn und Beziehungsschäden nach sich zieht. Ein helles Lachen eines fremden Mädchens kann den Kritisierten dagegen augenblicklich auf Grund setzen.

Ich werde ja öfter kritisiert, weil ich „im Netz bin“. Manchmal bin ich traurig. Missverstanden und doch einige Male „versenkt“. Wenn ich meinen Kummer berichte, kommt so oft und immer wieder zurück: „Von diesen Menschen musst du dir nichts sagen lassen.“ – Ich: „Es stimmt aber irgendwie.“ – „Ach komm, man kann es nicht allen recht machen.“ Offenbar ist es also üblich, die Kritik abhängig vom Kritiker zu beurteilen? Ist es so? Wenn der Kritiker anerkannt ist, nimmt man die Kritik an, sonst faucht man zurück oder flucht im Keller, wenn es der Chef war. Vom geschiedenen Partner nimmt man dann absolut nichts mehr an?!

Wenn das nun der Regelfall ist, dann frage ich nochmals: Glauben Sie als jetzt von mir angenommener Linker, Rechter, Idealist oder Filterbläser, dass harsche Kritik „an dem Pack“ da draußen irgendeine andere Resonanz erzeugt als Gegenzorn und Widerstand?

Speziell die Kritik im Internet schaut gar nicht, ob sie vom Kritisierten legitimiert ist oder nicht. Voll drauf! Und die Lage wird nun immer schlimmer.

Schreiben Sie doch einmal vielleicht fünfzig Namen von Menschen auf, mit denen Sie zu tun haben. Machen Sie einen Haken an jede Person, von der Ihnen Feedback/Kritik willkommen ist. Sind es viele Häkchen geworden?

Machen Sie nun einen Haken hinter jede Person, die sich von Ihnen wirkungsvoll willig kritisieren lässt. Sind es viele Häkchen geworden?

Denken Sie nach, welche Menschen auf Ihrer Liste überhaupt kritisierbar sein könnten, welche sich zum Beispiel stets viel besser sehen als sie sind und immun gegen Objektives zu sein scheinen….

Das Ergebnis ist jedenfalls deprimierend, oder? Es liegt daran, dass wir die meisten unserer Kritiker nicht als legitimiert sehen und dass wir selbst nur bei wenigen Menschen legitimiert sind.

Was folgt daraus? Wir machen zu wenige Anstrengungen, uns als Kritiker zu legitimieren. Es reicht nicht mehr, Mutter, Vater, Chef, Lehrer oder Pastor zu sein, deren institutionelle Kritik unantastbar als faktisch objektiv hingenommen werden musste, weil sie aus einer Machtposition kam.

Nein, wir müssen legitimiert sein, wenn wir zum Beispiel im Netz meckern. Und weil wir darauf noch nicht gut genug achten, pfeifen uns Shit und der Gegenshit um die Ohren.

 

 

 

 

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15 Antworten

  1. „Es geht wesentlich auch um gute Kommunikation, aber noch weitergehend um die Beziehung.“
    Kritik ist doch meistens Ausdruck der eigenen Unzufriedenheit mit etwas? Typischerweise Frust oder Wut.

    Eine gute Anleitung dazu finde ich die Gewaltfreie (bzw. wertschätzende) Kommunikation:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltfreie_Kommunikation
    Die rat erstmal seine eigenen Gefühle (Alles was mit „darauf reagiere ich…“ geht, kein „Ich fühle mich bedroht“, das beinhaltet jemand anderen.) bewusst zu werden und diese zu formulieren. Und den anderen zu fragen wie es ihm mit dieser Information geht. Und damit einer wertschätzenden Kommunikation den Weg zu ebenen.
    Und dann kann man über die Sachthemen reden.

  2. Eigentlich akzeptiere ich Kritik nur von Leuten die mir viel bedeuten.
    Bei Sachthemen sollte man weniger rechthaberisch sein und seine Meinung darüber artikulieren. Persönliche Kritik kann sehr verletzen und sollte am besten unterbleiben. Da fällt mir Adenauer ein:
    Wenn 2 dergleichen Meinung sind taugen beide nichts.
    Aber auch:
    Nehmen Sie die Leute wie sie sind, anders kriegen Sie sie nicht.

  3. Herr Dueck, danke, dass sie schreiben: Es geht um die Beziehung.

    Bindung vor Bildung oder anders ausgedrückt Beziehung vor Erziehung. Die Kritik, also das „Ich möchte, dass Du das Anders machst, anders siehst“ ist also nur der sichtbare Teil des Eisbergs, der hoffentlich getragen wird von einem großen Beziehungsteil, der unter der Wasseroberfläche schwimmt. Soweit Kritik unter sich vertrauten Menschen, direkt von Mensch zu Mensch.

    Im Netz kommt noch die „Öffentlichkeit“ dazu. Das ist ein Problem, weil wir nicht mehr heil aus der Sache rauskommen (win-win) können wegen der Öffentlichkeit. Wir sind mindestens schon in win-lose oder stürzen gemeinsam in den Abgrund. https://de.wikipedia.org/wiki/Konflikteskalation_nach_Friedrich_Glasl

    Über die Legitimation – wir bestimmt darüber? Allein der Kritisierte. Kritik annehmen, also als Lernchance zu erkennen braucht ein großes Ego, weil ich ja ganz klein bin, wenn ich vor mir und anderen zugeben muss, dass ich falsch gelegen habe. Tja… ich für meinen Teil kritisiere weniger und suche statt dessen das Gute. Etwas gibt es da, auch wenn es sehr klein ist. Das muss beton werden. Ermutigung statt Entmutigung. Das wird schwer für Sie sein, weil Sie den ganzen Mist ja sehen – was sollen Sie da „loben“?

    Und: Traurig sein! Aber sich klar machen: Es gibt immer einen Menschen mit einem Teller Suppe (alternativ Kakao) irgendwo da draußen. Und auch wenn Sie über den Tellerrand sehen, die meisten tun es eben nicht.

    Viele Grüße und danke für ihre inspirierenden Gedanken! Weiter so.

  4. Sehr guter Kommentar, der die logisch folgende Frage offen lässt, offen lassen muss: wie schaffe ich es, legitimiert zu sein in den Augen des Kritisierten?

    Schwieriger wird es noch, wenn diejenigen, die Kritik nötig hätten, eine ideologisch nach außen abgeschlossene Gruppe bilden, zu der ich nur Zutritt erhalte, wenn ich zumindest ähnlich denke und nicht kritisiere. Welchen Ansatz kann ich da wählen?

  5. Bevor eine Kritik angenommen werden kann, muss der Kritisierte sich schon seines F ehlers bewusst sein. Und Fehler eingestehen ist schwer, denn dies erfordert Zweifel und sich selbst ständig hinterfragen.
    Solange man glaubt ein Gedanke, eine Tat seien richtig, gibt es keine Zweifel und kein hinterfragen. Ohne eigene Zweifel wird jede Kritik als „Angriff“ verstanden. Zweifel können von einem Kritiker nur geweckt werden, wenn der Kritisierte dies nicht als Angriff auf sich als Mensch versteht, oder wenn einem der Kritiker viel bedeutet.
    Dies wird aber immer schwerer, wenn die Freunde aus der gleichen „Informationsblase“ stammen. Fakten sind dann falsch, da diese von den falschen Personen vertreten werden.

  6. Ich bin sicher dass es an der Kommunikation liegt. Jeder von uns kennt doch zumindest einen Lehrer oder einen Chef von dem man sich etwas sagen lässt.
    Bei sachlicher Kritik mit vielen „Ich Botschaften“, die mich das Gesicht wahren lässt höre ich gern zu. Die Person, die das äußert wird dadurch für mich als Kritiker legitimiert.

  7. Den Punkt gewaltfreie Kommunikation möchte ich bestärken: Marshall Rosenberg. Das ist sehr fremd zunächst und schwierig. Zentral: Kritik, ja kriminelles Handeln sieht MR als (hilflosen) Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse. ‚ Was ist der gute Grund, warum sie [dies.das] gesagt, getan haben?‘ …
    Die Vorträge im Netz dauern lang, aber es lohnt sich mit dem ungewohnten Ansatz zu befassen. Klingt utopisch und etwas nach 70/80er – fehlt aber sehr. Das ist Empathie und wirkliche Wertschätzung, weil es beidem gercht wird: dem Kritiker, der einen Weg findet Kritik emphatisch zu äussern und dem Kritisierten, dem ermöglicht wird, sein Verhalten zu erklären und selbst zu verstehen und ohne sich schuldig zu fühlen und Gegenzorn (guter Ausdruck) entwickeln zu müssen. Far far away. Danke, Herr Dueck für Ihre unerschrockene Redlichkeit.

  8. Nun, Kritik annehmen können oder Kritik konstruktiv geben ist doch eine Frage der Bewusstseinsstufe sowie Achtsamkeit.

    Wenn ich mich von Kritik getroffen, verletzt fühle ist der Kritikgebende lediglich ein Spiegel von mir selber. Ich kann nur dort getroffen werden, wo ich Angriffsflächen zu bieten habe. Das sind meistens nicht geheilte Traumen und seelische Verletzungen aus der Vergangenheit, welche oftmals in Glaubenssätzen wie bsp „Akademiker sind eingebildet und arrogant“ oder „Bauarbeiter sind brutal und primitiv“ münden.

    Bewusst sein bedeutet, dass ich mir bewusst bin, warum ich Kritik gebe und was der Zweck dahinter ist. Ebenso wenn mir jemand Kritik ungefragt gibt, sollte ich mich zuerst fragen, was wohl die Intention des Absenders war, welche Botschaft er mir mitteilen will; siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Vier-Seiten-Modell

  9. Wenn ich merke, dass ich verstanden werde, kann ich auch die Argumente des Anderen verstehen wollen.

    Das bedeutet umgekehrt, dass ich als Kritiker den/die zu Kritisierende/n verstehen will (und der/die das auch so empfindet) und nicht nur meinen eigenen Ärger abladen will (was uns wieder zur GfK – gewaltfreien Kommunikation – bringt). Also darstellen kann, dass ich mit meinem Feedback das Leben des Kritisierten verbessern kann und das auch will.

  10. Es gibt genau meine Meinung und die zählt. Alle anderen sind für mich irrelevant. Kritik an einen selbst herangetragen ist die Meinung von Menschen die glauben irgendetwas zu melden zu haben oder melden zu müssen. Mir braucht keiner etwas ‚melden‘, wir sind ja nicht beim Bund oder doch? Das nennt man stänkern.

    Kritik ist eigentlich die Meinung eines Dritten über sei es eine von mir selbst gesetzte Handlung mit dem Ziel andere zu informieren. Eigentlich müssen die anderen, welche hoffentlich die Betroffenen wären, mit der Kritik umgehen, denn für die ist diese auch gedacht und die sollen sich ihren Teil dazu denken.

    Was interessiert mich als Schispringer die Kritik an meiner Haltung während des Flugs, wenn dieser weit genug ging. Fragen Sie den Jan Boklöv. Selbst als Eiskunstläufer wäre mir Kritik egal solange mir der Tanz Spaß machte.

    Es kann jeder seine Dinge auf seine Art machen und prinzipiell auch sagen war er will.

    Legendär ist die sog. Kritik am Source Code der anderen. Mit echter Kritik habe ich auch kein Problem im Sinne von Verbesserungsvorschlag, wobei ich dann gerne den Kritiker einlade selbst Hand anzulegen, da er oder sie sich ja Mühe machte den Code zu analysieren.

    Eine Zeitlang haben gerne auch Manager ähnlich gehandelt und mit der Zeit verstummte jede Kritik.

    Wenn jedoch ein sich in der Rolle des ‚Architekten‘ oder ‚Qualitätsbeauftragten‘ vermeinenden Zeitgenosse kommt und sagt, ‚Da machen wir aber so‘, dann kann es passieren, dass ich frage, ‚Wie lange macht ihr das schon so?‘. Kritik hat wenig Berechtigung, wenn sie sich allein der Abwesenheit der konsequenten Anwendung von bewährten Mustern über längere Zeiträume widmet. Kritik hat aus meiner Ansicht viel Berechtigung, wenn sie ein Blick auf die Vergangenheit wirft und dieser die aktuelle Handlung und deren Wirkung gegenüberstellt. Wenn der selbe Zeitgenosse kommt und feststellt, ‚Das haben wir früher ähnlich gemacht, aber gelernt …‘, dann schaut die Sache anders aus. Aus Kritik kann man, wenn man will, Verbesserung ableiten.

    Stänkern ist nicht kritisieren. Am Internet wird gerne gestänkert. Das ‚Web‘ resp. Social Media sind der Ersatz für den Wirtschaustisch an dem sich Leute zu sitzen nicht leisten können resp. wollen.

    Ich gehe auch gern stänkern, resp. XYZ ärgern. Das Stänkern wird gerne in Kritik verpackt. Wir leben mitten im Sozialismus und in so einem Umfeld wird Kritik gerne aus der eigenen ideologischen Perspektive heraus geübt. Die interessiert kaum einen denkenden Menschen. Kann jeder Sozi seinen Freunden erzählen was er oder sie will, aber ich bin sicher nicht sein Freund oder der ihrige. Und der Mensch braucht sich auch nicht mit jedem dahergelaufenen Zeitgenossen abgeben, egal ob dieser seine Meinung bekundet oder sie die ihrige.

    In dem Sinne. Want guarantees, buy a toaster.

  11. „Unter Kritik versteht man die Beurteilung eines Gegenstandes oder einer Handlung anhand von Maßstäben …“ (siehe Wikipedia). Demnach ist es für die Akzeptanz von Kritik zwingnd notwendig, daß die Maßstäbe übereinstimmend. Sofern es sich nicht um die Selbstkritik eines nicht schizophrenen Menschen handelt (bei dem ja ein einheitlicher Maßstab vorausgesetzt werden kann), ist dies aber noch lange nicht hinreichend. Da gilt die alte Regel der Informatik „Die Botschaft entsteht immer erst beim Empfänger“ (vorausgesetzt, der Kritiker möchte duiesen überhaupt erreihen. Als denkender Kritiker muss ich also die Befindlichkeiten des Kritisierenden berücksichtigen (z.B. durch Wetschätzung, siehe Dueck). Als denkender Kritisierte muss ich auf der anderen Seite in der Lage sein, meine Befindlichkeiten auszublenden, um die vorgetragene Kritik überprüfen und ggf. direkt oder über einenDiskurs nutzen zu können. Es ist hier wie bei der Emanzipation: „Frauenversteher“ alleine lösen das Problem nicht. Aber vielleicht geht es in dem Artikel von Herrn Dueck auch weniger um Kritik, als um Überzeugung., d.h. um da Bemühen, die Maßstäbe des Gegenüber erst einmal zu verändern. Und da ist Dicköpfigkeit , da gebe ich Herrn Dueck zu 100% Recht, maximal kontraproduktiv.
    Schließlich gibt es aber auch noch solche Zeitgenossen, die sich weder durch Argumente, Tatsachen oder Einfühlung überzeugen lassen. Da ist Kritik grundsätzlich zwecklos. Wie sollen wir mit denen umgehen? Da bleibt uns wohl nur der Seiltanzen auf unseren eigenen Maßstäben.

  12. Wann ist Kritik für mich legitim?
    Fast immer – ich bin selbstbewusst. Wann frage ich selbst aktiv danach? Selten.
    Nehme ich jede Kritik immer zu 100% an? Sicherlich nicht, aber ich prüfe jede, denn sie hilft mir (u.a. auch dabei nicht nur mich sondern auch mein Gegenüber, sowie meinen „Feind“ besser zu verstehen). Kritik sollte konstruktiv sein und sich auf konkretes Verhalten fokussieren, nicht auf mein Sein. Feinde kritisieren meist destruktiv oder heucheln nur Konstruktivität.

    Kritik in Wunschform ist deswegen die bei mir wirkungsvollste Methode. Gebe ich Feedback innerhalb von engen Beziehungen, dann spreche ich offen von meinen konkreten Gefühlen und Wünschen (gar nicht so einfach, denn über Gefühle reden ist verpönt, im Alltag ungewöhnlich und macht angeblich angreifbar? – aber bestimmt nur wenn man nicht zu Ihnen steht). Werden meine Wünsche wiederholt missachtet oder komplett übergangen, dann weiß ich, diese Beziehung ist auf Dauer entwertet worden, aber wohl nicht von mir. Evtl. war sie auch nie das wert was ich mir wünschte? Und welchen Anteil daran habe ich zu verantworten? Welche Beziehungen bleiben mir nun noch?

    Irgendwie ist man doch auch nur ins Leben geworfen.

    Ohne gesunde Selbstkritik und Kritikfähigkeit kann keine Demokratie und keine Beziehung nachhaltig existieren. Liebe beginnt immer bei einem Selbst, auch mit Kritik, auch mit Respekt.

    Nicht jeder Wunsch kann in Erfüllung gehen. Bescheidene Wünsche meist schon. Wunschmanagement kann da helfen.

    Kritik zielt also zwangsläufig auch auf die Beziehung nicht nur auf die Person (4 Ohren Modell). Und die Beziehung gehört immer beiden (in Gruppen wird das alles viel, viel komplizierter).

    Wann ist Kritik für eine Mimose legitim?
    Fast nie. Wann fragt eine Mimose nach Kritik? Nie.
    Warum? Weil sie überängstlich ist bzgl. Kritik. Sie nimmt sie immer nur persönlich und verteilt lieber Schuld (rückwärts-gerichtet) als Verantwortung (vorwärts-gerichtet) zu übernehmen für sich und die Beziehung.

    Berufswelt… Wie die Hühner auf der Stange: Guckste nach unten siehste nur Sch…, guckste nach oben siehste nur Arsch… Da ist etwas dran. Aber nicht immer. Jeder darf hier seinen Weg finden. Und manchmal ist es besser „man weiß nicht alles, sonst würde das einen nur zusätzlich verunsichern“. Herrschaftswissen wird nicht geteilt usw.

    „Der Macht“ ist bestimmte Kritik egal, sie perlt ab. Das lässt sie auch arrogant, unerreichbar und egozentrisch, gar unmenschlich erscheinen. Kommt eben auf die Situation an.

    Die Idee mit der 75% Besteuerung von hohen Jahreseinkommen (Macron): Die würden 80-95% der Bevölkerung wohl sehr begrüßen, auch wenn sie selbst davon gar nicht direkt profitieren würden (sie wären dann gar nicht direkt betroffen nur indirekt über einen sehr viel handlungsfähigeren Staat mit Gemeinwohlzielen beteiligt). Es stellt sich die Frage: Warum passiert das nicht?

    Wird das für immer ein Wunsch bleiben müssen?

    Die heutigen Geld- und Machtpole bewegen jenseits von Kritik und nationalen Gesetzen. Sie profitieren gar von internationalen Verwerfungen, aber nur sie. Hier werden Werte wohl schon bewusst pervertiert um Macht zu erhalten oder auszubauen, wetten! Der Mensch ist der größte Schauspieler aller Zeiten und – nach wie vor – zu allem Gräuel fähig, trotz Zivilisation.

    Machen wir das beste draus.

  13. Für mich entscheidend bei Kritik ist: Bin ich in der Lage sie zu verarbeiten, hat die Person verstanden, worum.es ging und bringt mir die Kritik was.
    Leider verwechseln viele “ Ahnung von…“ mit “ Meinung zu…“. So wie der Kollege neulich, der darauf bestand, einen ihn fremden Fachbegriff durch einen „…für Alle verständlichen Begriff“ im neuen Leitbild unserer Organisation zu ersetzen. Dass sich dadurch die Aussage / der Sinn ändere wurde mit dem Argument “ Aber jetzt versteht man es!“ Vom Tisch gefegt. Meine Kritik war doch legitim oder? Und was hat’s genutzt?

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