Diskutieren wir über unsere digitale Identität! Echte Informationelle Selbstbestimmung beginnt mit einer souveränen digitalen Identität!

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Wer sind wir im Netz? Wie wollen wir dort mit uns umgehen und umgegangen wissen? Wir möchten bestimmt eine informationelle Selbstbestimmung und sicherlich nicht so gerne ein überwachendes Social Scoring wie in China. Dazu müssen wir uns wohl um die Idee eines „Digital-Humanismus“ kümmern… Und dass wir grundsätzlich eine digitale Identität brauchen, ist für das digitale Zeitalter doch klar!

Quelle: Unsplash

Max Senges, Martin Schössler und ich haben länger darüber diskutiert und unseren derzeitigen Stand in einem Paper zusammengefasst. Es ist kein ganz einheitlich rundes Werk geworden, denn man merkt wohl noch an den verschiedenen Ausdrucksstilen, wer welchen Teil beigesteuert hat. Wie auch immer – wir möchten eine Diskussion anstoßen! Ihre Ideen?

Hier geht es zum PDF des Artikels: Klicken!

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9 Antworten

  1. Hallo,
    interessanter Ansatz. Die Liste der digital bei mir verfügbaren privaten Daten habe ich auch schon weitgehend umgesetzt, mit der Aussage, dass wir unsere Daten kennen und unter Kontrolle haben, kann ich mich voll identifizieren.
    Für mich ist die vorgeschlagene Implementierung allerding absolut inakzeptabel.
    Meine Daten gehören mir und auf die greift niemand, wirklich niemand fremder zu. Eine Speicherung in der Cloud ist für mich undenkbar.
    Diskussionsfähig ist, dass bestimmte Personen und Institutionen Daten brauchen oder haben wollen. Dies möge man mir bitte mitteilen und ich werde dann demjenigen die Daten per push zur Verfügung stellen, wenn eine sauber implementierte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zur Verfügung steht. Dann schicke ich die Daten ab. Ohne Verschlüsselung schicke ich die Daten auch ab, jedoch ausgedruckt im Umschlag mit Briefmarke.
    So eine Vorgehensweise ist leider die einzig mögliche Konsequenz, wenn man sich gewisse aktuelle Versuche ansieht, sensible Daten zu handhaben. Beispiel: Deutsche Gesundheits-Apps oder allgemein international Gesundheitsdaten. Was da schon bisher an Daten weggekommen ist, kann wohl niemanden davon überzeugen, dass man die Grundorganisation im Griff hat. Es geht hier, wie breit ausgeführt wird, um digitale Identitäten. Wenn jemand die unrechtmäßig kopiert, ist das nicht mit dem neu Setzen eines Passwords und einem „sorry“ aus der Welt zu schaffen.
    Das ist das Hauptproblem. Man braucht überhaupt keine Befürchtungen, die bisher dokumentierten Katastrophen reichen momentan aus, um darum einen großen Bogen zu machen.
    Sollte die Digitalisierung aller Lebensbereiche in den nächsten Jahren mit den sicher begeistert aufspringenden Versuchskarnikeln problemlos laufen, bin ich sofort dabei.
    Viele Grüße
    Knut Brenndoerfer

  2. Ach Gunter!
    Ja das wäre prinzipiell schon etwas Schönes. So auf den ersten Blick. Doch was ist mit den digitalen Hintertürchen, die sich noch jeder aber auch wirklich jeder Programmierer heimlich offen gehalten hat? Was mit den Interessen der Staaten – besonders deren Innenminister, Geheimdienste – und natürlich der Wirtschaft an unseren verlockenden freiwillig zusammengestellten und gesammelten Daten? Die Versuchung da hineinzuschauen, ein bisschen daran drehen zu können und etwas davon zu kapern?

    Sicherheit von Daten und die alleinige Hoheit des Zugriffs durch den Nutzer kann nicht garantiert werden. Das digitale selbstgesteuerte Cockpit ist eine hübsche Illusion. Wer soll das Ganze technisch aufbauen und wer soll es beaufsichtigen? Ein Digitalkonzern (so selbstlos und so gar nicht finanziell interessiert) wie z. B. der von Herrn Zuckerberg? Unser jeweiliger Staat mit seinen(ach so flinken, technisch versierten) Behörden? Eine (altruistische und gemeinnützige) supranationale Organisation ähnlich der FIFA oder dem Olympischen Kommitee? Sorry, aber da bin ich nicht besonders zuversichtlich.
    Nicht böse sein,
    Isy.

    1. Tja, da sind sie wieder unsere täglichen Sorgen, …äh, Zielkonflikte… beim „Leben“ unter vielen Menschen mit so vielen Ängsten und Möglichkeiten. „An wessen Tisch ich sitz, dessen Lied ich sing“…, ständig auf der Suche nach dem passenden Kompass, der richtigen Antworten auf die immer-wiederkehrenden Gretchenfragen, deren Beantwortung durch uns selbst später hoffentlich selbige nicht breuen lässt, denn das quält, neben Gefängnis wohl am meisten!? Aber verantwortungsvolle Ziele setzen, ein Vorbild und Leitplanken vorgeben, das ist natürlich hilfreich und sinnstiftend, nicht? Ausreißer wird es immer geben (auch im eigenen Tun – selten habe ich einen menschgewordenen Engel gesehen, selbst wenn es auch die geben soll). Hier geht as aber um das Leitbild, das Ideal und darum etwas in den Alltag zu retten, konstruktiv. Siehe Kennedy und die Mondlandung (ob sinnvoll sei mal dahingestellt, aber eben beispielhaft für fast Unmögliches wahr gemacht). Für viele gemeinsam (offentlicher Raum, Ethik) und jeder für sich allein (Gewissen). Baut Leitplanken keine Stopschilder 🙂

      Es geht vielleicht meist weniger um „nur gut“ oder „nur böse“, anstatt darum bestmöglich selbtsbestimmt durchzukommen… das „Katz- und Maus-Spiel“ (den Betrug) wird es dabei wohl immer geben, solange es nur mindestens zwei Menschen, also Interessen, gibt. Und solange geht es dann auch irgwendwie um Machtfragen, die eben icht immer und ausschliesslich demokratisch und chancengleich beantwortet werden müssen bzw. können. Aber im Sinne von Gemeinwohl sollten Enscheidungen eben genau das sein demokratisch und chancengleich errugen und modifizierbar… also bitte ja: Strukturen schaffen für souveränen digitalen Identitätsformen (und virtuelle Räume), die es ja schon (im Ansatz) gibt!

  3. Ich kann mich nur der Meinung von Isy anschliessen.
    Sobald wir Einzelmenschen uns im öffentlichen Raum bewegen, sind wir – trotz moderner Gegenwehr mit den aktuellsten Schutzvorrichtungen – gegenüber den „Digi-Profis“ immer im Hintertreffen und die Immunität ist letztendlich nicht geschützt. Die noch so klugen Gegenmassnahmen hinken (aus technischen, finanziellen, logistischen Gründen) – leider – immer hinten nach.
    Trotzdem lohnt es sich hier zu versuchen das Risiko mit überlegtem Gegendruck zu minimieren.
    Emil

  4. Like, vollumfänglich!
    Nur weil es auch Probleme geben kann, die noch nicht gelöst sind, sollte man sich nicht abschrecken lassen.
    Als Kennedy das Ziel Mondlandung ausgegeben hat, gab es auch gigantische ungelöste Probleme.

  5. Vielleicht bin ich zu unvisionär.
    Aber ich sehe hier mehr Risiken als Chancen. Staaten und Firmen werden die Daten „freiwillig“ verlangen, um über eine Grenze einzureisen, um bessere Konditionen bei einem Kredit zu bekommen, „bessere“ individuelle Gesundheitsleistungen usw. Mit einem verpflichtenden Digitalen Cockpit wäre die Bedürftigkeitsprüfung für Hartz IV einfach – Der Einzelne bekommt nur Leistungen, wenn er seine Daten freiwillig zur Verfügung stellt.
    Selbst wenn die Daten optimal geschützt wären, gäbe es keine individuelle Selbstbestimmung über seine Daten.
    Dazu kommen die Staaten. Fast jeder Staat hat Gesetze, die Firmen in seinem Gebiet zwingen, auf Anordnung gespeicherte Daten heraus zu geben. Und dies ohne die Betroffenen zu informieren. Und egal ob Europa, USA oder andere Länder.

    Selbstbestimmung ist eine Illusion. Der Mensch entscheidet aufgrund von Informationen und diese werden immer besser von wenigen globalen Medienkonzernen mit Interessen von Unternehmen und Staaten gekoppelt. Es wird an Themen geforscht wie Modellierung der Persönlichkeit mittels Daten, Kopplung des Menschen mit Computern (siehe letzte Übernahme von facebook) und führen zu ersten Ergebnissen. Heute ist das Risiko groß, dass Menschen unbewußt gesteuert werden können. In einer solchen Zukunft dem Einzelnen von den den Firmen die Verantwortung über seine Daten zu übertragen, bedeutet dem schwächsten Glied in der Kette die Verantwortung zu geben.

  6. Hallo Herr Senges, Herr Schössler und Herr Dueck,

    vielen herzlichen Dank für diesen visionären und mehr als notwendigen Beitrag. Ihre Punkte und Ideen sind wohl überlegt und die daraus abgeleiteten Ideen und Vorschläge ermutigend. Wie Sie selbst anmerken handelt es sich um ein Mammutprojekt und wie so oft gibt es viele Unkenrufe. Diese Unkenrufe sind aber verständlich, da wir seit nunmehr 20 Jahren im Zeitalter des Big Data leben und seitdem das Gefühl haben, dass Daten nicht zum eigenen Wohl genutzt werden, sondern immer für die Bereicherung von Digitalkonzernen.

    Um den Menschen Lust darauf zu machen und die Vorzüge zu verdeutlichen, die so ein „eCockpit“ hätte, benötigt es einer jungfräulichen Entität, die Vertrauen von der Gesellschaft genießt. Jedoch gibt es so eine Institution derzeit nicht. Wie bereits Vorredner anmerkten, ist es schwer zu vermitteln, dass z.B. eine private Firma Zugriff und Verwaltungshoheit auf hochsensible Daten hat, vor allem in einem doch eher skeptischen Standort wie Deutschland.

    Dennoch sind die Ideen zu gut, um Sie an derzeitigen Realität scheitern zu lassen. Schließlich beginnt auch die längste Reise mit dem ersten Schritt oder wie Herr Dueck gerne zu sagen pflegt: „Sisyphos beginnt mit einem Stein am Strand von Holland“.

    Es wird schwierig sein, alle vorhandenen Informationen gleich digital abzulegen. Ich denke, ein Umweg über das Analoge wird nicht zu verhindern sein. Wäre es nicht möglich, dass eine App programmiert wird, die für alle aufgelisteten Identitäten ein vorformuliertes Schreiben konzipiert, dass nur noch vom Nutzer ausgedruckt, unterschrieben und abgeschickt werden muss? Dann bekommt jeder Mensch einen Stapel Papiere. Diesen Stapel könnte man dann gebündelt an eine „Einscanbude“ schicken, die den Satz digitalisiert und in der persönlichen Cloud des Menschen speichert. Dann wären die analogen Daten digital vorhanden. Sobald es dann eine eID gibt, könnten man diese Daten damit verknüpfen. Viel weiter kann man vermutlich auch nicht planen, da durch die schiere Größe des Projekts so viele Unvorhersagbarkeiten auftreten können, die man im laufenden Prozess lösen muss.

    Im Beitrag selber sagen Sie voller Optimismus „Gehen wir los“. Was wären denn Ihre ersten Schritte in Richtung eines Digitalen Cockpits? Sie sind doch gut vernetzt mit den Hauptakteuren im Digitalumfeld. Könnten Sie diese Beziehungen nicht nutzen, um einen ersten Entwurf zu lancieren?

  7. Hervorragender Artikel!

    Wenn auch mit vielen Herausforderungen in den Umsetzungsmöglichkeiten. Ein gelungene Mischung aus beiden Welten ist meiner Meinung nach die Online-Ausweisfunktion. Das „vorzeigen“ des Ausweises wird dabei durch das Auflegen auf einen Kartenleser oder an ein Smartphone abgelöst. Ein versehentliches Freigeben der Daten ist dadurch fast schon ausgeschossen. Nur finden nicht alle Daten auf dem Chip im Ausweis platz, dazu muss man eine geschickte Hypridlösung erdenken. Ein weiteres wichtiges Konzept aus der Online-Ausweis-Welt ist die gegenseitige Authentisierung. Wie sicher kann ich mir mit der echten Identität meines Gegenüber sein? Wenn ich nicht in der Lage bin, das selbst festzustellen, bin ich abhängig von Dritten und das schränkt meine Souveränität ein.

    Ein kleiner Wermutstropfen war der Hinweis auf die Architektur des Internets vor 50 Jahren. Gemeint war hier sicher nicht die Architektur des ARPANET, sondern das w3 und das ist ja erst 30 Jahre alt 😉

  8. Hallo Gunter,
    spannende Diskussion und persönlich bin ich fest davon überzeugt, dass das Recht zur Hoheit über die eigenen Daten Bestandteil des Grundgesetzes werden muss – und auch mittelfrisitig wird. Der Anreiz für Firmen besteht dann schlicht darin, nicht gegen ein fundamentals Geetzt zu verstossen! Das dies nicht in allen Ländern geschehen wird ist klar. Schliesslich gibt es in vielen Ländern auch keine Meinungs- oder Reisefreiheit. „Wir“ sollten es aber als Vorreiter sehr zügig umsetzen – und dann wie Du schreibst, Daten temporär/dauerhaft aber mit Widerrufsrecht Institutionen/Individuen zugänglich machen.
    Ob und wie weit ein digitales Identitätscockpit gehen sollte, würde ich mit einem hohen Grad an freiwilliger Teilnahme verbinden. Schliesslich zeigt die Gechichte auch, dass (auch wir) längst nicht immer liberal aufgestellt waren und auch Demokratien immer wieder auf der Welt Scheitern können. Hilft dann das Grundgesetzt? Nicht unbedingt, aber es ist sicher eine der demokratisch grössten Hürden.

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