DD353: Prozessokratie ist die beste Staats- und Unternehmensform

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Wenn die Frage gestellt wird, welche Staatsform die beste sei, wird immer wieder an Winston Churchills Rede erinnert, in der er sagte, dass die Demokratie zwar nicht perfekt sei, in Wirklichkeit sogar schlecht, aber immerhin nicht schlechter als alle anderen Regierungsformen, die man von Zeit zu Zeit ausprobiere.

Das kann im Zeitalter der Digitalisierung nicht so stehen bleiben. Die Welt insgesamt, vom Menschen einmal abgesehen, entwickelt sich weiter und beschert uns neue Optionen. Diese neuen Optionen verändern uns dann doch; oft oder meist gegen unseren eigenen Willen. Denn wir nehmen keine Optionen wahr, wir lassen es vielmehr geschehen, wie es geschieht.

Im Augenblick geschieht uns die Digitalisierung.

Die Legislative (das Parlament) gibt uns die Gesetze und Bestimmungen vor, in deren Rahmen die Exekutive agieren muss. Die Digitalisierung dagegen gibt die Prozesse vor, die einzuhalten und abzuarbeiten sind. Sie kommt damit im Prinzip fast ohne Exekutive aus, die heute als größter Schwachpunkt der Demokratie angesehen wird. Denn diese ist nicht aktiv genug. Prozesse hingegen erzwingen Aktionen, insbesondere die Partizipation alle Bürger, die die Exekutive (die Regierung) gar nicht erreicht.

Die Digitalisierung wird daher die Demokratie in eine Prozessokratie transformieren. Juristen und Verwaltungsexperten werden durch Prozessdesigner ersetzt. Gesetze und Bestimmungen weichen leicht verständlichen Computeranweisungen und Apps, wie es sie heute in allerdings noch seltenen Fällen schon gibt. Diese revolutionäre Wandlung ist in ihrer Bedeutung nur mit dem Entstehen der ersten europäischen Parlamente in der frühen Neuzeit vergleichbar.

Wir werden in einigen Jahre sagen können:

Die Prozessokratie ist sehr schlecht, aber am besten. Wir haben keine Wahl, aber wir liken.

Die großen Unternehmen haben sich heute schon von hierarchischen Strukturen zu Prozessokratien gewandelt. Das geschah fast unbemerkt. Viele Manager stöhnen, dass sie gegen die Prozesse kaum noch ankommen und im Grunde über den Grundgedanken, sie wären mit Macht ausgestattet, nur noch höhnisch lachen können. Die aufkommende Prozessokratie kastriert das Management, das nicht mehr gegen die Prozesse fruchtbar arbeiten kann. Die Prozesse selbst werden durch Prozessdesigner definiert, die sich hauptsächlich nach dem jeweiligen technologischen Stand der verfügbaren Standardsoftware richtet, dazu auch nach den profitabelsten Modeideen der großen Beratungshäuser. Hier liegt die Basis der Prozessokratie begraben.

Die Diskussion um beste Regierungsformen und Unternehmensorganisation geht natürlich weiter. Aus der idealistischen Ecke werden endlos Positivbeispiele aus wundervollen Start-ups und Kleinstaaten, aus kleinen mittelständischen Unternehmen oder frühen Neureligionen aufgezählt. Auch sie wollen bessere Staats- und Unternehmensformen kreieren. Agile Teams sollen es richten, Hierarchien abgebaut und Kleiderordnungen fallengelassen werden. Alle wollen mitbestimmen, der Mensch ist kein Untertan, sondern die wertgeschätzte Krone der Schöpfung. Alle diese Ideen kämpfen „im Kleinen“ gegen die tradierten Modelle der Machtverteilung und glauben, dass ihre Ideen dereinst „skalieren“, also im Großen segensreich funktionieren werden. Dieser idealistische Aktionismus macht blind gegen die schon weit fortschreitende Prozessokratie, die sich über Apps aller Art bestürzend schnell und daher kaum kritisch begleitet ausbreitet.

Dieser Prozess ist wohl schon irreversibel.

Die Prozessokratie ist zwar schlecht, aber sie schützt den Bürger immerhin vor der noch schlechteren Demokratie, in der man fast jeden beliebigen Neurotiker zum Staatschef machen kann, ohne dass die Prozessokratie wankt. Diese Möglichkeit nutzen die Bürger vieler Staaten schon ausgiebig, weil sie – ohne es selbst zu wissen – auf die Prozessokratie vertrauen. Die sich selbst so verstehenden Parteien streiten sich nur noch um so genannte „Themen“; dieser Streit dient dem ritualisierten Wiederwahlprozess der Wiederwahlpolitiker. Politische Wünsche sind faktisch längst nicht mehr Sache einer normalen Willensbildung, denn es kommt wesentlich darauf an, ob sich neue Ideen in die bestehenden Prozesse einfügen können, also darauf, ob es für revolutionär Neues schon Standardsoftware und einen Beraterhype gibt.

Die Prozessokratie agiert natürlich mit einem neuen Menschenbild, so wie auch die Einführung der Demokratien mit einem progressiven Verständnis des Menschen verbunden war. Wer ist der Mensch in der Prozessokratie, wer darf er sein?

Der Mensch der Zukunft muss passen.

Als reizvolles Kind mag er noch freier sein, aber dann? „Ich werde 18, 20, ich passe.“

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20 Antworten

  1. Schön beschrieben was gerade in ganz großem Maß geschieht. Doch technisch Möglich ist nicht gleich sinnvoll und gut UND wirkliches Prozessverständnis ist leider bei vielen Akteuren nicht vorhanden.

    Wenn ich Ihren Text mal ganz einfach und für jede Person verständlich interpretiere, sagen Sie – alles was es an Grundlagen gibt ist obsolet. Ja, genau das geschieht und das wiederum bedeutet, dass jede Person und somit Unternehmen und Bevölkerung als Freiwild deklariert ist und es keinerlei Rahmenbedingungen oder gar Grundlagen mehr gibt/geben wird. Das ist falsch und wird immer falsch bleiben. Denn z.B. aus einer Laune heraus, Tiere zu quälen oder Menschen gewalttätig anzugreifen oder gar zu töten ist nicht nur ein Akt der Strafbarkeit, sondern auch der Aushöhlung einer rechtlichen Grundlage zum friedlichen Miteinander.

    Eine global gültige Richtlinie und Rahmenbedingung ist hierfür der Global Compact und darauf aufbauend z.B. die ISO Normen etc.; Ja es ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten leider viel dem entgegen agiert und umgesetzt worden. Folgen und Auswirkungen können wir global sehen und erleben.
    Informationen zum Global Compact und dessen 10 Prinzipien erhalten Sie auf http://www.sandra-klinkenberg.de/information-1.html
    Es macht also Sinn konform der 10 Prinzipien des Global Compact auch in Innovation und Entwicklung, Unternehmen und Gesellschaft etc. zu agieren.

  2. Leider fehlen beim Lesen naturgemäß ein paar Kommunikationskanäle, so dass das Erkennen von Satire erschwert ist. Nach einigem Abwägen bin ich aber zu dem Schluss gekommen, dass es sich hier wohl um Satire handelt, wenn auch eine, die – wie jede gute Satire – auch ernst gemeint sein könnte.

    Diese Dystopie einmal ernst genommen: Welche objektiv messbaren Anzeichen für diese antizipierte Entwicklung lassen sich finden? Wie könnte wohl das Menschenbild aussehen, das hier heraufbeschworen wird? Ist Prozessokratie vielleicht nur einen neue Inkarnation des »Tiefen Staats«, also etwas, was sich hinter der demokratischen Fassade abspielt?

    Ich habe mir angewöhnt, mich bei jedem Artikel zu fragen, was daraus konkret folgt. Ich frage mich, welcher konkret umsetzbare und zielgerichtete erste Schritt wird vorgeschlagen und macht der Autor den Eindruck, als wolle er diesen Weg mitgehen. Diesen Lackmustest besteht auch dieser Artikel leider nicht. Oder habe ich etwas übersehen?

    1. Äh, ja…schon…es ist schwarze Realsatire. Gib es messbare Anzeichen? Wenn man darauf wartet und nicht auf Verstehen vertraut, springt man von der Klippe und merkt objektiv messbar, dass es jetzt bergab geht.

      1. Nun ja, es wäre doch eigentlich schon wichtig, zu wissen, auf welchem Weg wir uns befinden. Schließlich führen viele Wege über die Klippe. Wenn wir noch rechtzeitig vorher abbiegen wollen, sollten wir wissen, wie die Landschaft um unseren Weg herum aussieht 😉

        1. Das schreibe ich aber doch nicht auf einer Seite, oder? Schon gar nicht in Satire? Es gibt zB das Buch AUFBRECHEN von mir, so 2009. Dann ein Aufruf zur „Professionellen Intelligenz“, 2010. Es ist alles gesagt, es sind alle Klippen gezeigt. Im Buch Aufbrechen ist ein ganzes Kapitel über „Wollt ihr die Spaltung von Deutschland in Elite & Slum?“ Da haben alle gelacht, jetzt sehen sie die Anfänge einer Schere zwischen Arm und Reich, aha, aber wir sind schon die Klippe runter. Damals haben mich Leute gefragt, ob meine Prognose objektiv messbar wäre, dass fragen sie und Sie jedesmal, wenn man vorausdenkt…Lesen Sie bei Amazon Auszüge aus den Büchern oder die Bücher ganz, dazu das Buch „Abschied vom Homo Oeconomicus“, wo ich gefordert habe, sich vom Effizienzwahn zu verabschieden. Dieses Buch ist damals zu einem der besten zehn Wirtschaftsbücher des Jahres gekürt worden… und es passiert NICHTS. Ich will nicht sagen, dass ich „immer Recht habe“ – ich will sagen: man kann alles voraussehen, auch dass nichts passiert, weil bei jeder Prognose Leute wissen wollen, ob ich die Prognose messbar beweisen kann. Aus meiner Sicht etwas traurig: Ich habe das Gefühl, dass man nicht selbst mitdenken will, dass man eben immer Beweise braucht. Aber auch die werden nicht akzeptiert, wenn das Bewiesene nicht in den Kram passt, zum Beispiel das Klima den Dieselverfechtern nicht.

          1. Entschuldigen Sie bitte, wenn hier der falsche Eindruck entstanden ist, ich sein ignorant. Ich habe viele Ihrer Bücher gelesen und bin seit vielen Jahren ein treuer Leser Ihrer Kolumne. Ich teile Ihre Sorgen hinsichtlich der Verselbständigung des Prozesshaften und des immer rigideren Vermessens, Modifizierens und Konfektionierens sämtlicher Lebensäußerungen. Ich habe nicht in Frage stellen wollen, dass am Ende dieses Wegs eine Klippe auf uns wartet. Ich meine nur, wir bewegen uns auch in vielen anderen Aspekten auf Klippen zu. Mir geht es um das Handeln, wie ich kritisch angemerkt habe. Um konkret und zielgerichtet handeln zu können, muss ich wissen, in welche Richtung ich mich wenden will. Dann reicht es nicht, wenn ich eine Richtung kenne, in der es auf Dauer nur noch die Klippe heruntergeht. Es kann sogar sein, dass ich diesem Weg noch eine Weile folgen muss, weil ich zuerst noch eine andere Klippe umschiffen muss. Das Spiel könnte sonst schon zu Ende ist, bevor ich die Klippe, von der Sie sprechen, überhaupt erreicht haben werde.

  3. Nach der Lektüre finde ich das Zitat passend:
    Es gibt keinen inhärenten Wert in einem Prozess. Die Arbeit und das, was man erreicht, zählen.
    (Disrupting-data-governance, Laufa B. Madsen)

  4. Prozessokratie, was für ein Wort. Da werden die Manager eine weitere schöne Ausrede fürs Versagen haben. Gefangen in der Prozessokratie – haben wir das nicht schon jetzt mit den überbordenden Prozessen, in der fromen Hoffnung keine Fehler zu machen – wer keine Fehler macht wird befördet usw.
    Bestimmt macht die Prozessokratie die erfolgreichen Start-ups so erfolgreich – es werden sich erst möglichst viele Prozesse durch Prozessdesigner auferlegt und dann geht’s föllig sorgenfrei zur Innovation.

  5. Ich hatte ja bis vor kurzem das Vergnügen, in demselben Unternehmen zu arbeiten wie dereinst G.D. Das Voranschreiten der Prozessokratie führte dort – wie wahrscheinlich überall sonst auch – dazu, dass das Management mehr und mehr zu Prozesslückenfüllern ‚verkam‘. Die ManagerInnen eskalierten und intervenierten – waren dazu verdammt, dies zu tun – dort wo Prozesse schlecht designed bzw. die zugrunde gelegt Standardsoftware Lücken aufwies.
    Dies nahm 80% ihrer Zeit in Anspruch. Aktives Lenken von Abteilungen, Nachdenken über Innovation und – ach Gott das gibt es ja auch noch ! – Mitarbeiterführung und -entwicklung verdampfen in den verbliebenen 20%.

    1. Tja, das „Agile“ hat eben nicht nur Vorteile und hilft vermutlich nur gelegentlich da, wo klassisches zu reiner Klassik verkrusted ist (also hilft agil hier tendenziell, aber nicht absolut). Neues kann ja gar nicht verkrusted sein und wenn dem doch so sein sollte, dann ist das wohl genau das, wonach der Markt gearde schreit, also der „letzte Schrei“ : Gib mir KRUSTE!!!, sonst wäre das Neue so schnell wieder wech vom Fenster, wie es vor diesem erscheinte… und würde betimmt nicht ernst genommen.

      Mischformen und Kompromisse sowie Diversität (auf nationaler Ebene) liefern doch beste Korrekturmöglichkeiten und funktionieren solange blendend wie dieses künstliche! Konstrukt eben nicht von Außen ordentlich disruptiert wird, wie das z.B. durch die ökonomische Globalisierung – … dem Global Warming und den Folgen von unterdrückenden Handelsverträgen oder eben Außenpolitischen Altlasten sowie den Existenziellen Problemen anderer Nationen, wie auch immer die zu begründen sind – „gerade“ passiert! Irgendetwas ist ja immer! Aber tendenziell ist die EU mal doll verkrustet und das verdammt erfolgreich. Europa ist da schon mehr Mischform und auch hier und da sehr agil und damit erfolgreicher als so manche Verkrustung in einem ähnlichen Sachthema und Kontext nur eben anderswo verortet.

      Warum wollen wir den nur tendenziell etwas ändern (wenn überhaupt)?

      Ja, weil es uns im nationalen Schnitt im Vergleich zum internationalen Schnitt weit-überdurchschnittlich gut geht… nicht?

      Was sagt denn der Ethnozentrismus dazu?

      Weder rein autoritäres, klassisches, stark-hierarchisches „Telling“ noch rein „anti-autoritäres“, delegierendes ins Wasser schmeissen, nach dem Motto lern (schnell) schwimmen oder strirb führt doch immer in jeder Situation und für alle Tage besser zum Ziel.

      Mir kommt es so vor als beschriebe Herr Wilfried Raunikar ein Start-up un das ist qua Definition agil. Damit hätte IBM ja das große Ziel, die große Umwälzung geschafft!?

      Ich behaupte aber das es sich entweder um „Ineffizienzschmerzen“ am Anfang handelt, oder eben niemals bewiesen werden kann, dass die Prozessorientierung bessere Vorgenehnsmodelle erzeugt als die der Orientierung nach spezialisierten Kompetenzbereichen (Silos, die eben gerne mal verkrusten). Es ist eh nur ein Reihenfolgethema beim Vorgehen an sich (agil vs klasisch&hierarchisch), beides muss ja irgendwann mal zum Zuge kommen, nur dem ersteren widmet man eben meist mehr Aufmerksamkeit und Kompetenz.

      Kompliziert wird es doch eh erst durch andere zusätzlich Interessen und konkurrierende Zielsetzungen, die sich zum BSP um subjektive Merkmale drehen, wie Kunden oder Mitrabeiterzufriedenheit. Und konkurieredende Ziele müssen eben kompromissartig vertragen werden – IMMER! Also, wo ist dann noch die Reihenfolge entscheidend? Sie gibt dem ganzen doch nur einen anderen Umhang und mischt neu auf… um eben Verkrustungen aufzulösen und so manches schneller loszuwerden…

      Erfolgreiche Alleskönner, die zwar jedes Riskio tragen sollen, aber niemals am Erfolg adäquat teilhaben können, die werden sich vermutlich selbstständig machen wollen und oft auch können.

      Das was große Arbeitgeber dann analog sind: Platformen für partiell recht selbststäntige Arbeitsplätze. Nur wenn diese Selbstständigkeit am Erfolg hinreichend partizipieren kann kann sich das ganze Modell duchsetzen.

      Nur die besser nächste Platform und Disruption droht dem ganzen dann wieder den gar aus zu machen.

      Die nicht zivilkapitalistische ökonomische Variante des Handels, den es immer geben wird noch vor der Politik (wovon soll die bitte sonst leben?) ist genau die Plattform, deren Untergang wohl bereits besiegelt ist und das erschreckt huete die ganze Welt gleichzeitig!

      Am Ende geht es um Zurechenbarkeit von Verantwortung und nicht um Vorgehensmodelle.

      Dies ist dann auch das wahlsysteminherente Problem von Demokratien, dass nämlich jede politische Mehrheit mit 4 Jahreszielen (Legislaturperiode) gewonnen werden muss. Verantwortlich ist am Ende dann keine Regierung mehr sondern der Staat in dem eine Regierung laufend an die andere übergibt, was sie nicht lösen konnte oder auf kosten von zuküntigen Generationen jetzt schonmal ausgab um eben Stimmen zu gewinnen.

      Ein Problem der ewigen Weitergabe von Verantwortung (so dass sie am Ende nie jemand wirklich hatte) oder die Zerstückelung eben dieser.

      Aber Zerstückelt ist die Menscheit auf bald 10 Mrd Menschen, die alle Zerstückelung wollen, naja, fast alle wollen zumindest mitreden unter welchen Umständen auf Zerstückelung verzichtet würde… da ist er wieder, der Handel…

      Nur so und genau so ist Greta Thunberg zu erklären und Ihr Zulauf all dieser Wissenden und Gläubigen!
      Greta hat erkannt, dass eine weltweit populäre und erfolgreiche „Plattform“ ohne grundsätzliche, substantielle Änderungen die eigene Zukunft zerstören wird.

      Nur die heutigen Gewinner wollen das so ohne weiteres eben nicht glauben, wetten!

    1. Aber deswegen ist doch Struktur und Charakterdefinition oder -suche nicht grundsätzlich falsch. Es braucht eben auch Innovation und Disruption (ja klar!), nur Disruption Im Schlaraffenland kommt wohl meist von Aussen, denn im „Schlaraffenland“ oder „Alles-soweit-ganz-gut-Land“ ist jede noch so gut gemeinte Sorge um das Morgen eben heute uninteressant oder lange eine Dystopie für andere.

      Trotzdem ist die Demokratische Plattform die Beste die ich mir vorstellen kann, sie müsste eben jetzt einen Zivilkapitalismus erwirken, der eben Lebensgrundlagen wie Naturprodukte und Chancengleichheit mehr, anders, fundamentaler Einbaut (einpreist – aber bitte nicht das Atmen oder sauberes Wasser – für machne heute schon unbezahlbar), als das die heutige weltweite Plattform tut, nennen wir sie eine kolonialistische, neoliberal-industiell verkrustete, die eben Naturprodukte nicht nachhaltig und zu günstig verbraucht und sich zu oft nicht chancengleich verhält. Es gibt natürlich auch vorbildliche Leuchttürme, denen man nacheifern sollte (Stichwort: Neue Produktivitätsdefinition und Gemeinwohlökonomie), eben nicht nur partiell (schon gut), sondern eben letztendlich fundamental um – sorry für das abgegriffene Wort – nachhaltig und langlebig sein zu können. Keiner weiss was die Menschheit dazu in den nächsten Hundert Jahren hinkriegen wird.

      Nur kriegt sie die Kurve nicht, dann wiederholt sich die Geschichte und es wird wohl brutal umverteilt werden, durch z.B. Kriege oder andere Katastrophen, die eben niht nur medial gehypt werden, sondern partiell wirklich passieren. Mehr als jemals zuvor, d.h. über die Tendenz kann es wohl keinen Zweifel geben auch wenn alle Trumps dieser Welt etwas anderes erzählen.

      Welcome to worldwide risk management, nicht selten den einzelnen verdammt überfordernd oder gar ganz weit weg zu Zeiten individuelle Existenzkämpfe, die wohl jeden von uns mal heimgesucht haben oder auch demnächst mal wieder heimsuchen werden, selbst, wenn wir uns das nicht wünschen.

  6. Das passiert ja aktuell in China, wo durch Algorithmen sichergestellt wird, dass sich die Bürger an die erlassenen Gesetze halten. Die Argumentation geht so, dass diejenigen, die der Gesellschaft schaden oder sie ausnutzen wollen, bestraft werden sollen, – und eben nicht die anständigen Bürger darunter leiden sollen.

    Ein neutraler, unbestechlicher Prozess also, der Punkte vergibt oder abzieht, und mittels Social Scoring für eine transparente, gerechte und funktionierende Gesellschaft sorgt.

    Alternativ: dasselbe passiert im Westen über die sozialen Medien, allerdings chaotischer und weniger vorhersehbar.

  7. Der bequeme Wohlstand hat sich eine Situation erschaffen, die einen solchen Wohlstand unter einem ständigen Kreislauf egoistischer Geld- Macht- und Profitspiele, nicht mehr zulassen kann. Und das ist gut so! Wir müssen aufgerührt werden, sonst tut sich nichts, damit sich unsere Denkgewohnheiten ändern und zwar bevor sich Kreisläufe der Denkgewohnheiten verengen und die Schlinge um den Hals zuziehen.

    Doch was macht der Verstand? Er erkennt in seinen Einstellungen und Bildungen keine neue Möglichkeiten, weshalb erst einmal alles bisherige Prozessoptimieren muss. Ihm fehlt somit die integrale Kraft des Nachdenkens, um tatsächlich bessere Wege zu finden.

    Obwohl er wissentlich längst neue Arbeits- und Lebensweisen bräuchte, die unsere Kreisläufe voraussehen, sie umlenken und dann erweitern. Und somit zu einem neuen Lebenswandel führen. Der Verstand will doch immer besser sein …also warum tut er es dann nicht?

    Die Welt ist RUND …und alles kehrt zum Ausgangpunkt Vergangenheit zurück! Doch zu welcher? Sie ist kein wandelnder Geldschein, dessen hemmungslose Verdienstspiele keine Wachstumsgrenzen kennt! Sie braucht Zukunft mit neuen Denkweisen!

  8. Prozesse können grundsätzlich niemals innovativ sein. Sie geben vielmehr Regeln vor, nach denen bereits Bekanntes möglichst effektiv abgearbeitet und bestenfalls nach dem Kaizen-Prinzip optimiert wird. Insofern sind Prozesse von Natur aus Gegenspieler und Verhinderer von fruchtbaren Innovationen.
    Verdeutlichen kann man dieses Statement z.B. an der Vier-Elemente-Theorie des Empedokles. Nachdem diese abstruse Theorie von niemand anderem als dem großen Aristoteles geadelt wurde, war sie das Paradigma des Prozesses der akademischen Lehre. Gegen Aristoteles als Apologeten der Viert-Elemente -Theorie hatte natürlich Demokrits Atomtheorie nun mal keine Chance. Und so geriet sie im wissenschaftlichen Betrieb und in den dazugehörigen Lehrprozessen in die Vergessenheit. Erst um 1650 herum wagte es Robert Boyle, dieses Paradigma zu stellen. Damit verursachte er erstmals seit 2.00 Jahren eine Art stochastischen Rauschens auf der Potentialfläche der Vier-Elemente-Theorie. Aber selbst dann noch bedurfte es solcher Ausnahmegrößen wie Daniel Bernoulli und John Dalton, um das Atom-Prinzip überhaupt erst nach und nach wissenschaftlich wieder salonfähig zu machen. Und erst mit Albert Einstein war dann der Sprung auf die Potentialfläche der Atomtheorie geschafft und die Vier-Elemente-Theorie war damit endgültig aus den Hörsälen verbannt.
    Das Dilemma der Prozesse und damit auch der Prozessokratie lässt sich vielleicht am besten so beschreiben: Man ist damit erfolgreich bis zur Pleite. Es sei denn, man schafft rechtzeitig den Absprung. Aber dafür den gibt es weder einen Prozess noch kann es einen solchen geben. Dafür muss man aufbegehren wie Boyle und den Sprung schaffen, wie Einstein.

  9. In der TCM, die eine 5 Elementen Lehre hat, gibt es das 5. Element als eine Art Ausgleich der 4Elemente wenn das Verhältnis deren Kräfte, nicht mehr im Gleichgewicht ist. Hier gibt es schon seit deren Erkenntnisse und Bestehen der Elementlehre ganze Denkprozesse, die sich an der Organtätigkeit angliedern und mit Nadeltechnik der Akupunktur sogar angeregt oder sediert werden können. Die Denkprozesse der Organaktivität sind wie folgt:

    Beginnend mit dem Aufnehmen-Einnehmen und Akzeptanz der Nahrung, auch der Geistigen Nahrung und Anliegen in der Objektivität, also möglichst ohne Widerspruch.
    Das innerliche Abwägen und Sortieren des Verwertbaren,
    Das Erkennen, Assimilieren und die Einverleibung was man als Wesentlichen aufgenommen hat.
    Das Verarbeiten, Verdauen, Aufteilen und Verteilen bis in die feinste Molekularebene
    Erst dann kann sich der tatsächliche Wille/Konzentration von unten nach oben heraus kristallisieren, für die Wege des Wirkens bereitzustellen.

    Jeder konstruktive gesunde Denkprozess würde diesen Verlauf nehmen, das Äußere (Herausforderung) aufzunehmen wie sie ist. Mit seinem Inneren Fähigkeiten der gesunden Denkprozesse und Abstimmung der Fragen von …was, wie, wann, wo und warum zu vergleichen und zu verbinden. Sozusagen mit seinem selbst dafür erzeugten Energiepotenzial und seiner geistigen Verarbeitung täglich abzustimmen, um seine Fähigkeiten dann, für das was wir wirklich tun wollen bereitzustellen und es dann auch können. Das was man nicht will ist somit verarbeitet und gewinnt nicht so stark an Bedeutung oder ist nur als Herausforderung interessant.

    Weshalb Denkprozesse… ein wirkliches und echtes Geschäft ist und vor allem Zeit benötigt.

    Während der bisherige Verstand in seiner Prägung nur den Wille als das Denken und Fähigkeiten annimmt und dazu verwendet, etwas durchzusetzen. Dies erfordert wiederum den Ehrgeiz, also eine Verhaltensweise, die sich darauf konzentriert was man nicht will abzuwehren und deshalb häufig gegen Windmühlen kämpft! Sich aber nicht an seine eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten orientiert, sondern auf Grund von Erinnerungen, vergangener Prägung und Einstellungen ad hoc schon immer so handelt, wie man es schon immer handelte. Und weil er nichts Besseres wissend ist, eben äußerlich Prozesse optimiert um wenigsten für eine kurze Zeit überleben zu können. Übrigens überschreitet des Menschen Windmühlen, was man alles nicht will, die 70% Marke …erzeugt diese Negativität eine Eigendynamik, die nicht mehr zu stoppen ist und im Verhalten ganz und gar nicht nett ist.

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