DD293: Tesla/Uber machen Verluste – so ein Witz! (Juni 2017)

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Bei IBM hatte ich einmal eine TOP-Abteilung gegründet. TOP steht natürlich für „Technologie der Optimierung“. Wir optimierten Standortverteilungen, Arbeitsreihenfolgen, Flugpläne, Tabakmischungen – bunt durcheinander. Das hatte inhaltlich viel mit dem zu tun, was heute angestrebt wird: mit „Big Data“ und „Künstlicher Intelligenz“ zu besseren Lösungen zu kommen. Damals bekamen wir die Daten für unsere Mathematik leider nicht „easy“ aus der Cloud serviert. Es war ein Drama, sie zum Optimieren überhaupt aus den Systemen zu ziehen. Trotzdem bekamen wir Aufträge und machten einige Millionen Umsatz im Jahr – hey, und das im Wissenschaftszentrum der IBM, wo wir eigentlich nur forschen sollten!

Wenn Sie sich konkret für so etwas interessieren, lesen Sie meinen Mathe-Roman Das Sintflutprinzip, ein Mathe-Buch ohne Formeln, einfach als „Geschichte“ zu lesen (bei Amazon sind die guten Rezensionen bei der ersten Auflage und die schlechten bei der zweiten, seufz).

Egal, zum Punkt: Wir verdienten Geld mit Wissenschaft und publizierten parallel die Erfolge bei Kunden. Die grundsätzliche echte mathematische Erfindung dazu wird heute überall eingesetzt. Tobias Scheuer und ich erfanden „Threshold Accepting“. Der wissenschaftliche Artikel dazu wurde Stand heute 1380 Mal zitiert, wo man sonst froh sein kann über 10 oder 20 Zitationen. Schauen Sie einmal:

https://scholar.google.de/citations?user=w-ItbssAAAAJ&hl=de

Man runzelte dennoch die Stirn über unser Treiben. Denn wir machten keinen Gewinn. Wir spielten in etwa unsere Kosten herein, mehr nicht. „Wird das bald besser?“, wurden wir immer wieder gefragt. Das konnte man nicht wirklich versprechen, denn –wie gesagt – standen wir immer vor dem Daten-Drama. Außerdem konnte man die optimalen Strategien, die wir errechneten, nicht leicht dem SAP zur Ausführung befehlen. Das Einbauen von mathematischer Intelligenz in das SAP war dann viel aufwändiger als das eigentliche Optimieren. Aber es war damals absehbar, dass sich alles zu unserem Vorteil entwickeln würde. Ich plädierte dafür, unsere Aktivitäten grenzenlos auszubauen. Mein Argument damals (ca. 1995): „Man stelle sich vor, wir beschäftigen irgendwann 1000 Leute mit 250 Millionen Umsatz damit – ohne viel Gewinn, weil die Expansion Geld kostet. Dann ist das Business so groß, dass wir wegen gestiegener Erfahrungen und dann auch einer Spezialisierung auf die profiträchtigen Optimierungen dann doch langsam echten Gewinn machen. In diesem Augenblick ist die Teilfirma mit den 1000 Leuten wahrscheinlich so um die 500 Millionen wert, wenn man sie verkaufen würde. Angenommen, man würde sie dann verkaufen: dann hätte man 500 Millionen Gewinn gemacht – und das bei minimalen Investitionen, denn wir holen bis dahin ja unsere Kosten rein. So irre viel Gewinn kann man mit normalem Geschäft gar nicht machen. Wir erzielen den Gewinn eben nicht gleich von Anfang an, sondern beim Verkauf mit einem Schlag am Schluss.“ Damals gab es noch kein Wort dafür. Ich meinte ja inhaltlich: Wir gehen gar nicht auf Gewinn aus, sondern auf Erfahrung in einem Zukunftsmarkt und den Aufbau eines neuen Business. Wir erzeugen erst spät Gewinn, erschaffen aber ständig Shareholder-Value beim Wachsen. Shareholder-Value! Dieses Wort gab es nicht. Und da wurde mir gesagt: „Hören Sie auf zu reden. Es hat gar keinen Sinn, uns zu überzeugen. Sie könnten vielleicht recht haben, das trauen wir Ihnen als Mathe-Prof auch zu, aber so tickt das Unternehmen eben nicht. Es zählen hier nur Gewinne.“

Bingo! Wenn Sie verstanden haben, dass ich recht habe, denken Sie vielleicht, der Dueck lästert jetzt über seinen ehemaligen Arbeitgeber. Tut er nicht.

Ich stelle fest, dass die meisten Firmen noch heute so ticken – und deshalb nicht zu Innovationen bereit sind. Wissen Sie noch, wie alle um die Jahrtausendwende über Amazon geschimpft haben? „Die ruinieren den Handel über die niedrigen Preise, aber selbst machen sie keinen Gewinn. Wieso steigen die Aktien von denen? Nur Verluste!“ Über Google: „Die bauen da etwas auf, bieten alles umsonst an und glauben, nur mit Werbung Geld zu machen. Nur mit Werbung! Na, im Augenblick machen sie nur Verluste!“ Dann später, als Amazon schon Gewinne schrieb: „Zalando ist ein irres Unternehmen, tiefrote Zahlen – und es ist klar, dass Frauen gerne in Schuhläden verweilen und sich ganz bestimmt keine Schuhe schicken lassen. Warum die Aktien so hoch im Kurs stehen? Ich weiß es nicht.“ Und wieder haben die Leute gnadenlos Unrecht bekommen. Warum aber lernen sie nicht? Tun sie nicht, sie reden immer weiter, exakt so weiter:

„Tesla baut nicht einmal hunderttausend Autos im Jahr, Ford dagegen viele Millionen. Warum ist der Börsenwert von Tesla höher, wo die doch Verlust machen?“ – „Uber verbrennt nur Geld, warum wird die Firma so hoch bewertet?“ Etc.

Die Presse und wohl auch die Unternehmen verstehen nicht, dass man bei einem neuen Geschäft erst die Infrastrukturen aufbauen muss, die Produkte entwickelt und Erfahrungen sammelt – dass man aber eben auch Werte für die Zukunft schafft, die sich eben schon in den Aktienbewertungen niederschlagen. Diese Werte der Zukunft werden so lange verlacht, bis diese Firmen Gewinn machen. DANN wachen alle auf: „Aha, mit Schuhen, Büchern, e-Autos oder Werbung kann man Geld machen, das tun wir jetzt auch.“ Und dann versuchen sie es, haben aber immer noch nicht verstanden, dass es lange dauert, Erfahrungen zu machen und Infrastrukturen zu errichten. Und am Ende schimpfen sie, dass Amazon und Google „die Welt beherrschen“, so wie sie es vorher einmal ATT, IBM und dann Microsoft vorwarfen.

Die Verlustmeckerer verstehen die Zukunft nicht. Sie wissen nicht, dass man lange lernen muss, um an die Milliarden heranzukommen.

 

 

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31 Antworten

  1. Im Prinzip eine schöne Story, mir fehlen darin nur Firmen wie Solarworld oder Prokon, die genau das Gleiche versprochen haben…

      1. Solarworld: Kursanstieg von ca. 750€ in 2003 bis 42000€ in 2006.
        Danach mehrere Umschuldungen, Insolvenz dieses Jahr, aktueller Kurs ca. 1,5€.
        Das war genau die Story – immer wurden immense Ergebnisse für die Zukunft versprochen, die dann aber doch andere Firmen realisiert haben.

        1. Spät gefunden – desto trotz: Hardware ist ein ander Ding als Software. Das Eine ist zusammenstöpseln, das Andere ist Innovation, Wissen, Erfahrung. Das Erstere kann der billiger, der niedrigere Kosten hat, das Andere der, welcher klug ist (ja, ist verkürzt, aber ist eben so).

  2. Lange Zeit hatte ich Professor Duecks „Omnisophie“ nicht mehr im ständigen Fokus — schön, dass meine Erinnerung daran nicht komplett verblasst ist. Sogleich also mein erster Kommentar:

    * „Man runzelte dennoch die Stirn über unser Treiben. Denn wir machten keinen Gewinn. “
    So eine ähnliche Business Unit (vermutlich wird es auch einen deutschen Begriff geben…) gab es bei Siemens auch einmal. Die hat auch nicht zwingend Verluste erwirtschaftet. Aber die Gewinne waren halt nicht so hoch, wie irgendwelche Zielvorgaben das erfordert haben. Heute treffen ja „Entscheider“ Zielvorgaben, noch bevor man so Leute (Menschen!) wie Mathematiker überlegen lässt, welche „Ziele“ denn überhaupt plausibel sein könnten.

    * „Die Presse und wohl auch die Unternehmen verstehen nicht, dass man bei einem neuen Geschäft erst die Infrastrukturen aufbauen muss, die Produkte entwickelt und Erfahrungen sammelt“
    Ich befürchte, recht viele Mitmenschen „verstehen nicht“ wirklich. Warum auch? Warum sollte man sich der Ratio, die dem Menschen geschenkt ist, auch bedienen, wenn es an reiner intrinsischer Motivation mangelt oder man selbst noch nicht die Not verspürt, die einen erfinderisch werden lässt.

    * „dass man aber eben auch Werte für die Zukunft schafft, die sich eben schon in den Aktienbewertungen niederschlagen. Diese Werte der Zukunft werden so lange verlacht, bis diese Firmen Gewinn machen. DANN wachen alle auf“
    Immerhin so viel ist ja teilweise gut bekannt: von allen großen relativen Zeiten — Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft — wird an der Börse oft eine davon ganz besonders beachtet.

    * „Und dann versuchen sie es, haben aber immer noch nicht verstanden, dass es lange dauert, Erfahrungen zu machen und Infrastrukturen zu errichten.“
    Wenn /das/ tatsächlich einmal grundlegend verstanden wäre und die entsprechenden Schlüsse und Handlungen nach sich zöge, hätten wir heute vielleicht so etwas wie „eine bessere Welt“.

    Vielen Dank, Herr Professor Dueck, für Ihre Kolumne!

    Gunner Gewiß (auch ein Mathematiker 🙂 )

    * Beware of the Menschheitsrisiko! *

  3. Endlich mal wieder ein guter Kommentar.Danke dafür!
    Nach 289 (ganz mies), 290 (genau so mies) und 292 (nicht ganz so daneben) endlich mal wieder ein Kommentar den man verlinken kann. Lieber Herr Dueck, bleiben Sie bitte bei Ihren Themen (So wie der obige), aber bitte keine Entgleisungen mehr zum Thema Politik und Börsen.
    Zum Thema hätte ich auch eine kleine Anmerkung: Ich habe seit einiger Zeit das Gefühl, das gerade wir hier in Deutschland immer nur diskutieren was angeblich alles nicht geht. Waren unsere Vorfahren nicht mal dafür bekannt, das Unmögliche eben doch irgendwie möglich zu machen?
    Das Schlimme daran ist imho, das diese Schwätzer unsere Zukunft kaputt machen. Siehe ihre Beispiele. Was wir nicht machen macht dann halt ein anderer. Und dann bleibt uns: NOCH MEHR MECKERN. Aber zumindest das hatten wir ja da schon geübt. Einen schönen Abend noch

      1. Hallo Gunter, ich habe es ja selber erlebt wie sehr viele schlafen. Vielleicht sollte man die mal schlafen lassen. Ich kann nur sagen ich würde gerne die Welt auf dem Kopf stellen und das auch gerne mit Ihnen!! Sie wissen ja wie ich bin. Besten Gruß Manfred Paulsen 😉

      2. „Was „meine“ Themen sind – oh, da darf ich vielleicht mitreden?“ – Nö 😉
        Klar dürfen Sie auf Ihrer eigenen HB schreiben was Sie wollen. Ich müsste es ja nicht lesen. Meine Schuld. Sie haben halt – imho – bei den genannten Beiträgen weit daneben gelegen.
        „Machen Sie mir bitte nichts mies!!“ – Ich? nee – das haben Sie ganz alleine gemacht. Ansonsten kleiner Tipp: Einfach meine Kommentare nicht freigeben wenn sie Ihnen nicht gefallen. Kräht kein Hahn danach.
        Schönes Wochenende Ihnen und allen anderen hier

  4. Interessantes Model,
    Die Arbeitnehmer ausbeuten (Uber/Amazon), bzw. die „Kunden“, die mit ihren Daten bezahlen, als Erfolg hin zu stellen nur weil gierige Börsenjunkies hoffen die aufgelaufenen Verluste irgendwann günstig d.h. teuer verkaufen zu können.
    Aber leider funktioniert unsere Wirtschaft wohl so…

  5. Den letzten Satz würde ich gern um ein Wort erweitern: „Sie wissen nicht MEHR, dass man lange lernen muss…“.
    Denn alle großen Verlustmeckerer von heute waren ja vor ein paar Jahrzehnten (IBM, ATT…) oder auch schon vor über 100 Jahren (Siemens, Bosch, Ford…) klein, dynamisch, innovativ, haben investiert, geforscht, Neues gemacht. Und verwalten heute oft nur noch das Erreichte.

  6. Anekdote:
    Ich erinnere mich an einen (ehemalig) großen Konzern, für den ich einmal arbeitete. Es gab einen Prozess für Innovationsmanagement und eine kleine Abteilung zur Bearbeitung der Mitarbeitervorschläge für Verbesserungen und Innovationsideen.
    In meinen jungen Jahren war ich hoch motiviert, meine Ideen einzubringen. Da ein bedeutender Geschäftszweig des Konzerns mit Telekommunikation befasst war, brachte ich die Idee vor, in Shopping Center die Kunden ortsnahe mit SMS etc. über Aktionen und Aktuelles im Vorbeigehen zu informieren.
    Die Ablehnung des Vorschlages wurde damit begründet, dass dies bestimmt kein Kunde möchte, da dies doch stört beim Telefonieren.
    Der Konzern hat sein Telekomgeschäft vor etwa 10 Jahren mit hohen Verlusten verkauft.
    Mein Vorschlag hat mir ca. 3,50€ Prämie gebracht.

  7. Sehr guter Artikel Herr Dueck! Sie sprechen mir aus der Seele!
    Was aber kann man tun gegen diese Kurzsichtigkeit? In meiner (IT) Branche speziell in Deutschland ist dieses Denken immer noch sehr weit verbreitet. Alle wollen Google / Amazon etc. nacheifern aber keiner versteht, dass die nur so gut / gross geworden sind, weil sie vorher zehn Jahre nur gelernt haben ohne Gewinn zu machen.

  8. Entweder ändert man die Zukunft revolutionär oder evolutionär. Evolutionär ist viel einfacher, da man nicht die Welt und die Machtstrukturen ändern muß.
    Revolutionär bedeutet die bestehenden Macht- nicht Infrastrukturen in Frage zu stellen. Aber wer legt sich schon gerne mit vielen Leuten an, und schafft etwas komplett neues. Da gibt es nicht viele …… Amazon hat viele Verkäufer abgeschafft und schlechter bezahlte Lageristen geschaffen.

    Aber ob Tesla oder BMW/Daimler bei der e-mobilität gewinnen ist für Deutschland wichtig, den 60% unserer Wirtschaft hängt am Erfolg der Autoindustrie.

    Was eigentlich nur selten diskutiert wird ist, daß neue Erfindungen die einfachen Tätigkeiten abschaffen. Immer mehr Menschen werden künftig ohne Arbeit sein. DIHK sprich von netto 60% Jobverlusten durch Industrie 4.0.

    1. Wenn man in Deutschland die Fruchtbarkeitsrate von 1.39 anschaut, werden in Zukunft auch massiv weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Das wird auch oft vergessen. Ob es sich die Waage hält, ist offen.

  9. 60% der dt Wirtschaft hängen an der Autoindustrie – warum eigentlich?! Die Deutschen sehen Software nach wie vor nur als Teil eines Produkts (zb Auto), nicht aber als das Produkt selbst. Deswegen gibt es neben SAP auch keinen einzigen Global Player im Softwarebereich. Im Grunde haben wir vor 150 Jahren das Auto erfunden und leben seitdem davon. Wir verpassen gerade die Chance, die Standards der sw-basierten Wirtschaft des 21. Jahrhunderts zu setzen, indem wir nur Konsumenten des Valleys sind, aber keine Gestalter.

  10. Es ist eigentlich nur die komplettere Aufstellung (von mir aus Zalando inbegriffen), die sich an abstrakteren Kennzahlen, teils die eigene Person emotionalisierend, misst und abarbeitet. So gesehen haben diese Firmen mehr Persönlichkeit und Kanten, als so mancher Kunde. Schade, dieser Geist muss selbstverständlich sein! Wie Sie von der Vergangenheit schon sagen, das war schon immer so.
    Sie halten ja nicht viel von BWL, jedoch muss das mit rudimentärem Verständnis klar sein.
    Und das kann ein wenig innovatives Unternehmen, welches in einer austauschbaren Fabrik herstellt, bei wegfallenden/verschobenen Subventionen natürlich nicht leisten.
    Jetzt ist noch Platz, aber wenn sich die noch vorhandenen Möglichkeiten/kapital verabschieden, wird es hart.
    Mal wieder aufgerüttelt, vielen Dank Herr Dueck!

  11. Der eigentliche Name dieser Geisteshaltung ist „Krämerseele“. Ein rechter Teil der Menschen hat keinen Bezug zu Fortschritt, Vision, Entwicklung. Sie sehen nur was „hinten raus kommt“ und zwar jetzt nicht vielleicht irgendwann. Einst innovative Firmen, gegründet von Ingenieuren und Erfindern, werden heute von Controllern, Juristen, Buchhaltern gelenkt das erklärt eigentlich schon alles.

  12. Das Gleiche kann aber auch für den einzelnen Menschen feststellen. Die meisten wollen sofort Ergebnisse und sind nicht bereit, in eine lange Lernkurve einzutreten. Man sieht das besonders deutlich bei solchen Veranstaltung wie „Deutschland sucht den Superstar“. Da glauben junge Leute, daß sie eine Abkürzung zum Ruhm und Erfolg finden. Naja, für einige mag das gelten, aber viele überschätzen sich gnadenlos.
    Wir sind heute oft nicht mehr bereit, uns über lange Zeit mit einer Sache zu beschäftigen, um sie wirklich zu verstehen. Ein Mensch, der sich Jahre oder Jahrzehnte mit der Erforschung einer Sache beschäftigt, wird heute häufig ausgelacht und als Spinner bezeichnet. Geld gibt man ihm schon gar nicht. Ich denke da an große Geister wie Tesla, Rife. Sie waren genial, haben revolutionäre Erkenntnisse gemacht und das nur, weil sie sich Jahrzehnte intensiv mit einer Sache auseinandergesetzt haben. Aber sie wurden von Geldmenschen (heute BWLer) boykottiert und ihre Erkenntnisse ignoriert. Unsere Welt könnte heute schon viel weiter sein, wenn nicht immer die „Kapitalisten“ die Entwicklung aus Profitgründen bremsen würden.

  13. Hallo Herr Dueck,
    so eine „business unit“, wie es heute so schön heißt, habe ich mir auch mal für meine Idee vorgestellt. Leider fehlt mir das Geld dazu. Das Portal ist vorbereitet, das meiste davon funktioniert und eigentlich will ich bald online gehen … aber wer merkt das?
    Näheres finden Sie in meinem Buch (schon in der Leseprobe) „Amor Amaro beendet die diXXda Verschwörung“ von Marco Toccato (bei tredition.de oder im Handel).
    http://marcotoccato.com/mittagskarte.html

  14. Nun ja, ich erinnere mich an eine Zeit um das Jahr 2000, da wurden börsennotierte Stars an ihrer Cash-burn-rate gemessen. Alle erwarteten, sie sind irgendwann so groß, dass sie die alten Telekomanbieter aus dem Markt drängen. Am Ende haben sie leider nur sehr viel Geld verbrannt.
    Die Geschichte von Tesla und Uber erinnert mich doch sehr stark daran.
    Es ist aber ebenso eine Binsenweisheit, dass Wachstum und Investitionen den Gewinn schmälern bzw. Anfangsverluste normal sind, wenn man einen Markt erobern will.
    Die Wahrheit liegt vermutlich wie immer in der Mitte und nur die Zeit wird zeigen, ob die in Massenfertigung und Marketing erfahrenen Automobilhersteller wirklich solche Dinosaurier sind.
    Leider werden von ihnen, Herr Dueck, diesmal doch sehr unterschiedliche Unternehmen und Geschäftsmodelle in einen Topf geworfen. Alphabet und Amazon lassen sich nicht einfach mit Tesla und Uber vergleichen, wie ich finde.

    1. Man hat um 2000 gedacht, das Marktproblem mit Marketing lösen zu können und Geld mit Werbung verbrannt. Man muss geduldig die Infrastruktur bauen und der Erste sein, der es gut macht. Ich bleibe dabei, das bei Uber und Tesla so zu finden. Tesla ist übrigens gerade bei der ersten Massenfertigung (des Tesla 3). Im August soll ausgeliefert werden. Dann sehen Sie ja, was passiert.

      1. Ja, ist sehr spannend. Wussten Sie, dass GM mit dem aktuellen Model Volt bereits den „Tesla3“ baut und ausliefert? Er ist nur leider nicht so hip und sexy wie Tesla.

          1. ich glaub ich muss mal wieder zu fielmann, denn was bolt mit Tesla3 zu tun?
            (abgesehen von einer Massenproduktion und die machen auch andere Hersteller zwischenzeitlich)

            das ist wie wenn die Bürgermeister mir immer erzahlt hatten, dass Schlecker Lebensmittel verkauft und deshalb kein Aldi/Lidl-Bedarf vorhanden ist.

  15. 1995 gab es den Begriff der Shareholder Value sehr wohl, er wütete gerade als Quartalsgewinnfixierungsideologie ähnlich am Mitarbeiterverschleiß herum wie in den 1980ern das Business Reengineering, das einst als Optimierungsprozess gedacht, von vielen Managern und Beratern aber zur reinen Kostensenkungsideologie umfunktioniert wurde. Beiden Ideologien wurden viele Arbeitsplätze geopfert und viele Beraterhonorare hinterher geworfen. Aber das nur nebenbei.

    Ich verstehe Ihr Argument. Aber Sie vergleichen zwei ungleiche Dinge: Das eine sind Unternehmen wie Amazon, Uber und auch viele kleinere Fremdkapitalverbrennungsanlagen, auch als „Startups“ bekannt., deren Geschäftsmodell von Anfang an komplett auf eine lange Verlustphase ausgerichtet ist und die aber langfristig die Kohle bringen sollen. Das haben Startups gemeinsam mit dem guten alten Verlags- oder Musikgeschäft, wo man ebenfalls mit langem Atem auf viele Pferde setzt um dann mit einem einzigen die Verluste von allen anderen wettzumachen.

    Das andere sind bestehende Unternehmen, die schon lange Gewinne einfahren, sich nun aber eine neue Abteilung einverleiben sollen, die keine Gewinne macht, also den Gesamtkonzerngewinn im Verhältnis zum Umsatz nach unten zieht. In solchen Fällen darf man auf die Unternehmensleitung nicht mit dem Vorschlag zugehen, eine neue Abteilung zu gründen, sondern sollte gleich eine neue, ganz eigenständige Gesellschaft vorschlagen, deren Tätigkeiten die Umsatzrendite des Mutterkonzerns nicht nach unten ziehen, also außerhalb von dessen Bilanz existieren möge. Sonst vermasseln Sie dem Vorstand die schönen Kurven auf der Hauptversammlung durch unangenehme Neigungsabfälle, bringen sie in Erklärungsnöte, machen sie zu Zielscheiben für Wurstbrotwürfe aus dem Versammlungsraum heraus. Und wenig später klingeln dann auch die Investmentfondsmanager beim Vorstand und fordern nach optimierten Quartalsgewinnen – eben wegen der Shareholder Value. Wenn Sie nämlich dem Mutterkonzern die Durchschnittsrendite vermasseln, vermasseln Sie auch den besitzenden Investmentfonds die Ausschüttungsquote.

    Fazit: Inkompatible Geschäftsmodelle brauchen nicht nur völlig getrennte Bilanzierungen sondern auch möglicherweise inkompatible Shareholders.

    1. Amazon war 2006 schon eine große Firma, dann haben sie mit Amazon Web Services Cloud Computing angefangen und machen damit jetzt fast den ganzen Gewinn. Amazon bohrt immer wieder dicke Bretter. Geht doch! Warum nicht bei einem DAX-Konzern? Das Geld ist gar nicht so das Problem, sondern der feste Wille zum Üben.

      1. Überzeugend, bis auf ein kleines Detail: In Ihrem obigen Beispiel aus eigener Leiderfahrung machte die Mutter die Gewinne und die Tochter nicht. Bei Amazon ist es anders herum: Die Tochter bringt den Aktionären erstmals Gewinne, auf die man von der Mutter bislang verzichtete.

        Es ist ja nicht so, dass DAX-Konzerne nicht auch längst Ausgründungen und Inkubatoren stellen. Sie müssen nur die eigene Umsatzrendite durch bilanzielle Trennung davor schützen, was dazu führt, dass man manchmal gar nicht weiß, welcher DAX-Konzern dahinter steckt.

  16. Sorry, hatte noch den medialen Aspekt vergessen. Stellen wir uns vor, man wäre Ihrem Plan nachgegangen, hätte die Abteilung auch ohne Gewinne aufgebaut und irgendwann für 500 Millionen verkauft. Was hätte in der Wirtschaftspresse gestanden?

    „Knappe Kassen? Firma XYZ verkauft ihr Tafelsilber!“

    Ergebnis: Gerüchte. Der Aktienkurs sinkt. Noch mehr Wurstbrotwürfe, noch mehr wütende Investmentfondsmanager vor der Tür. Shareholder Value runter, Kopf des Vorstands kurz darauf ebenfalls.

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