DD359: Corona-Irrsinnsflackern

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Corona hält uns in Atem. Wir wissen gar nicht mehr, was wir tun sollen, so sehr viel ist zu tun. Wir bleiben zu Hause. Manchen geht es ganz gut, andere müssen jetzt mit der Familie zusammenleben – ganz ohne die Glücksphasen der Arbeit dazwischen. Ich möchte zwei Dinge sarkastisch kommentieren:

  • Was tun wir, wenn wir viel Zeit für uns geschenkt bekommen?
  • Was könnten oder sollten wir tun?

Was tun wir? Wir schauen uns Extrasendungen an, in denen sich der Mittelstand weinerlich über lächerliche Probleme beklagt. Was da alles schwierig wird! Der Hund, bekommt keinen Lachs, die Katze mag keine Reste! Ich war mal in der Grundausbildung bei der Bundeswehr, so etwa beim Einmarsch des Warschauer Paktes in Prag. Drei Monate lang, auch danach haben wir die Resttage gezählt. Dagegen ist Quarantäne der Himmel. Sind wir nun alle Weicheier geworden?

Die wirklich dramatischen Äußerungen wie „bin in der Existenz bedroht“ sind für den Bürger zu abstrakt und lassen sich schlecht visualisieren. Außerdem heulen bankrotte Mittelständler nicht in die Kamera. Dass Leute sterben, wird nur gezählt. Wenn ich („Risikogruppe“) angesteckt werde, habe ich eine Fünf-Prozent-Todeschance. Das interessiert nicht, nur die Gesamtzahl. Wir haben Vorschriften, dass es überall Feuerlöscher, Defibrillatoren, Verbandskästen etc. gibt, wir bilden dazu Leute aus, aber entgegen den Erfahrungen der früheren SARS-Epidemien gibt es keine Beatmungsgeräte. Lesen Sie die Empfehlungen des Bundestages in einer Bundesdrucksache von 2013 mit tiefem Grauen (und genießen Sie die Ratlosigkeit der Politiker, die das alles als „neu“ ansehen), nur Seite 5 bei wenig Zeit und für tiefe Verzweiflung das ganze Szenario ab Seite 55:

http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/120/1712051.pdf

Krankenhäuser waren schon vorher überlastet. Start-ups gehen reihenweise ein. Ich habe für ein solches einen Investzuschuss beantragt und bewilligt bekommen. „Auszahlung nach Eingang der erforderlichen Bescheinigungen.“ Auf Nachfrage im Februar: „Wann kommt das Geld?“ die Antwort: „Wir bearbeiten jetzt Oktober.“ Ich bin gespannt, wie jetzt unbürokratische Hilfe geht, wenn Mehrarbeit kommt. Die wirklichen Probleme sind schlecht zu konsumieren. Bleiben wir lieber bei Corona.

Stundenlang Corona. Ich bitte für meine Grobheit um Verzeihung, aber ich mache den Fernseher nicht einmal mehr bei den Nachrichten gerne an. Die Interviewer und Moderatoren sind zum „Nichtaushalten“. Fragen zum Millionsten Male, wann Corona besiegt ist. „Weiß man nicht.“ – „Und warum nicht?“ – „Man weiß es nicht.“ – „Sie sind doch Virtuellvirologe, sie müssen das doch wissen.“ – „Es dauert zwei Jahre.“ – „Oh, können Sie unseren Zuschauer nicht etwas Positiveres bieten, sagen wir, vier Wochen?“ – „Ehrlich gesagt: Wir wissen es nicht.“ – „Das sagten Sie schon. Ich stelle die Frage nochmals: Gibt es Hoffnung auf ein Leben nach Corona?“ – „Ja, natürlich, das steht in der Bibel.“ – „Oh, da wende ich mich an den Pfarrer in unserer Runde: wann gibt es einen Impfstoff?“ – „Ich bin kein Pfarrer, sondern Theoretischer Experimentaltheologe, ich habe einen Bachelor. Impfstoffe hat man normalerweise erst nach der Erforschung.“ – „Aha, unseren Zuschauern ist das eigentlich nicht so wichtig, wir wollen nur wissen, wann es einen Impfstoff gibt. Herr Spitzer, bitte?“ – „Egal wann, wir brauchen ihn sofort, weil die Leute jetzt nur noch im Internet und auf Phones daddeln und in wenigen Monaten total verblöden, da nützt impfen nichts mehr.“ – „Das ist mir alles zu vage, wann wird alles wieder so sein wie vorher? Das ist doch wichtig! Oh Mann, die Welt war vorher fast schon ideal! Sollten wir nicht Herdenimmunität herstellen? Das finde ich als Moderator vollkommen einleuchtend. Ein fantastischer Gedanke! Freies Anstecken für alle! Hemmungslose Feuchtbegegnungen! Will jemand dazu etwas sagen?“ – „Kanzler Kurz aus Österreich hat gerade die Beschränkungen in Österreich gelockert. Das geht dann schon los.“ – „Oh je, da frage ich mich als Moderator natürlich, ob wir damit nicht Menschenleben opfern, die Alten hops gehen lassen und die Impfindustrie schädigen, obwohl es die Rentenkasse entlasten würde. Ich meine, ein Moderator soll sich nicht zu stark einbringen, aber wann bitte, wann können wir einmal einen Konsens in all diesen Fragen erzielen, das möchten unserer Zuschauer zum Einschlafen wissen. Morgen haben wir eh eine neue Lage, ich verdiene jetzt gut mit den Extrasendungen. Kommen Sie, machen wir einfach einen neuen Konsens. Ich schlage vor: Alles wird gut! Okay? Ich sehe Sie nicken. Sie, ist das nicht so?“ – „Meine Kinder schlafen nicht richtig, wir bringen ihnen stundenlanges Stillsitzen daheim bei, wie sie es von der Schule gewöhnt sind, das kann doch nicht so schwer sein.“ – „Bei Amazon liefern sie erst in einer Woche!“ – „Und ich finde es seltsam, dass alle eine üppige Staatsunterstützung bekommen, nur die Hartzer nicht, die sehen keinen Zusatz-Cent!“ – „Die Demokratie ist gefährdet, das sagen Meinungshoheit Steingart und Grantl-Prantl auch. Ich glaube, die Freiheit ist ebenfalls futsch, wenn man plötzlich sagen soll, dass man Corona hat. Die Auslandsarbeiter müssen wieder reingelassen werden, um die vierlagigen Rollen auf doppelt so viele zweilagige umzurollen.“ – „Wir bekommen einen Baby-Boom.“ – „Wir haben zu viel Zeit für uns selbst. Das hat den Menschen noch nie gutgetan.“ – „Die Zeit ist um, sorry. Liebe Zuschauer, schalten Sie nicht aus, es folgt eine die nächste Sondersendung Extra, wir befragen jede Stunde einen renommierten Expertenkreis, wie es weitergeht und wann genau. Markus Söder sollte warten, bis wir das wissen.“

Quelle. Pixabay

Was könnten wir tun? Das Haus renovieren? Mit den Kindern spielen? Sagen wir nicht immer, dass wir unsere Familie unter unserer Arbeit leiden lassen? Könnten wir nicht IT-tauglich werden? Uns weiterbilden für das neue Projekt? Mehr mit dem Partner reden als die sonst durchschnittlichen acht Minuten an allen solchen Tagen, an denen es weder Streit noch Fehler gibt? Den Garten blühen lassen? Fotos sortieren, ferne Verwandte anrufen, die wir sonst nur zu Beerdigungen sehen?“

Die Berater aller Welt verkaufen uns sündteure Lösungen gegen horrende Tagesätze, damit wir Zeit einsparen. Diese Luxusberater lehren uns, dass wir dann, wenn wir ihnen unser Geld im Tausch gegen eigene Zeit gegeben haben – dass wir dann endlich Zeit für das Eigentliche haben. Wir überlegen uns aber nie vorher, was das Eigentlich wäre, wenn wir Zeit hätten. Meistens sind wir dann darüber traurig, dass unser schönes Geld weg ist, und wir nehmen einen Kredit für Berater auf, um zu erfahren, wie wir zu Geld kommen.

Mein Rat: Online-Meetings in den Fernsehpausen. Bis das gut funktioniert, dürfen Sie wieder auf die Massentierhaltungsbüroarbeitsfläche.

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21 Antworten

  1. Vielen Dank Herr Dueck – Sie sprechen mir aus der Seele. Ich gehöre zu denen welche sie Situation und Ihre Famillie gut, aber die jammernden Kollegen im Home Office schlecht ertragen. Das Leiden auf hohem Niveau scheint für viele zur tagesfüllenden Beschäftigung geworden zu sein und während manche die Zeit nutzen neue Fertigkeiten zu erlernen oder aufgeschobenes zu Erledigen, scheint die Mehrheit wiederum zu verdummen und die Mission zu haben über die Sozialen Medien den Rest der Menschheit auf Ihr Niveau ziehen zu wollen. Ist dies verwunderlich ? Leider nicht. Ein zu grosser Teil der modernen Gesellschaft erfährt Bestätigung nicht aus sich selbst, ihren Werten und Ihren Taten , sondern durch Fremdbestätigung – Sei es ein „Like“ oder ein „Du hast die Haare schön…“. Fällt dies weg steigt die Verunsicherung und die Anzahl an virtuellen Hilferufen (Wie findest du meine Haare ?). Glaubt an euch ! Wie heisst es im Manager Jargon so schön: „You can’t do epic stuff with basic people“

  2. Unterschreibe alle Anmerkungen zum TV-Programm ! Schon erstaunlich, was die Sendeanstalten (auch ARDZDF) denken, wie hoch/tief das Durchschnittsniveau der Zuseher wohl hängt. Was mich ebenfalls sehr erstaunt ist die Tatsache, dass nicht einmal einer der Talkrundenteilnehmer sich erhebt und die moderierende Person anspricht in dem Stil „merken Sie eigentlich nicht selbst, wie Sie mit der immer wieder selben Frage uns alle nerven?? Können Sie sich die Antwort nicht selbst denken? Und wer jetzt bessere Chancen als Kanzlerkandidat hat, interessiert mich auch nicht!!“

  3. Erfolgreiche Schwarmverdummung in einem groß angelegten Versuch ist ein Effekt, der den Sozialwissenschaften für die nächsten 100 Jahre wieder Futter gibt. „Nicht Wissen“ in Zeiten, in denen doch Google jedes benötigte Wissen üblicherweise in 30 Sekunden ausspuckte, ist eine unerträgliche neue Realität. Die nächste Stufe: „Schuld am Nichtwissen“ dann „Sicherheit durch eindeutige Vermutung“, „bestrafen fürs Dasein“.
    Demnächst zählen wir auch die Menschen mit anderen Krankheiten über Monate zu beachtlichen Zahlen hoch und beweisen dann, dass jedes Risiko mit strenger Disziplin und klaren Vorschriften vermeidbar ist. Insbesondere kritisches Denken kann ungeahnte Gefahren mit sich bringen.

  4. vielen Dank für die Situationsskizze unserer Medien- und Seelenlandschaft.
    Auch mir gehen die virtuellen Experten und ihre Einflüsterer (Moderatoren mit Superwissen über Alles was „der Bürger“ jetzt sofort wissen will) etwas auf die Nerven. Es gibt in den sog. öffentlichen Medien eigentlich fast keine Informationen mehr, sondern nur noch „Glaubensbekenntnisse“. Schön für die Kirchen – nach der Krise.. Was mir aber in den letzten Wochen aufgefallen ist, sind die verstummten HATER! Erst jetzt kommen sie langsam wieder hervor, da ein Ende absehbar scheint („Was erlauben sich die Poitiker uns unser GRUNDRECHTE zu nehmen, etc.) Diese „Stille“ hatte ich sehr genossen.
    Anfangs hatte ich noch die Hoffnung, dass die Erkenntnisse aus der Krise sich auf das wirtschaftliche und soziale Leben „herüberretten“ könnten, dass sich grundlegend (im Sinne von mehr sozialer Gerechtigkeit und Zusamkenhalt) etwas ändern könnte. Aber mittlerweile sieht es wieder so aus, dass zuerst das wirtschaftliche gerettet werden MUSS, also Unternehmer und Aktionäre entschädigt werden, die Kosten aber dann der Staat und die kommenden Generation als Steuerlasten tragen müssen. Wie es schon erfolgreich 2008 mit den Banken praktiziert wurde. Ich verstehe, dass Start-up und kleine Unternehmen nur schwer Rücklagen bilden können für „schlechte“ Zeiten, aber dass Unternehmen, die in guten Zeiten Milliarden Umsätze und mehrstellige Millionen Gewinne verbuchen, Staatshilfen in eben dieser Höhe verlangen, dass entzieht sich meiner Vorstellungskraft… Und wird daraus eine Lehre gezogen für die nächste Krise?
    Und zum Schluss: Systemrelevante Berufsgruppen leben nicht vom Applaus (selbst der Vortragsredner bekommt neben dem Applaus am Ende auch ein Honorar), daher sollten sie auch in NICHT-KRISEN Zeiten als systemrelevant anerkannt werden!

  5. Anscheinend können viele Leute mit sich nichts anfangen. Immer Sondersendungen zum selben Thema zu sehen nervt. Interessant wäre einmal, wenn sich die Leute Gedanken machen würden, wie die Welt nach Corona aussehen könnte und was man alles besser machen könnte. Das wäre ein kreativer Prozeß und die Leute hätten etwas zu tun.

  6. Protest!

    Die Bundestagsdrucksache mit Grauen lesen? Aber warum denn?

    Ich lese da: 10% Sterblichkeit. Staatliche Einschränkungen des öffentlichen Lebens: Massenveranstaltungen werden verboten, Schulen geschlossen.

    Wir haben: Viel weniger Sterblichkeit. Trotzdem stärkere (aber nicht drakonische) staatliche Einschränkungen. Und das scheint im Großen und Ganzen recht gut zu funktionieren.

    Ob ich das jetzt auf das Vorausdenken in der Bundestagsdrucksache schieben soll, weiß ich nicht, aber jedenfalls scheint mir in der Summe aller Beteiligten doch eine ganze Menge sinnvoller Sachverstand angekommen zu sein.

    Bitte nicht übertreiben mit dem Pessimismus!

    1. Es fehlen trotz Drucksache Beatmungsgeräte. Das ist der Hauptgrund der starken Maßnahmen. Man will Menschen, die beatmet werden müssen, nicht sterben lassen, weil es keine Beatmungsgeräte gibt.

      1. Es gibt mehrere Studien (siehe bei „Beatmung bei Covid19“ auf https://swprs.org/covid-19-hinweis-ii/ ), die darauf hinweisen, dass eine künstliche Beatmung kontrainduziert ist, weil es die Lungen mehr schädigt als hilft.

        Und dass es nicht genug Beatmungsgeräte und Intensivbetten gibt (auch für ein Vielfaches an Fällen), ist ein vielzitiertes, aber falsches Gerücht.

        Sie sind doch Mathematiker? Sie können doch auch erkennen, dass hier auf beiden Seiten des Bruches mit Zahlen gearbeitet werden, die um teilweise um Größenordnungen von der Realität abweichen können. Und wenn dann wieder absolute Fallzahlen von Ländern als Grafik dargestellt werden (und auch ohne, wie ein anderer Kommentator bereits erwähnt), die bereits genesenen Fälle mit einzubeziehen, dann sollte man sich immer fragen: Zu welchem Zweck? Die Journalisten und die Politik scheinen gerade ganz gezielt die Daten maximal-manipulativ darzustellen.

        Mir konnte noch niemand plausibel darlegen, was hier gerade passiert, obwohl man es besser wissen könnte.

        1. Mit den Studien ist das so eine Sache, man wüßte schon gerne, wer da was und mit welchem Interesse studiert hat. Natürlich ist dier künstliche Beatmung kein besonders Lungen schonendes Verfahren. Die Alternative wäre leider oft, mit durch Corona minimal geschädigter Lunge zu sterben.
          Was die Mathematik betrifft, so interessieren die sich selten für Zahlenwerke, die mit unbestimmter Zeitverzögerung bei ihnen eintreffen. Der Mathematiker interessiert sich für das mathematisch beschreibbare Verhalten eines Wachstumsprozesses mit definierter Kapazitätsgrenze. Bei Corona kommen erschwerend Totzeiten hinzu, also zeitliche Verzögerungen der Antworten eines dynamischen Systems auf Steuereingriffe. Das ist nicht ganz das, was der durchschnittliche „Gesunde Menschenverstand“ erwartet. Und aus mathematischer Sicht könnten die möglichen Folgen von Fehrlentscheidungen gravierender sein, als alles, was man sich sonst so vorstellen kann.

  7. Hallo Herr Prof. Dueck,

    es gibt ja den Confirmation-Bias, daher habe ich nur mit Widerwillen den Text ganz zu Ende gelesen. Vielleicht geht es mir so, weil ich eben kein Fernsehen und die 1000ste dümmliche Talkshow ansehe, was tatsächlich verschwendete Lebenszeit ist, die man besser anders genutzt hätte. Dennoch muss ich zu bedenken geben, dass sie aus der Position des wohlbetuchten Ruheständlers evtl. nicht vollständig die Lage aller Menschen in D zu erfassen vermögen. Diese Pauschalisierung ist ebensowenig fair, wie die Behauptung, es handele sich nur um eine einfache Grippe. Für eine nicht unerhebliche Bevölkerungsschicht sind die getroffenen Maßnahmen existenzbedrohend (und damit meine ich nicht die Obdachlosen, die ohnehin um ihr überleben kämpfen). Hier geht es darum, kann ich meine Miete noch zahlen? (Ich selbst bin in finanzieller Hinsicht in der Lage, mehrere Jahre ohne Arbeit überbrücken zu können, aber das gilt eben nicht für diejenigen, die nicht in der Lage sind, sich Rücklagen aufzubauen (googlen Sie doch mal, bei wievielen Bürgern am Ende des Monats was übrig bleibt — ich war geschockt)). Schulen und Kitas sind geschlossen und zwar ohne evidenzbasierten Grund. Sapere aude? Ich bitte darum! Die vierte Gewalt scheint sich hiervon fast völlig entfernt zu haben (abgesehen von weniger, wie den von Ihnen “erwähnten” Herrn Prantl oder Augstein). Meine Frau und ich gehen beide arbeiten, zur Zeit teilweise auch am WE, um die elterliche Zwangsbetreuung für unseren Sohn zu kompensieren. Ihm fehlen die anderen Kinder sehr. Haben Sie schon einmal extrapoliert, welchen Schaden unsere Kinder hier nehmen (könnten)? Den Sozialaspekt? Wo sind die ewigen “denkt jemand mal an die Kinder?!” seiernden Politiker jetzt?

    Menschen sterben. Das war vor Corona so und wird danach auch noch so sein. Mich erstaunt nur das Maß an Heuchelei. Durch die Medienhysterie und Shock and Awe-Strategie hat die Politik vor allem eines erreicht: Zahme, angsterfüllte Schäfchen, die sich bereitwillig schlachten lassen und dafür auch noch dankbar sind (wer hat denn das Gesundheitssystem jahrzehntelang kaputtgespart und hier mit kapitalistischem Kalkül Menschenleben geopfert und wird jetzt als Führer mit starker Hand gefeiert?). Mit kritischer Reflektion hat das nichts mehr zu tun. Wer nichts weiß, muss alles glauben.

    Bleiben Sie gesund!

    Viele Grüße,

    Chris Hodges

    1. Ich habe Herrn Dueck so verstanden, dass es ihm nicht um die bürgerliche Existenz geht (also Miete bezahlen, Kredite bezahlen), sondern er die leibliche Existenz in den Blick nimmt – also existieren oder nicht mehr existieren. Für die Mehrheit geht es um materielle Dinge, die wahrscheinlich noch abgefangen werden können und darauf verweist Herr Dueck – glaube ich.

  8. Als die Vogelgrippe drohte war ich Betriebsrat bei IBM. Was man sich damals sowohl öffentlich als auch seitens der Firma an Lösungen ausgedacht hatte, war schon abenteuerlich. Und klar war auch: Man war nicht hinreichend vorbereitet. Aber kaum war die Gefahr vorüber, war nur noch das Quartasergebnis im Blickfeld. Vorsorge ist da absolut kontraproduktiv und so blieb alles beim alten. Außer das das Gesundheitsystemauchnimmer abhängiger vom Quartalsergebnis wurde.
    Und jetzt die große Schreierei. Und wenn ich so in Facebook verfolge, was ehemalige Kollegen so ausschwitzen, nachdem sie irgendwo irgendwelche Zahlen gelesen haben, da kommt mir schon das Grausen. Dagegen sind die TV-Extras ja gerade eine Erholung dagegen, obwohl ich – was den Inhalt betrifft – die Meinung von Gunter Dueck zu 100% teile. Da wird bei Hart aber fair von den Experten sinngemäß diskutiert, ob 3 x 5 nun 21 oder 26 ist. Der Virologe in der Runde vermutet auf Grund der dünnen Erkenntnislage, das Ergebnis der Rechnung sei 14 mit einem Konfidenzintervall von +/- 1,5. Und ein Regierungsvertreter wirft ein, die Kanzlerin hätte sich in der Kabinettsrunde an die Schulzeit erinnert und hätte so etwas wie 15 gesagt, worauf der Vertreter das Chaos-Computer-Clubs die Ansicht vertritt, die Veröffentlichung des Ergebnisses verstoße gegen den Datenschutz.

    Weder für die ehemaligen Kollegen noch für die Talkmaster scheint Triage ein nennenswertes Thema zu sein. Frau Merkel hat immerhin diese Thema vorsichtig gestreift. 1:0 für sie.

    Keiner fragt, was die Folgen wären, wenn man eine der viel kritisierten Massnahmen unterließe. Genaue quantifizieren kann man das ja auch nicht. Zum einen sind die exakten Parameter der Modelle unbekannt und zum anderen ändern sie sich auch dynamisch durch die eingeleiteten Massnahmen. Aber gewisse gesicherte qualitative Aussagen über den Raum der möglichen Ereignisse geben die Modelle schon her. Im Übrigen sieht es mir ganz danach aus, als würde es unsere Regierung trotz der unsäglichen Diskussion in der Öffentlichkeit schaffen, gerade so eben um die Triage herumzustreuen. Und das wäre – ohne wenn und aber – ein toller Erfolg.

  9. Man regt sich gerne über dumme Kommentare auf und beschäftigt sich solange mit ihnen, bis man glaubt, es gäbe gar keine anderen. Doch mit ein bißchen Mühe und Geduld findet man auch zuverlässige Aussagen. Selbst in den öffentlich rechtlichen. So setzt sich z.B. der Faktencheck von SW3 qualifiziert mit den Aussagen einiger selbsternannter Experten auseinander und identifiziert so sowohl Panikmache als auch Verharmlosung. Man muss wohl manchmal nur einfach aus dem Schatten heraustreten um zu sehen, das auch auch viel Licht gibt, nicht nur am Ende des Tunnels.

    1. Ganz richtig dargestellt!
      Jedoch gerade wieder heute in der ARD, 20 Uhr Nachrichten. Es wird berichtet wieviele Infizierte und Tote die Johns Hopkins Universität gezählt hat. ABER die Infizierten, die das Virus überstanden haben, auch diese Zahl berichtet die UNI wird NICHT berichtet. Das sind inzwischen über 50000.
      Selbst das angesehene Robert Koch Institut berichtet in seiner Übersicht NICHT über die Zahl der Genesenen.
      Leider muß man feststellen, dass die große Mehrzahl der Medien Schlagzeilenorientiert und Quotengesteuert sind. Private noch schlimmer als öffentlich rechtliche.

  10. Vielen Dank für den sehr interessanten Leselink auf die Drucksache! Das ist ja wirklich erstaunlich. Hut ab vor der Wissenschaft! Bin nun mal gespannt auf die weitere Zukunft.
    Bis dahin Entschleunigung im Home-Office genießen und richtig vertieft arbeiten ohne ständig vom Chef unterbrochen zu werden. Fühle mich gerade wieder wie ein Student während der Diplomarbeitsphase, arbeite praktisch pausenlos ohne gefühlte Anstrengung, eben inklusive Mittagsschläfchen und Jimi Hendrix – einfach schön!

    Ich finde, man sollte Vorlesungsreihen zur Ethik aus Youtube einfach im Fernsehen ausstrahlen. Jetzt ist doch gerade prima Zeit für Kultur und Hobbyprojekte. Komisch, dass die Leute anscheinend mit sich selbst allein nicht klar kommen. Statt Fernsehen (Tagesschau alle 2 Tage reicht meiner Meinung nach.) empfehle ich die Interviews durch Tilo Jung oder die kompletten ungefilterten Bundespressekonferenzen, falls man öfters mal eine Geräuschkulisse haben möchte.

  11. Als regelmäßiger und allermeist zustimmender Leser der Dueckschen ‚Allesweisheit‘ finde ich diesmal am bemerkenswertesten den Namen “Grantl-Prantl“ – ein Autor, den ich ebenso schätze wie Ihre Texte. Was Sie beide (und mich) wohl verbindet, ist m.E. eine tiefe Unzufriedenheit mit der Welt, die zu retten uns bislang zumindest nicht vollkommen gelungen ist. Bisweilen sehe ich in Gedanken mich mit auf eben jener Bank sitzen, die von den alten Korsen (in ‚Asterix auf Korsika‘) belegt ist. Und daneben G.Dueck und H.Prantl. Ein gutes Gefühl. Und wenn uns jemand fragt, warum sollten wir dann nicht sagen, was uns so auffällt. Ansonsten: Lieber die wärmende Sonne genießen, geht dank Corona derzeit ja öfters

  12. Bei dem Gejammer frage ich mich doch allen Ernstes:

    Wer produziert eingentlich ihr Welt-Wahrnehmung?

    Bei mir ist es mein Unterbewusstsein, dem ich so gut wie möglich dabei helfe, was häufig nicht gelingt, zu „seinem“ und meinem Leidwesen. Doch daraus resultieren nicht automatisch Handlungen, deren Wirkungen auch Ihnen auf den „Sack“ gehen können. Vor jeder Handlung steht die Wahl, auch wenn diese oft von meinem Unterbewusstsein allein geschultert werden muss, da ich an meinen Plänen arbeite.

    Wer wählt Ihre Handlungen?

    Wer bewertet die Handlungsmöglichkeiten?

    Danke für Ihre Aufmerksamkeit und Lebenszeit, letztere kann nicht geschenkt, nur genutzt werden. Zumindest ist dies in meiner Welt-Wahrnehmungs-Konstruktion so.

    Bleiben Sie gesund und vor allem gelassen, trotz aller notwendigen Skepsis.

  13. Ich habe mich mit 18 an die Überlegungen zu Pandemien gemacht, und damals überlegt mir Tamiflu als Medikament für den Ernstfall zu besorgen, wie ich mir damals alles mögliche besorgt habe.
    In meinem Pessimismus habe ich überlegt, ob nicht ein voller Hühnerkäfig auf einem vollen Schweinekäfig an einem See mit allen möglichen Antibiotika berieselt werden soll, um eine Erfahrung zu machen.
    Gut bei Viren bringen die Antibiotika nicht viel aggressiveres voran, das weiß ich heute auch.
    Trotzdem will ich damit sagen, das Irrsinnsflackern ist in der Welt, und mich berührt das überhaupt nicht.
    Vielleicht ist mein Flackern zu dämmrig, weil ich keine tiefere Aussage in diesem Daily Dueck sehe.
    Deswegen anekdotisch mein Irrsinn in die Dämmerung.

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